Wolfgang Röhl / 24.05.2008 / 14:43 / 0 / Seite ausdrucken

Chakra-Arbeit auf dem Land. Ein Fortbildungserlebnis

Den aktuellen Stand der Quitsch & Quatsch-Gesellschaft, bilde ich mir ein, kann man in der Provinz besser abrufen als in den Metropolen. Wenn in der überwiegend von Städtebewohnerinnen gelesenen „Brigitte“ geraten wird, zwischen vier und fünf Uhr früh irgendwelchen Qi Gong-Blödsinn zu treiben („Dann ist das Qi ins Organsystem Lunge eingetreten… wer jetzt Atemübungen macht, der verteilt frisches Himmels-Qi im ganzen Körper und leitet trübes Qi aus“) - was beweist das schon? Höchstens, dass in Ballungsgebieten sich auch genügend Verrückte, Hypochonder und Vereinsamte eines bestimmten Alters zusammen ballen, denen man erzählen kann, was man will. Vor allem, dass im Himmel Jahrmarkt ist. Und zwar das ganze Jahr über…

Wenn jedoch das Volkshochschulverzeichnis der entlegenen Nordregion Hadeln (zwischen Hamburg und Cuxhaven) zu einem Drittel aus Kursen besteht, vor deren Buchung man seinen Restverstand an der Garderobe des Gemeindehauses abzugeben hat, dann wird klar: die Nachfrage nach Aberglaube, Hokuspokus und Schamanentum, unterstützt vom Bedürfnis diverser als „Therapeuten“ firmierender Dilettanten, sich mit Pseudoberufen kommod durchs Erwerbsleben zu schlagen, sind in der Mitte der Gesellschaft, ja an deren Basis angekommen. Aus dem Verzeichnis, Rubrik „Gesundheit – Entspannung“: „Früchtefasten mit körperlich-mentalem Rahmenprogramm“, „Tai-Chi für Anfänger in Peking-Form“, „Qi Gong mit den acht Brokatübungen“, „Nordic-Walking-Workshop“, „Ganzheitliches Körpertraining nach Pilates in Hemmoor“, „Meditationskurs im Reich der inneren Mitte“, „Abendkurs: Von der Bewegung in die Stille“, „Wochenendseminar: Das Geheimnis der Selbstheilungskräfte“, „Aktivierung der Heilungs-Intelligenz“, „Kräuterwissen, abgerundet durch Akupressing, Mudras, Reflexzonenarbeit und Chakra-Yoga“.

Das Ganze wird teilweise aus Steuergeldern finanziert und soll laut Selbstverständnis der Volkshochschule unter anderem dazu dienen, „sich neues Wissen und neue Fähigkeiten anzueignen.“

Und da regen sich Leute auf, dass die katholische Kirche einen Exorzisten beschäftigt?

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