Gunnar Heinsohn / 21.03.2019 / 14:00 / 27 / Seite ausdrucken

Christchurch, Verblendung und Wirklichkeit

Brenton Tarrants Attentat in Neuseeland sei, so ist seinem "Manifest" zu entnehmen, für die Versklavung von Millionen Europäern durch Muslime über Jahrhunderte hinweg. Doch was zeigt uns das letzte halbe Jahrtausend? Ungeachtet permanenter Kriege, Epidemien und Abwanderungen legt Europa zwischen 1490 und 1915 von 50 auf 500 Millionen Menschen zu. Durch Verteufelung und tödliche Bestrafung der Geburtenkontrolle wächst unten immer zahlreicher nach, was oben zuschanden geht. Wie ein nie endender Mongolensturm unterwirft sich das Abendland neun Zehntel der Erde, bringt Sklaven auf alle Kontinente und erreicht 27 Prozent der Weltbevölkerung. 

Dass es heute nur noch ein Drittel davon erreicht, liegt nur indirekt an Muslimen. Sie legen zwischen 1900 und 2018 um den Faktor 12 von 150 Millionen auf 1,8 Milliarden Menschen zu und erreichen damit entschieden wuchtige 23 Prozent der Weltbevölkerung. Wie die seinerzeit demografisch überbordenden Europäer vor allem andere Europäer fürchten und allein zwischen 1914 und 1945 rund 70 Millionen ihresgleichen durch Kriege, Gulags und Völkermorde eliminieren, sind muslimische Gewalttote nach 1945 aufgrund noch heftigerer Geburtenraten ebenfalls zumeist Opfer von Glaubensgenossen. Das gilt für 80 bis 90 Prozent der rund zwölf Millionen Hinweggerafften.

Maximale Aufregung erregen dabei die seit 1948 unternommenen Feldzüge zur Ausrottung der Juden Israels. Dabei verlieren muslimische Staaten gut 65.000 Mann. Es geht mithin um ein halbes Prozent beziehungsweise fünf von tausend der Gesamtopferzahl. Die dabei getöteten Israelis tragen ihnen im Westen allerdings nicht sonderlich viel Rachsucht ein, sondern im Gegenteil so viel Zustimmung, dass es mittlerweile für antisemitische Flügel in der britischen Labour-Partei und bei den US-Demokraten reicht. Dabei kostet allein der algerische Bürgerkrieg von Strenggläubigen gegen Moderate (1991-2002) dreimal und das syrische Dauergemetzel seit 2011 sogar siebenmal so viele Tote.

Mord und Totschlag im Namen Allahs wird sinken

Tarrant will mit seinem Massenmord überdies beweisen, dass „niemand unsere Länder erobert, so lange ein weißer Mann lebt.“ Es hat aber wiederum nichts mit dem Islam zu tun, dass der Kriegsindex der „weißen“ Länder nicht mehr – wie von 1500 und 1900 – zwischen 3 und 5 liegt, so dass Kampfverluste spielend ausgeglichen werden. Hinter 1.000 Älteren von 55-59 Jahren drängeln sich dabei 3.000 bis 5.000 Jünglinge von 15-19 Jahren, die den Lebenskampf aufnehmen müssen. Heute steht der europäische Index zwischen 0,6 und 1. Jeder Gefallene löscht eine Familienlinie aus, weil er einziger Sohn oder gar einziges Kind seiner Mutter ist. Dass der Attentäter Anders Breivik von 2011, in dessen Gefolgschaft Tarrant sich stellt, zwischendurch keine vergleichbaren Nachahmer findet, erweist sich als immerhin eine segensreiche Folge der europäischen Schrumpfvergreisung mit lediglich noch 1,5 Kindern pro Frauenleben. 

Bis 2035 sinken auch die meisten Islamstaaten unter einen Kriegsindex von zwei. Mord und Totschlag im Namen des Höchsten wird entsprechend zurückgehen. Deshalb bleibt es unwahrscheinlich, dass innermuslimische Megatötungen die europäischen Dimensionen aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts erreichen oder gar übertreffen. 

Nichts kann der Islam dafür, dass der Weltbevölkerungsanteil Großbritanniens und seiner Siedlerkolonien (AUS, CDN, NZ) von 3,4 Prozent 1919 (57 Millionen) auf 1,7 Prozent 2019 (134 Millionen) abrutscht. Ebenso wenig liegt es an irgendeiner Religion, dass Deutschland demografisch noch gebeugter dasteht. 2019 hat es nicht mehr Menschen als die 61 Millionen von 1919. Dafür steigt das Durchschnittsalter von 28 auf 47 Jahre. Statt 35 sind nur noch 7 von tausend Weltenbürgern Altdeutsche. Nur unter Mithilfe von über 20 Millionen Migranten kann die 80 Millionen-Schwelle gehalten werden. 

Tarrant wagte sich nicht an muslimische Gangs

Kein wie auch immer blutrünstiges oder ruhmvoll historisch ausgemaltes Vorbild kann an der demografischen Wehrlosigkeit des Westens etwas ändern. Weil neunzig Prozent seiner Bürger nur durch Siege im Wettbewerb auf Arbeitsmärkten an Positionen gelangen und dabei durch Freiheit von Familienlasten gegen Konkurrenten Vorteile gewinnen, bleiben die Geburtenraten unten.

Tarrants demografische Ignoranz gemahnt an den Tiefsinn europäischer Politiker. Die müssen sich heute für ein paar hundert Soldaten zum Mali- oder Nigereinsatz gegenseitig anbetteln, schicken morgen aber tränennahe Dankgebete an die Europäische Union, weil die allein sie davon abhalten könne, wieder mit millionenstarken Armeen übereinander herzufallen. Solche Truppen gibt es nie wieder – weder für eine neue europäische Weltrolle noch für White Supremacists à la Breivik oder Tarrant.

Amerika als Herzland dieser Spezies hat heute einen Kriegsindex von 1. Die hitzköpfigen Gestalten einer Boston Tea Party von 1773, als die Frauen acht Kinder hatten (Kriegsindex um 5), stehen schlichtweg nicht zur Verfügung. Es mag noch für lautstarke Hetze und gelegentlich auch blutigen Terror reichen, aber niemals für einen Bürgerkrieg à la 1861-1865. Die „alten weißen Männer“ über 50 Jahren stellen gerade noch drei Prozent der Weltbevölkerung. Es ist nicht ihre Macht, sondern deren Verlust, die sich in den endlosen Traktaten über ihre vermeintliche Schrecklichkeit spiegelt.

Immerhin ist Tarrant weitsichtig genug, dort zuzuschlagen, wo die Polizei nicht triggerhappy ist und Prozesse ohne Todesstrafe ausgehen. Dabei ist es ihm nicht zuletzt um Satisfaktion für die 1.400 „weißen“ Mädchen gegangen, die seit 1980 im englischen Rotherham von überwiegend pakistanischen Gangs missbraucht wurden. Wohlweislich exekutiert er seine „Rache“ aber nicht in einem muslimischen Klub am Tatort. Nach dem ersten Schuss hätte man ihn dort zerrissen, wenn er überhaupt hineingelangt wäre. 

Neuseeland und Australien – als Heimat des Mörders – gehören zu den Nationen, die sich mit geschützten Grenzen in Horte der Zivilisation gewandelt haben. Wer sie behüten will, wird sich ihrer „Rettung“ durch Killer noch ungleich entschlossener widersetzen als Politikern, die ihre Länder durch Zerstörung der Grenzen unrettbar machen. Die sind zwar verantwortlich für eine Destabilisierung ihrer Gemeinwesen, aber die – im Netz anschwellende – Gleichsetzung der fahrlässigen Ermöglichung islamistischer Bluttaten mit den Genozideuren von Utøya und Christchurch bleibt ein ruchloses Unterfangen.

Gunnar Heinsohn (*1943) lehrt seit 2010 Kriegsdemographie am NATO Defense College in Rom.

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Udo Kemmerling / 21.03.2019

Es ist weniger die Hoffnung, “dass innermuslimische Megatötungen die europäischen Dimensionen aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts erreichen oder gar übertreffen”, als die, dass bei innermuslimischen Konflikten mein Heimatland nicht als Schlachtfeld herhalten muß.

J. Polczer / 21.03.2019

Sehr geehrter Herr Heinsohn, die Terroranschläge, die wir zur Zeit haben gerreichen mir persönlich schon. So oder so gehen Leben verloren, weil Fanatiker unterschiedlicher Colour glauben sie müssten jetzt mal ein bisschen Krieg spielen. P.S: Sichere Vorraussagen, über die Zukunft sind zweifelhaft, da sich schon sehr viele Leute schon sehr häufig geirrt haben. Aus diesem Grund betrachte ich ihre Aussagen bezüglich der zukünftigen Entwicklungen mit etwas Skepsis. Der bereits bestehende Terror mit “nur zwischen 0-100 Toten” pro Vorfall genügt.

Karl Eduard / 21.03.2019

“Kein wie auch immer blutrünstiges oder ruhmvoll historisch ausgemaltes Vorbild kann an der demografischen Wehrlosigkeit des Westens etwas ändern. Weil neunzig Prozent seiner Bürger nur durch Siege im Wettbewerb auf Arbeitsmärkten an Positionen gelangen und dabei durch Freiheit von Familienlasten gegen Konkurrenten Vorteile gewinnen, bleiben die Geburtenraten unten.” Ja, kann man so meinen. Ich meine, es liegt am Feminismus, an der unsäglichen Staatspropaganda mit der Gleicheit aller Arten des Zusammenlebens und daran, daß der Staat heute die Frauen auf vielfältigste Weise pampert (Quoten, Unterhalts - und Scheidungsrecht), die sich ansonsten in einer Ehe hätten vom Manne finanziell aushalten lassen müssen.

Thomas Weidner / 21.03.2019

Na ja - die Installierung einer Islamistenmoschee (mit allem was da so dazugehört) in “Christchurch” (ist doch ein symbolträchtiger Ortsname) hätte aus radikal-muslimischer Sicht doch einen ganz speziellen Charme. Aber das sind sicher alles nur bösartige Gerüchte…

Frank Holdergrün / 21.03.2019

Ich bin mir nicht sicher, ob muslimische Länder und ihre Aggression ebenso von diesem (alleinigen) Kriegsindex abhängen. Herr Heinsohn argumentiert mir zu sicher, zu wahrheitstrunken als dass ich es völlig glauben würde. Die Glaubenskraft einer Ideologie, diese wahnwitzig wahnsinnige Überzeugung islamischer Kämpfer sind dort ganz anderen Wirkungen ausgesetzt, wenn sie den Atomsprengkopf bzw. den Auslöser drücken.

Rolf Lindner / 21.03.2019

Und dazu eine Jugend, die angesichts ihrer zukünftigen Marginalisierung auf die Straße geht, um dem Klimawahn und einer geisteskranken Prophetin zu huldigen. Unter dem Titel “Die Erde gehört auf die Intensivstation” hat der Tagesspiegel heut ein Interview mit Dr. E. v. Hirschhausen veröffentlicht. Ich bin der Überzeugung, dass diese jungen Menschen auf die Intensivstation gehören, wie auch deren Anstifter und Bejubler. Meine Kommentare werden im Tagesspiegel nicht veröffentlicht, deshalb an dier Stelle: Kein Arzt der Welt kann eine Krankheit behandeln, wenn er die falsche Diagnose stellt. Der Müll in den Meeren kommt nicht aus Deutschland. Die Klimaerwärmung, wenn überhaupt menschengemacht, kommt nicht aus Deutschland. Deutschland kann selbst bei bestem guten Willen die durch Überbevölkerung in einigen Weltregionen vorhandenen und zukünftigen Probleme nicht mal ansatzweise lösen. Abgesehen davon, dass die Erde z.Z. gar nicht wärmer wird, der Meeresspiegel seit 10 000 Jahren steigt, weil seit 10 000 Jahren das Eis auf der Erde schmilzt, und wetterbedingte Naturkatastrophen eher weniger werden, sind irrationale Angst vor irgendetwas und überhöhte Machtphantasien eindeutige Symptome einer schweren psychiatrischen Erkrankung. Das müsste der Herr Dr. v. Hirschhausen erkennen, wenn er nicht selbst erkrankt ist. Für den Fall, dass es ihm nur um Popularität geht, sollte man ihm die Approbation entziehen.

Thomas Weidner / 21.03.2019

Und wieder diese Doppelstandards und diese Doppelmoral: (Massen-) Mordende Muslime sind geistesgestört - können also nichts dafür weil schuldunfähig - aber solche weißer Hautfarbe werden zur Freude der Muslime (weil ihnen das bei unserer Eroberung nützt) uns Weißen als Beweis von rassistischer Bösartigkeit ausgelegt. Böse Frage nun meinerseits: Gab es nach dem Christchurch-Massaker auch Freudentänze in den Straßen - wie das bei Muslimen nach “erfolgreichen” (d.h. opferreichen) Terroranschlägen in der westlichen Welt so üblich ist? Und dann gibt es ja noch Diskussionen über den Grund, weshalb gerade diese Moschee überfallen wurde. Und warum gibt es ebenso Gerüchte um eine Mossad-Aktivität in Christchurch?

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