Cannabis-Legalisierungsgesetz: Abstandsregeln für Kiffer

Es dauert nur noch wenige Wochen, bis öffentlicher Cannabiskonsum erlaubt ist. Ein Fest für Kiffer und die neue Cannabis-Bürokratie!

Gestern wurde im Bundestag das neue Cannabis-Legalisierungsgesetz diskutiert, oder im Ampelneudeutsch die "Gute-Kiffen-Verordnung". Die Rechten waren natürlich dagegen, alle anderen dafür oder fast alle, und so wird es ab dem 1. April in Kraft treten. Das Datum ist interessant gewählt.

Nun möchte ich nicht das ganze Gesetz auseinandernehmen, aber zunächst anmerken, dass ich während meiner aktiven Zeit als Pädagoge von der Schulkonferenz meiner damaligen Anstalt zum Drogenbeauftragten bestellt wurde. Meine Aufgabe war es, abweichende Jugendliche vom Konsum abzubringen und ein niedrigschwelliges Gesprächsangebot zu machen, bei dem nicht gleich die Gefahr bestand, dass entweder der Sheriff oder Mama mit dem Nudelholz um die Ecke kamen. Der Erfolg war bescheiden, aber es führte zu Fortbildungen und einer gewissen Expertise, die ich hier auf zwei Punkte fokussieren möchte.

Nummer eins: Die monatlich straffreie Menge an Cannabis soll, wie ich las, 50 Gramm betragen. Also, in einem Normalmonat mit 30 Tagen wären das 1,6 Gramm periodisch pro Tag. Das klingt nicht nach viel, eher nach homöopathischer Dosis, aber liebe Leser, weit gefehlt. In den letzten Jahren hat sich der durchschnittliche THC-Gehalt von „Gras“ exponentiell gesteigert. Musste man in den wilden 70ern noch einen halben Heuballen wegrauchen oder gleich zu teuren Importen greifen, so ist heutzutage 1,6 Gramm eine Dosis, die jeden Konsumenten mit großer Sicherheit aus einem normalen Schul- oder Arbeitsleben hinauskatapultiert. Jugendliche und auch reifere Menschen dürften also zunehmend fröhlich lächelnd auf der Chaiselongue liegen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen, was das parallel eingeführte Bürgergeld auch ermöglicht.

Und noch eins ist sicher: Herrn Pistorius' Aufruf nach mehr Kriegstüchtigkeit, Wehrwillen und dergleichen dürfte an den Rauchwolken der Konsumenten verpuffen. Die schnitzen eher ein Peace-Zeichen in die Gewehrkolben, als mit aufgepflanztem Bajonett einen Graben zu räumen. Man muss das nicht schlecht finden, ich meine ja nur. Meine Erfahrung als Lehrer ist da relativ eindeutig: Gelang es nicht, jugendliche Delinquenten vom Kiffen abzubringen, blieb letztendlich nur noch Entzug. Und wenn der nichts nutzte, entweder die Jugendpsychiatrie (ich habe auch kurz in einer solchen gearbeitet) oder ein freundliches Dahindämmern in der sozialen Hängematte.

Fragen über Fragen

Deutschland dürfte orientalischer werden. Für das Geschäftsmodell der Niederländer, die allgegenwärtigen Coffeeshops, sehe ich aber schwarz. Hierzulande sollen Clubs zur Cannabisproduktion mit bis zu 500 Mitgliedern zugelassen sein. Das ergäbe pro Jahr 1.500 oft mehr als mannshohe Stauden. Wenn man die Aufzuchtmöglichkeit unter warmem Rotlicht mit einbezieht, könnte man das noch steigern. Wer will da noch nach Holland, wo ihm zwischen 10 und 20 Euro für das Gramm abgeknöpft wird, je nach Qualität? Im Gegenteil: Ich sehe schon die Holländer hier einfallen und die holländischen Alpen in Winterberg mit teeanbauartigen Terrassen voll des guten Hanfes stehen. Man kann die Freuden auch kombinieren. Ein Riesling zum Pfeifchen am Moselufer, was könnte schöner sein.

Doch nun zum nächsten Punkt: Öffentlich konsumiert darf ab 20 Uhr auch in Fußgängerzonen werden, aber mit einem Abstand von 100 Metern Luftlinie zu Sportstätten, Kindergärten und Schulen. Zwar sehe ich schon, wie sich der Cannabisdampf mit dem Abendnebel von der Ruhr in Witten und Herdecke mischt, wo ich derzeit wohne, aber interessant ist das Abstandsgebot. Google Maps müsste nun eine Karte herausbringen, auf der diese Abstände zu entsprechenden Einrichtungen eingezeichnet sind. Ich vermute, das ergibt in bebauten Gebieten eine verwirrende Struktur, in der nur gelegentlich flaschenhalsartige Grundflächen sozusagen frei sind. (Historisch gab es das schon mal. „Freistaat Flaschenhals“ googeln!) Aber es bleibt dem kiffenden Teutonen und seiner Thusnelda ja noch Gottes freie Natur, jedenfalls wenn er da eine Kippe anzünden darf, was ja ob des Klimawandels auch zunehmend fragwürdig ist.

Nun ein paar mathematische Bemerkungen zum 100 Meter Abstandsgebot: Die Mitte eines Fußballfeldes lässt sich durch den Schnittpunkt der Diagonalen bestimmen, aber wie soll das bei der vertrackten Architektur vieler Waldorfkindergärten durchgeführt werden? Da hilft vielleicht nur noch die sich immer verbessernde KI. Und berechnet man den Abstand von den Rändern oder vom Zentrum? Liegt das Zentrum eines Waldorfkindergartens nicht in höheren Sphären? Fragen über Fragen! Aber zum guten Schluss noch ein Witz: Drei Drogis brechen aus dem Knast aus und graben einen Tunnel. Leider stoßen sie nach einiger Zeit auf eine massiver Bruchsteinmauer. Der Kokser rastet aus und trommelt auf die Mauer ein. Der LSD-ler betrachtet innigst die irren Gesteinsstrukturen. Und der Kiffer: Setzt sich hin und murmelt: „Lass mal morgen machen!“

 

Hubert Geißler stammt aus Bayern und war Lehrer für Kunst/Deutsch/Geschichte.

Foto: Montage Achgut.com

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Leserpost

netiquette:

Fred Burig / 27.02.2024

@Peter Wagner:”... Die Ampel tötet. Ungelernte, unintelligente und undemokratische Gestalten haben dem eigenen Volk den totalen Krieg erklärt. Wir müssen zurückschlagen!” Richtig! Und das erste Beste dafür ist: AFD wählen! Oder denkt jemand der olle “Black Rocker” Friedrich Merz wolle da was ausrichten oder ein Herr Maaßen, mit „SEINER“ Werteunion wäre wirklich an grundlegenden Veränderungen der eigenen Interessenbasis interessiert?! - Stichwort „Premium-Partner CDU“ – sagt doch alles, oder?! MfG

Michael Schweitzer / 27.02.2024

Herr Geißler,sind die Tüten oben auf dem Bild vegan?Und gilt nach dem 1 April die freie Meinungsäußerung wieder, oder wird die dann immer noch zensiert, oder als rechts gebranntmarkt?Haben wir denn genug Strom für den Anbau?

Judith Panther / 27.02.2024

Wie gut,  daß wir derzeit keine größeren Probleme haben als daß eine Droge legalisiert wird, die ohnehin seit ewigen Zeiten und nahezu ungehindert konsumiert wird. Erinnert sich eigentlich noch jemand daran, warum die Prohibition in den USA wieder abgeschafft wurde? Lieber Hubert Geißler. Ich bin sicher, daß Sie nicht rauchen, Schmerzen, Depressionen oder eine Posttraumatische Belastungsstörung locker wegatmen würden und keinerlei Alkohol konsumieren. Auch nicht gelegentlich. Indianerehrenwort! Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Hinter dem Drogenverbot steckt die Drogenmafia selber. Die leben einfach zu gut davon.      

Roland Erlach / 27.02.2024

Eine Legitimation wird den am Sozialtopf hängenden Park-Bantus gar nicht gefallen.

Thomin Weller / 27.02.2024

@Philipp Imhof Am Schlimmsten ist der Mix verschiedener “Drogen”. In meiner Umgebung konsumierte ein Tween THC. Ihm wurde heimlich noch eine andere Droge ins Glas geschüttet. Er kam in eine heftige Psychiose und muss nun lebenslang bestimmte Pillen zu sich nehmen. Ich würde Schüler einmal mit auf die geschlossene Abteilung in ein Krankenhaus nehmen und ihnen das Potential real zeigen was bestimmte Substanzen anrichten können. Als Schocktherapie aber gleichzeitig das Erklären, was Christian Rätsch versuchte zu erklären u.a. der Mensch ist das größte Drogenlabor. Endorphine sind super, solange sie selbst erreicht werden z.B. durch Sport. Viele Schüler, Studenten und auch Berufsgruppen dopen sich mit Pillen und anderem.

Lutz Herrmann / 27.02.2024

Durch die neue Gesetzgebung dürfen die Säufer nicht schlechter gestellt werden als die Kiffer gemäß BVerfG 57/0815.

Gisel Schinnerer / 27.02.2024

Hanfanbau ist nur seit knapp einhundert Jahren in Deutschland verboten, allerdings gab es schon immer Ausnahmen für den Bedarf von Fasern, Seilen und noch einigem mehr. Einen schmerzhaften Hexenschuss habe ich erst kürzlich mit CBD-Gel überlebt, der Heilpraktiker gebrauchte die Worte “großes Schmerzmittel”.  Hildegard von Bingen hat auch geschwärmt, ob sie wohl gekifft hat?  Und zu guter Letzt ...  meine Spatzen schwören auf Hanf :-))

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