Georg Etscheit / 01.09.2024 / 12:00 / Foto: Pixabay / 8 / Seite ausdrucken

Cancel Cuisine: Wahlkämpfers Leibgericht

Ein Investigativreport über die kulinarischen Vorlieben verleiht immer so einen schönen, menschlichen Touch, vor allem in Wahlkampfzeiten. Mahlzeit!

Eine der beleibtesten Übungen für Volontäre in der Politikredaktion ist es, die Lieblingsspeisen von Politikern zu recherchieren, um daraus eine „nette Lesegeschichte“ zu machen. Und die Presseleute der solcherweise befragten Politiker unterstützen die Nachforschungen gerne, weil der kulinarische Investigativreport immer so einen schönen, menschlichen Touch verleiht, vor allem in Wahlkampfzeiten.

An diesem Sontag stehen wieder einmal „Schicksalswahlen“ an. So nennt der Mainstream Urnengänge, bei denen „die Rechten“ auf Stimmenzuwächse hoffen können. Dann „droht“ ein „Rechtsruck“ oder, noch viel schlimmer, die Machtergreifung. Gewinnt das andere Lager, ist es ein Regierungswechsel.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die Lieblingsspeisen thüringischer Spitzenpolitker zu recherchieren. Da wäre zuerst der einstige Linken-Star Bodo Ramelow, der spielt gerne den Landesvater und serviert im „Restaurant der Herzen“ in Bad Salzungen  kostenfreie Suppe, Kaffee und Kuchen. Außerdem wird von ihm berichtet, dass er auf thüringische Bratwurst steht.

Das hätte man eher von Höcke erwartet. Von Populisten sollte man annehmen, dass sie immer das machen, was die Mehrheit macht – und die meisten Thüringer lieben ihre Bratwurst, die wirklich zu den besten zählt. Außerdem ist eine Bratwurst in geröstetem Zustand braun mit schwarzen Sprenkeln. 

Festkochende Kartoffeln der Sorte Linda

Der Spitzenkandidat der thüringischen Union heißt Mario Voigt und schlägt sich gerade mit einem Plagiatsskandal herum. In einem Wahlwerbevideo 25 Fragen an Mario Voigt  wurde er gefragt, was er sich am liebsten vom Bringservice liefern lasse. Die Antwort, etwas verschämt: indisch. Außerdem tendiert er zu Erdbeereis.

Von dem SPD-Kandidaten Georg Maier habe ich noch nie gehört, den lasse ich mal außen vor. Zu Katja Wolf, Spitzenkandidatin des Wagenknecht-Bündnisses, habe ich nichts gefunden. Von der Chefin ist allgemein bekannt, dass sie und Oskar gerne gut essen. Salonkommunisten.

Wenn man bei Google „Höcke und Leibgericht“ eingibt, kommen nur Treffer, die von diversen Gerichtsprozessen handeln. Also Mail an die Pressestelle der AfD-Landtagsfraktion in Erfurt. Dort reagiert man prompt und ist bereit, „ein Geheimnis“ zu offenbaren: „Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl“. Fast schon enttäuschend normal. Nix mit Kraft-durch-Freude-Erbsensuppe aus der Feldküche. Perfide. 

Pellkartoffeln mit Quark esse ich auch gerne, die sind schnell gekocht, sättigend und gesund. Entscheidend ist die Wahl der richtigen Kartoffelsorte. Ich bevorzuge festkochende Kartoffeln, Salatqualität, der Sorte Linda oder Bamberger Hörnchen. Letztere sind zwar etwas mühsam zu pellen, aber vom Geschmack her unvergleichlich. Beim Quark kann man nicht viel falsch machen. Wer es leicht mag, nimmt Magerquark und verrührt ihn mit etwas Milch oder Mineralwasser. Besser schmeckt natürlich vollfetter Quark, der hat aber auch mehr Kalorien. 

Darüber kann man einfach nur gehackten Schnittlauch streuen, pfeffern, salzen, fertig. Oder man macht gleich einen echten Kräuterquark. Auch wachsweich gekochte Eierhälften passen gut. Mein Geheimtipp: keinen Supermarktquark nehmen, sondern italienischen Ricotta, am besten Büffelricotta. Ist schwer erhältlich und teuer, aber geschmacklich unschlagbar. Und grobes Meersalz darüberstreuen. Wetten, dass das auch Oskar und Sarah mundet?

Verdächtig erscheint das von Höcke als zusätzlicher Guss verwendete Leinöl. Ein bekannter Leinölproduzent ist die Lausitzer Ölmühle im sächsischen Hoyerswerda, oh, oh. Bezieht Höcke von dort sein Leinöl?  Correctiv übernehmen Sie! 

Georg Etscheit schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mitegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Gertie Seri / 01.09.2024

Ich bin erstaunt, dass es so viele kulinarisch Gleichgesinnte gibt! Pellkartoffeln mit Quark (am liebsten Kräuterquark) kommen bei mir sehr häufig auf den Tisch und es hat sich noch nie einer beschwert. Ideal, wenn es schnell gehen muss oder keine Zeit zum Einkaufen ist (die Zutaten habe ich fast immer zu Hause). Allerdings mit Leinöl habe ich es noch nie probiert. Aber das ist schon ein Punkt, der für die AFD spricht. Nah beim Volk!

Emil.Meins / 01.09.2024

Also ich würde nie Supermarktquark essen, auch nicht italienischen Büffelricotta, alles viel zu gewöhnlich! Bei mir kommt nur feinster Quark aus Mäusemilch auf den Tisch. Natürlich nur von freilebenden Mäusen, die in Italien auf mehreren von der Mafia bewirtschafteten Hektar Freilaufgelände ihren Geschäften nachgehen. Gemästet werden sie mit feinstem Mais und einer speziellen Weizensorte, sowie einigen geheimen Zutaten, die die Milchausbeute erhöhen. Zum Melken werden sie gerufen von einem speziell ausgebildeten Rattenfänger, der auf Mäuse umgeschult wurde und sie auf einer Piccoloflöte mit klassischen Musikstücken zum Melken ruft. Speziell konstruierte Melkmaschinen gewinnen dann die Milch zur Weiterverarbeitung. Da ein Liter Mäusemilch schon mehrere hundert Euro kostet, kann man sich ausrechnen, welche Kostbarkeit der daraus gewonnen Quark ist, aber gute Dinge haben eben ihren Preis. Gewürzt wird nur mit dem in winzigen Mengen erhältlichen vatikanischen Schweißsalz, das aus dem von übergewichtigen Monsignores beim Training auf dem Heimtrainer ausgeschwitzten Schweiß gewonnen wird. Vom Papst gesegnet, wird es im Vatikanischen Andenkenladen als “sale santo prezioso” exclusiv verkauft, mit leichter Moschusnote. Man bekommt das alles aber nur, wenn man einen gewissen Draht zur Mafia hat, sprechen Sie ggfs. mit dem Pizzeria-Besitzer Ihres Vertrauens! Das ist wahre Lebensart.

Sirius Bellt / 01.09.2024

Die Kartoffelsorte Annabelle finde ich auch nicht schlecht.

Rudi Knoth / 01.09.2024

Meine Variante von Pellkartoffeln mit Quark ist Tsatziki anstelle des Quarks.

Silvia Orlandi / 01.09.2024

Schönen Sonntag! Grüne Soße, Kartoffeln und 1 Glas Riesling. Dazu passt: Die Stadt Frankfurt gab Essen— Scheine aus. Ein Junkie besucht die Metzgerei und verlangte den Wechsel in Bargeld, da er Vegetarier sei.. Nach endloser Diskussion mit der Verkäuferin, holte diese den Chef. Der freundlich bestimmt: „ Kein Problem! Nahm einen Teller, ein Klacks grüne Soße, Kartoffeln,Glas Wasser — guten Appetit!“

Dr. Karl Tambornino / 01.09.2024

Jetzt wird mir klar, warum für mich die AfD nie (nia nicht!) wählbar sein kann - was natürlich rein theoretisch bleibt, da ich Österreicher bin! Hr. Höcke tunkt seine Kartoffel in Leinöl! Tatsächlich ist Leinöl von allen Speiseölen dasjenige mit dem gräßlichsten Geschmack, der überhaupt denkbar ist! Einmal gekostet und dann erbrochen! Leinöl dient in Wirklichkeit nur zur perfiden Mißhandlung der Geschmacksnerven! Ein Kartoffel-in-Leinöl-Eintunker als (aussichtsreicher!) Spitzenkandidat bei einer Landtagswahl! Armes heruntergekommenes Deutschland!

Robert Bauer / 01.09.2024

Die Geschmacksexplosion von Pellkartoffeln mit Quark (in den Vollfettquark gehört noch Sahne hinein!) wird nur noch übertroffen von Pellkartoffeln mit reiner Butter! Was das Leinöl anbetrifft, hier der Tip eines Wossis: Leinöl von der Holländer Mühle Straupitz. Wat Bessret jibt et nich, wa?

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