R. H. van Thiel , ich muß Sie korrigieren, diese Menschen sind nicht geflüchtet, sie WURDEN VERTRIEBEN !!, wie Sie sagen INNERHALB VON DEUTSCHLAND !! Daher ist der Vergleich mit den heutigen FLÜCHTLINGEN abartig!! In unser schönes großes Haus wurde eine Familie aus Schlesien eingewiesen. Zu jedem Weihnachtsfest, so ab 22 Uhr besuchten sich die Familien untereinander. Bei der “schlesischen” Familie gab es immer gegen Mitternacht noch sehr leckere Buchteln mit MOHN- Vanillesoße. Werde ich nie vergessen. Für mich, SÄCHSIN, ist es hier in Bayern selbstverständlich zu jedem Weihnachtsfest drei verschieden Sorten Kartoffelsalat mit Wiener- und Bockwürsten zu servieren und danach unbedingt BRATÄPFEL mit ZIMT, NELKEN, MARZIPAN, NÜSSEN in BUTTER geröstet. Meine Mutter hat mir ein Kochbuch, DIE DIßMANN von 1923 hinterlassen, damals gab es noch eine RICHTIGE DEUTSCHE KOCHKULTUR !! Auch die REZEPTE der CHRISTIANE VULPIUS sind eine Sünde wert. Offenbar hatte Goethe es mit der Galle und hat sich darum mehrmals in KARLSBAD das ziemlich bittere KARLSBADER BRUNNENWASSER einverleibt. “ESSEN und TRINKEN hält Leib und Seele zusammen. Heute ist teilweise diese wunderbare Eßkultur zum “STRAßENFRESSEN” verkommen. Paßt sich eben der allgemeinen Lage an. “Selbst Fresspäpste können irren!” Ich vermute, daß vor allem viele ältere Deutsche Frauen aber auch etliche Männer BESSER kochen können, als die sogenannten “KOCHPÄPSTE”
Schlesische Weißwurst hab ich grad heute gemacht - da hätte ich mal eher bei achgut lesen sollen. Meine Famliie hat zwar keine heimatlichen Verbindungen, aber als Jahrgang 62 war mir das Schlesische sehr vertraut von Nachbarn und der Inhaberin unserer Heißmangel, Frau Apicius. Ich höre den Klang immer noch heraus, meistens an dem typischen “E” und dachte kürzlich wehmütig, daß diese Mundart/Dialekt fast ausgestorben ist und der Begriff Flüchtlinge schon seit ewig nicht mehr meine Landsleute meint. Alles versunken im Malstrom der Zeit. Die schon genannte Liegnitzer Bombe lohnt eine Wiederauferstehung in meiner Küche, ich hab noch ein Rezept, das meine Mutter von einer Flüchtlingsnachbarin hatte ... ich backe ein paar Kindheitserinnerungen mit ein an eine wunderbare Zeit, die sich doch bemühte, die Gesellschaft zu einen, ganz im Gegensatz zu heute..
@Gisel Schinnerer: “Mohnsemmel” - ach - Sie meinten die “Mohbabe?” Danke, dass Sie auch wie Herr Etscheid dafür gesorgt haben, dass Erinnerungen wieder lebendig geworden sind - und dass ich das “Schlesische Wörterbuch"von Barbara Suchner aus dem Husum - Verlag wieder in meine “unegalen” Finger genommen und mich köstlich “besäckelt” habe! Wo sonst gibt es so schöne Worte wie z.B. “kriesewatschig” (krumm) oder “Kließlaheber” (Büstenhalter)?
Lieber Herr Etscheid, ach - beim Lesen Ihres Beitrags kamen Erinnerungen hoch! Kein Heiliger Abend bei unseren Eltern (Vertriebene aus Schlesien) ohne die schlesische Tunke mit dem in meinen Augen seltsamen Inhalt. Ich - Nachkriegskind - konnte diesem merkwürdigen Gericht nie etwas abgewinnen und durfte auf Kartoffelsalat und Würstchen ausweichen. Für meine Eltern und meinen Bruder wäre der Abend ohne dieses schlesische Nationalgericht unvorstellbar gewesen! Den durchaus appetitlichen Geruch habe ich noch in der Nase, allerdings auch die Erinnerung, dass nach dem Genuss der große Abwasch und die Küchenreinigung fast nur an meiner Mutter und mir hängengeblieben sind.
Ein klein wenig möchte ich den Absatz mit den Heimatvertriebenen/Flüchtlingen noch konkretisieren, wenngleich natürlich stimmt, was Sie schreiben. Die früher so genannten “Volksdeutschen” gehörten freilich zum deutschen Kulturraum, sonst hätten die Vertreiberstaaten sie ja nicht ausgerechnet nach Deutschland vertrieben. Aber die Schlesier, Pommern und Ostpreußen sind INNERHALB ihres eigenen Landes geflüchtet, weswegen mich - “Kind” von Ostpreußen - der Vergleich meiner Vorfahren mit Arabern o. ä. regelrecht auf die Palme bringt.
Danke für die Kulinarische Erinnerung an die Großmutter, ihre weihnachtlichen Mohnsemmel und an den lieb gewonnenen schlesischen Dialekt, der wohl auch bald endgültig verklungen sein wird.
Da haben Sie Recht, Herr Etscheit! Die schlesische Kultur, besonders die Esskultur, gerät langsam in Vergessenheit. Ich erinnere mich noch gerne an meine Kindheit. Zu Schlesiern gehen war für mich immer gleichbedeutend mit sich unter der Essenslast biegenden Tischen und gemütlichen Runden. Ich möchte hier noch ein wenig die schlesische Weißwurst loben, die bei Ihnen etwas zu kurz kommt. Jedes Jahr freue ich mich darauf, seit ich denken kann. Früher gab es sie wirklich nur zu Heiligabend und Silvester, heute kann man sie meist schon Wochen davor erwerben - meist in minderer Qualität. Meine Oma bzw. meine Mutter brachten ihr Rezept aus Niederschlesien mit, wo mein Opa Metzger war. Ein kulinarisches Stück Heimat im kargen Westfalen. Wird die Wurst jedenfalls richtig zubereitet (aus Kalbfleisch, nicht zu fett und sanft gewürzt), dann gebrüht und in Butter leicht gebräunt, ist sie eine Delikatesse. Leider beherrscht heute kaum noch einer das Rezept, denn Bratwurst ist ja hierzulande ein Nahrungsmittel, in dem man so allerlei Reste verwertet. Leider muss man lange suchen und weit fahren, um den richtigen Metzger zu finden.
Bei meinen Schwiegereltern und deren Eltern, die aus Schlesien hier in der Oberlausitz landeten, hieß sie Fischtunke, obwohl kein Karpfenblut hineinkam und sie wurde mit Sauerkraut, Bratwurst und hineingezupften Brot gegessen. Auch für uns gehört dieses Essen unbedingt zum Weihnachtsabend, Die Soßenreste - da schon immer reichlich bereitet - werden dann nochmal zu Silvester kredenzt.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.