Georg Etscheit / 06.07.2025 / 12:00 / Foto: Montage achgut.com / 9 / Seite ausdrucken

Cancel Cuisine und Klimakäse: Comté

Ist der Comté wirklich Opfer des Klimawandels – oder des eigenen Erfolgs?

„Klimawandel bringt Frankreichs Käsehersteller in die Bredouille“. So titelten die Medien rechtzeitig zur ersten sommerlichen „Hitzewelle“ in Deutschland und beriefen sie dabei auf einen Artikel in der französischen Zeitung „Les Échos“. In den Mittelgebirgen, wo viele traditionelle Käsearten hergestellt werden, wachse das Gras für Milchkühe wegen zunehmender Dürre und Hitze nicht mehr so üppig wie früher.

Der „Futtermix“ der Kühe, die die Milch für den Käse liefern, könne jedoch nicht so einfach verändert werden. Mit der Klima- drohe die Käsekrise.

Angstmeldungen dieser Art, die das Klimakrisennarrativ stützen sollen, sind mittlerweile alltäglich. Und ich versuche, sie jedes Mal zu hinterfragen. Angst erregt Aufmerksamkeit, bringt Klicks für die großen Webportale. Das ist eine Sache, eine andere ist, dass Bauern und ihre Verbände unablässig das Klagelied singen, nicht zuletzt, um den Staat dazu zu bewegen, immer neue Fördermittel zu bewilligen. Klima ist in allem drin, Klima zieht immer! Ein nie versiegendes Füllhorn staatlicher Wohltaten.

Laibe wie ein Mühlstein

Womöglich gibt es aber eine andere, viel näher liegende Erklärung für mögliche regionale Futtermittelknappheiten. Denn französischer Käse ist beliebt, auch im Ausland, jährlich werden knapp 250 000 Tonnen herkunftsgeschützten Käse mit einem Jahresumsatz von 2,4 Milliarden Euro erzeugt. In den vergangenen Jahren ist die Produktion vielerorts ausgeweitet worden. Der Comté beispielsweise, ein Hartkäse aus dem französischen Jura, war vor gar nicht so langer Zeit hierzulande noch kaum bekannt. Heute zählt er mit seinem nussigen, leicht süßen Aroma nicht nur in Frankreich selbst, sondern auch in Deutschland zu den beliebtesten Käsespezialitäten.

Comté gehört zur Bergkäse-Familie der Greyerzer, benannt nach der Gemeinde Greyerz im westschweizerischen Kanton Freiburg. Genau genommen heißt der Comté denn auch Gruyère de Comté. Bei der Franche Comté wiederum handelt es sich um die historische Freigrafschaft Burgund mit dem prachtvollen Besancon als „Hauptstadt“. In den französischen Alpen zwischen Annecy und dem Mont Blanc, dem höchsten Berg Europas, gibt es noch einen weiteren Greyerzer, den Gruyère de Beaufort. Allesamt sind das traditionell hergestellte Bergkäse-Sorten mit erbsengroßen Löchern und einer rot geschmierten Oberfläche.

Der Comté ist ein Rohmilchkäse, dessen Laibe einem Mühlstein ähneln. Infolge seines hohen Fettgehaltes ist er sehr geschmeidig und eignet sich hervorragend zum Schmelzen und Backen. Hergestellt wird er in der Regel von bäuerlichen Genossenschaften (Fruitières), die ihn dann bei spezialisierten Affineuren in riesigen Kellern reifen lassen. Einer dieser Reifekeller befindet sich in einer ehemaligen Militärfestung auf 1100 m Höhe im Juramassiv zwischen dem Lac de Saint Point und dem Ferienort Métabief, der zwischen 1879 und 1882 zum Schutz der Ostgrenze errichtet. In der „unterirdischen Kathedrale“ wurden schon mehr als eine Million Comté-Laibe vollendet. Die Reifung kann bis zu 24 Monate dauern – je älter, desto kräftiger und ausdrucksvoller der Geschmack.

Dass uns Ökos den Appetit verderben wollen, ist nichts Neues

Weil Comté so beliebt ist, wird immer mehr davon hergestellt. Die Produktion hat sich in den letzten dreißig Jahren mehr als verdoppelt, von 30.000 Tonnen im Jahr 1991 auf 72.000 Tonnen im Jahr 2024, von denen mittlerweile zehn Prozent exportiert werden. Ein schöner Erfolg für die Käseproduzenten und ihre Marketingorganisationen. Doch dafür braucht man sehr viel Milch, für einen Laib à 45 Kilogramm werden 530 Liter benötigt, was der Tagesproduktion von dreißig Kühen entspricht.

Sicher, die Bergwiese des Jura sind groß, aber nicht unerschöpflich und irgendwann stößt die Heuproduktion an ihre Grenzen. Wenn dann in manchen Jahren, vielleicht auch einmal gehäuft, wegen Hitze und Trockenheit das Gras weniger üppig wächst, kann es Probleme geben. Aber ist jetzt der „Klimawandel“ daran schuld oder der nimmersatte „homo oeconomicus“?

Dass uns Ökos den Appetit verderben wollen, ist nichts Neues. Jüngst sahen sich die Comté-Käsereien mit dem Vorwurf konfrontiert, sie verschmutzten Flüsse und Böden in der Region Franche-Comté. Die für die Comté-Milch verantwortlichen Montbéliard-Kühe hinterließen große Mengen an Exkrementen, die die Böden mit Stickstoff und Phosphor belasteten und die Flüsse Doubs, Loue und andere Wasserläufe in der Region kontaminierten. Vom Klima schädlichen Pupsen war diesmal nicht die Rede.

Die Veganerfraktion würde gerne aus Gründen von Umweltschutz und Tierwohl die Nutztierhaltung überhaupt verbieten. Eine absurde Vorstellung, aber leider wurde vieles, was bislang absurd erschien, längst in die Tat umgesetzt. Da wird jeder Gang ins Käsegeschäft zum Widerstandsakt.

 

Georg Etscheit schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.

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Leserpost

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Gerd Maar / 06.07.2025

“Mömpelgard-Kuhfladen verpesten die Umwelt”. Sowas kann man nicht erfinden…. Außerdem gibt es ja jede Menge anderer ähnlicher Käse in Frankreich, z.B. Cantal.

Emil.Meins / 06.07.2025

@Franz Klar /“Mittlerweile ist ein Kilo Käse teurer als ein Kilo Gold . Zeit für einen Agententhriller “Käse-Finger” , aber nach dem Tode von Belmondo und Delon nicht mehr umsetzbar .  Zut alors , so ein Comté !”==> Warum eigentlich nicht? Ist doch ganz einfach: wir drehen den neuen Thriller einfach mit Franz Klar in der Hauptrolle als Geheimagent, den Bösewicht Käse-Finger spielt Ihr Bruder im Geiste Gerd Maar, der die Romadur-Reserven der Bundesregierung klauen will. Seinen Spitznamen hat er, weil er immer mit den Fingern zwischen seinen Zehen nach Gold sucht, dann daran riecht, und dann voll Verlangen “Ahh, Romadur” stöhnt. Da die Regierung aber ihren Käse selbst braucht, der übrigens in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts von einem Carl Hirnbein im Allgäu eingeführt wurde (kein Witz!), setzt sie den Geheimagenten F.K. auf den Ganoven an. Die Käselaibe sehen unverpackt, ganz passend, wie kleine Goldbarren aus. Angela Merkel spielt die bis zum Eintreten des Todes nackt(!) mit Käse eingeriebene Verräterin Jill Masterson, (dafür muß im Film ein Warnhinweis eingeblendet werden, damit durch den Anblick keine psychischen Schäden bei den Zuschauern auftreten) und Annalena Bärbock ist Pussy Galore, die die Bediensteten der Bundesbank im Überflug mit dem Regierungsflieger mit komprimiertem Käsegeruch ins Koma versetzen soll. Diese tragen jedoch von Jens Spahn/Felix Leiter) besorgte FFP2 Schutzmasken und täuschen ihre Bewußtlosigkeit nur vor. Helge Braun spielt Käse-Fingers Leibwächter “Oddjob”, der von Agent F.K. erledigt wird. Am Schluß werden die Käsereserven gerettet, und alles kann weitergehen wie bisher. Na, also, geht doch, oder? Bestimmt besser als der verkappte Sissi-Aufguß “Schicksalsjahre einer Kanzlerin”. Wohl bekomm’s!

Emil.Meins / 06.07.2025

Irgendetwas vermißte ich am heutigen Text: das Rezept zum Thema! Eine Suche mit Goorgel bringt aber gleich Abhilfe und zeigt, der Käse hat Potential! Man lernt: “Comté schmeckt pur köstlich, eignet sich aber auch hervorragend für Sandwiches, Aufläufe und alle Gerichte, die einen guten Schmelzkäse erfordern . Es handelt sich um eine der weniger bekannten Käsesorten, die es wert ist, entdeckt zu werden.” Und sieht gleich die inzwischen stattgehabte ideologische Aufladung bei jeder Gelegenheit, wenn man “Die besten vegetarischen Rezepte mit Comté” auf Restegourmet findet. Dort heißt die zweite (Werbe-)Zeile im Suchergebnis so: “Mit Smoothie Bowl, Porridge Bowl und Overnight Oats perfekt in den Tag starten. Und dabei Obst oder Gemüse aus deinem Vorrat verwenden.” Dazu kann sich jeder sein Teil denken, ich sag besser nix dazu….@Christoph Schwiers /”.... Bei Pontarlier ein Tal mit einem sich schlängelnden Fluss…”==> das ist der Doubs, der einen auf der Nationalstraße gen Süden einige Zeit begleitet, und zu dem es auch einiges zu sagen gäbe, wenn man ihn vielleicht zum Thema eines Artikels machen würde (oder hatten wir den Absinth schon?) Absinth, oft als “grüne Fee” bezeichnet, ist eine Spirituose mit Wermutgeschmack, die traditionell aus dem Departement Doubs in Frankreich stammt. Der Doubs ist eng mit der Geschichte des Absinths verbunden, da er in der Nähe von Pontarlier, dem Zentrum der Absinthherstellung, entspringt und teilweise unterirdisch in die Loue fließt, was 1901 bei einem Brand in einer Brennerei entdeckt wurde. Der ganze Fluss war nämlich plötzlich grün gefärbt. Zur Blütezeit des Absinths, zählte Pontarlier 25 Brennereien, die insgesamt 15 Millionen Liter der Spirituose destillierten. Sogar eine Route de l’Absinthe gibt es.

Th. Gerbert / 06.07.2025

@Thomas Szabó - Sie schrieben: “Für die moralinsauren Miesepeter entspricht jede Lebensfreude einer Todsünde. Ihre heilige Berufung, ihre alleinige Lebensfreude ist es allen die Lebensfreude madig zu machen. Ihr heiliger Sadismus, ihre fromme Weltverneinung, ihr negatives Weltbild besteht aus Verboten.” Der Trick ist natürlich, so wie früher in der katholischen Kirche, nur den anderen das Leben mit Verboten zu vermiesen, selbst aber so feudal wie möglich zu leben. ;-) Die jährliche Flugreise nach Bali etc. ist da auf jeden Fall drin, und den Bio-Comté lässt man sich halt von Freunden kiloweise aus deren Frankreich-Urlaub in ihrem Hybrid-SUV hertransportieren, gleich mit dem passenden Wein dazu. Schließlich muss man sich ausreichend stärken für die nächste Klima-Demo. ;-)

Thomas Szabó / 06.07.2025

FFFVF (Frömmelnde Freudlose Faschistische Verbots Fetischisten) des Mittelalters, FVF (Faschistische Verbots Fetischisten), FFF (Freudlose Faschistische Fetischisten) (der Klima, des Genderns, der sozialen Gerechtigkeit, des Wokeness, des Multikulti-Kultes) der Moderne. Was mag der psychologische Leitmotiv dieser globalen Bewegungen über die Jahrtausende sein? Warum werden VFV (Verrückte Freudlose Vollpfosten) stehts als Heilige verehrt?

Christoph Schwiers / 06.07.2025

Ich schmeiss mich weg: ich war gerade genau dort, in der Gegend um Besancon, am Ende der Pfingstferien. Dort gibt es so eine herrliche sanfte, grüne Landschaft, nicht so zersiedelt wie in Deutschland, ganz viel Laubwald (sagt hallo zur Langzeitwirkung der deutschen Geschichte), jedenfalls große Weiden mit vielen weidenden Rindern, die berühmten lachenden Kühe. Bei Pontarlier ein Tal mit einem sich schlängelnden Fluss, an dem Kühe lagen, die berühmte Burganlage im Hintergrund, Postkartenidylle ohne Trickserei. Das vertrocknende Frankreich ist genau so eine deutsche Woki-Legende wie das durch Waldbrände zerstörte im Westen.

Emil.Meins / 06.07.2025

Mitte der 90er Jahre bin ich öfter am Wochenende ins Loue-Tal gefahren, wo damals in Mouthier-Haute-Pierre noch ein spezieller “Camping” existierte, den eine alte Dame auf einem Hang gegenüber ihres Hauses betrieb. Dort konnte man schnell zum Paddeln auf der Loue, oder zur Wanderung an die “Source de la Loue” gelangen, und natürlich einen Ausflug nach Pontarlier machen, wo es am Kreisverkehr im Intermarché Hyper Pontarlier eine schöne Käseabteilung gibt. Dort gab es damals für die Küche bestimmte “Fehlgärungen” des Comté, die nicht die normgerechten Löcher aufwiesen, und deshalb deutlich reduziert verkauft wurden. Ich kaufte den natürlich geschmacklich hervorragenden Käse damals immer kiloweise und mußte auch meinen damaligen Kollegen immer große Stücke mitbringen, nachdem sie auf den Geschmack gekommen waren. Mit einem guten Baguette und einem Rotwein konnte man sich daran “totfressen”, natürlich auch in Form von Kässpätzle, hmmmm. Ist inzwischen leider zu weit weg für einen kurzen Ausflug, über 1600 km. Und mit dem Käsemachen haben es die Rumänen nicht so, wie mit vielem anderen. Aber zwischenzeitlich gibt es hier ja schon 3 der “deutschen” Supermärkte (LIDL, Kaufland, PENNY).

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