Peter Grimm / 11.02.2018 / 16:27 / Foto: Milliped / 9 / Seite ausdrucken

Christenverfolgung: Ein Erzbischof relativiert am Fließband

Die Anerkennung einer bedrohlichen Wirklichkeit, die so gar nicht ins lange gepflegte Weltbild passt, ist sicher für die Betroffenen kein leichter Prozess. Insbesondere Verantwortungsträger, die sich für die moralische Legitimierung der Überzeugungen der Guten in der Öffentlichkeit zuständig fühlten, haben da einen weiten Weg zurückzulegen.

Was soll beispielsweise ein Bischof sagen, der lange Zeit jeden Christenmenschen ob dessen unchristlicher Gedanken anprangerte, nur weil der darauf bestand, unterscheiden zu dürfen zwischen christlicher Nächstenliebe und dem Verhalten gegenüber ihm nicht ganz so nahe stehenden Menschenmassen, die sich auf den Marsch in heimische Sozialsysteme begeben und am Ziel erwarten, dass sich die ungläubigen Gastgeber nach den islamischen Regeln der Gäste richten? Geistliche Oberhäupter können eigene veritable Irrtümer naturgemäß noch schwerer eingestehen als Normalsterbliche.

Ein Bischof, der nun sehen muss, dass die Übergriffe gegen Christen auch dort dramatisch zunehmen, wo man einst noch das christliche Abendland verortete, kann das wiederum auch nicht ignorieren. Doch zur Kenntnis nehmen mag er die Realität scheinbar dennoch nur wohldosiert und scheibchenweise. Zumindest liest sich diese Meldung so:

Die katholische Kirche findet die Zunahme von Hasskriminalität gegen Christen erschreckend. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte der Frankfurter Allgemeinen Woche (Freitag), dass „höchste Wachsamkeit geboten sei“: „Leider lassen sich quer durch die Gesellschaft Anzeichen der Verrohung beobachten.“

Weichgespülte Weltbildpflege

Das Relativieren steht am Anfang. Erst muss „quer durch die Gesellschaft“ angeklagt werden, bevor dann doch das eigentliche Problem benannt werden kann, um dann immer wieder zu relativieren. Immerhin ersparen uns der Bischof und/ oder der Berichterstatter den Satz, dass das alles nichts mit dem Islam zu tun habe.

Es gebe „Radikalisierungstendenzen unter bestimmten Gruppen der Muslime und es gibt sie auch in anderen Sektoren der Gesellschaft. Das bringt Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das friedliche Miteinander mit sich.“

Weiter sagte Erzbischof Schick der F.A.Z. Woche, dass unter den Flüchtlingen, die seit 2014 aus dem Nahen Osten nach Deutschland gekommen sind, zweifellos manche seien, die „die freiheitliche Ordnung unseres Landes nicht verstehen oder nicht akzeptieren, auch welche, die nicht als Flüchtling, sondern als Terroristen gekommen sind“. Das sei eine Tatsache, auf die man reagieren müsse. „Richtig ist aber auch“, so Schick, „dass die Mehrheit derjenigen, die Krieg und Chaos entflohen sind, die Errungenschaften unseres Staates und unserer Gesellschaft sehr wohl schätzen und sie annehmen wollen.“

Wenn es unvermeidlich ist, die Nennung von Roß und Reiter anzudeuten, müssen gleich Entlastungsmomente angefügt werden, denn Rufschädigendes über den Islam will der Kirchenmann offensichtlich nicht sagen. Nicht einmal dessen ideologischen und machtanmaßenden Ausläufer werden klar benannt. Ob es Christen, die Opfer von Übergriffen werden, hilft, wenn sie mit weichgespülter Weltbildpflege getröstet werden sollen?

Selbstbetrug zum Nichtverstehen

„Man kann nicht in unserer Gesellschaft ankommen, wenn man für deren Wertekanon keine Wertschätzung aufbringt“, so Erzbischof Schick. „Wie will man in einem Land als Bürger unter Bürgern leben, wenn man die Gläubigen verachtet, die der Mehrheitsreligion angehören!“

Vielleicht ist es dieser Selbstbetrug, der zum grundlegenden Nicht-Verstehen der Geisteshaltung vieler Neuankömmlinge fühlt. Sie sind überzeugt von der Überlegenheit ihres eigenen Wertekanons, der schließlich von Allah und seinem Propheten kommt. Was diesem Wertegerüst widerspricht, kann nicht wertgeschätzt, sondern muss im Gegenteil bekämpft werden. Wie das jeweils geschieht, ob man die fremden Werte nur fürs eigene persönliche Leben abwählt und damit gesetzeskonform leben kann oder ob man radikal gegen alles Unislamische in den heiligen Krieg ziehen will, ist selbstverständlich facettenreich.

Ein einigendes Band, auch mit dem, was in den Moscheen in Deutschland gepredigt wird, ist die Überzeugung von der Überlegenheit des Islam. Und mit jeder Geste, hierzulande gastfreundlich islamische Regeln zu beachten, sendet man ein Signal, das von vielen als Unterwerfungsbereitschaft gedeutet wird. Wenn deutsche Bischöfe in Jerusalem beim Besuch des Tempelbergs mit Rücksicht auf die Muslime ihre Kreuze abnehmen, wie im letzten November, ist das genau das falsche Signal. Aber das ist offenbar nicht das Thema des Bischofs. Vielmehr zieht er das nächste Relativierungsregister:

Es sei zu konstatieren, dass, „die Zahl der Delikte aus menschenverachtendem Hass gegen Religionsangehörige und gegen Religionen in den zurückliegenden Jahren insgesamt gestiegen ist. Es gab viele Anschläge auf Muslime und Asylbewerberheime, in denen Muslime leben, antisemitische Straftaten haben signifikant zugenommen und wie gesagt, verstärkt wurden auch Christen angegriffen. Wir müssen feststellen: Achtung und Respekt vor den jeweils anderen, die zu den Fundamenten unseres freiheitlichen Gemeinwesens gehören, nehmen ab.“

Erzbischof Schick sagte der F.A.Z.: „Alle Vernünftigen und Wohlmeinenden müssen sich mit Entschiedenheit gegen diejenigen stellen, die es aufgrund welcher Religion oder Ideologie auch immer an Achtung für ihre Mitmenschen fehlen lassen. Ohne solche Grenzziehungen geht es nicht!“

Billiger Trick

Wer aber Grenzen ziehen will, der muss sie klar markieren können. Dazu ist es nötig, klar zu benennen, wer denn die Menschen sind, die es derzeit verstärkt „an Achtung für ihre Mitmenschen fehlen lassen“ und was das mit ihrer kulturellen und weltanschaulichen Prägung zu tun hat. Hier einfach Angriffe auf Christen, Juden und Muslime pauschal gegeneinander aufzurechnen, ist ein billiger Relativierungstrick, der schon aufgrund seines intellektuellen Niveaus eines Erzbischofs eigentlich nicht würdig sein sollte. Allein, wenn man sieht, dass sowohl bei antisemitischen als auch bei antichristlichen Übergriffen – übrigens auch bei einem Bombenanschlag auf einen Sikh-Tempel – die Täter offenbar überproportional oft muslimische junge Männer sind, erscheint das bischöfliche Fazit leicht verzerrt.

Unzweifelhaft gab es auch rechtsextrem motivierte Anschläge auf Asylbewerberheime und Moscheen. Doch die größere Gefahr für Leib und Leben droht Asylbewerbern von anderen Zuwanderern. Und auch Moscheen werden gelegentlich aus verschiedenen Gründen von anderen Migranten angegriffen. In letzter Zeit traf es beispielsweise DITIB-Moscheen. Hier wollten vor allem Repräsentanten des türkischen Staats wegen dessen Angriffe auf türkische Verbände in Syrien treffen.

Die Bilanz der antichristlichen Übergriffe in Deutschland, die den Anlass zur bischöflichen Wortmeldung bot, ist eigentlich schlimm genug, um sich endlich von Relativierungen zu verabschieden.

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland fast 100 Übergriffe auf Christen. Darunter waren ein Mord, neun Körperverletzungen und ein Fall von Brandstiftung. In rund einem Viertel der Fälle wurden Kirchen und christliche Symbole angegriffen. Mindestens 14 Übergriffe sollen sich zwischen Asylbewerbern und Flüchtlingen abgespielt haben.

Dieser Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Mark Schild / 11.02.2018

In über 50 Staaten werden mehr als 100 Millionen Christen verfolgt. Davon werden über 100 000 Christen jedes Jahr aufgrund ihres Glaubens getötet. Das sagte der EU-Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit, Jan Figel, 2016 bei einer internationalen Konferenz über Christenverfolgung und Verletzung der Religionsfreiheit. Islamischer Extremismus ist die maßgebliche Ursache der Verfolgung. Dass Christen aus Schleuseerbooten ins Meer gestoßen werden, ist ebenso eine Tatsache wie ihre Demütigung in deutschen Lagern, wo sie weiter verfolgt und gedemütigt werden. Orientalische Christen werden hier bedroht, drangsaliert, verletzt – zum Teil von den muslimischen Peinigern, vor denen sie nach Deutschland geflohen sind, aber auch muslimische Wachschützer sind beteiligt.

Martin Schau / 11.02.2018

Mitte Dezember 2015 hatte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick gesagt: “Christen dürfen bei Pegida nicht mitmachen.” Von dieser Order ist der Mann bis heute nicht abgewichen. Warum auch? Er ist der felsenfesten Überzeugung, wie mehr oder weniger alle Gutmenschen-Ideologen, politisch Recht zu haben und auf der “richtigen” Seite zu stehen. Und wenn Land und Leute dabei zugrunde gehen. Michael Kohlhaas lässt grüßen…

Viola Heyer / 11.02.2018

Es wird sich nichts ändern. Man denke nur an die jüdische Gemeinde in Frankreich, die jahrelang auf Schutz und entschlossenes Handeln durch den französischen Staat hoffte und schmählich im Stich gelassen wurde. Wenn Glatzköpfe in Springerstiefeln Jagd auf Christen und Juden machen würden, gäbe es Lichterketten, Beileidsbekundungen und Solidaritätsbotschaften. Sind Muslime die Täter wird der Mantel des Schweigens ausgebreitet oder sogar der Vorwurf geäußert man habe diese “provoziert”.

Klaus Klinner / 11.02.2018

Der Herr Bischof möchte doch bitte ein Beispiel benennen, in dem nicht-muslimische Kreise in Deutschland Übergriffe gegen Christen wegen ihrer Religion verübt haben.

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