Wie lebt man mit so einem jähen Verlust, will Özdemir wissen. Mit der permanenten Unterstellung, der Vater, der Ehemann habe ein Doppelleben geführt? Je länger Mutter und Tochter erzählen, desto mehr wird klar: Man kann damit nicht leben. Ja, man steht morgens auf, geht abends zu Bett. Man achtet darauf, dass die Kinder frühstücken, Hausaufgaben machen, man wäscht das Geschirr, hält die Wohnung in Ordnung. Man geht zum Arzt, weil der Medikamente verschreibt, die den Schmerz betäuben. Der Arzt ist nicht weit weg, aber Elif K. läuft einen kilometerweiten Umweg, wenn sie einen Termin hat. Der Kiosk liegt auf der direkten Route. Heute soll dort ein türkischer Verein residieren. „Aber das wissen wir nicht genau!“, sagen Mutter und Tochter, „wir waren nie wieder da.“
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