Bei den Kroaten ist auch fast alles wie früher . Zigeunerteller mit Djuwetschreis . Wie vor dem Krieg.
Das beste am Tisch ohne Tischdecke kommt aber schon ganz am Anfang. Die besten ungelernten Kellnerinnen schaffen es wirklich, nachdem! man sich hingesetzt hat, vermeintlich den Tisch zu säubern. Dazu rotzt sie aus einer Sprühflasche irgendeine stark riechende Flüssigkeit auf den Tisch und schmiert alles breit. Das war’s! Danach klebt der Tisch mehr als vorher. Ich lernte von meiner Großmutter, dass man immer zweimal wischt. Einmal richtig nass und dann trocken. Zu kompliziert für die Fachkräfte im zarten Alter heutzutage. Es ist wirklich nicht mehr so einfach heutzutage old school irgendwo essen zu gehen. Man muss schon richtig in ein Restaurant. In diese ganzen neu erfundenen Schichtkantinen mit Selbstbedienung kriegt mich eh niemand rein. Schont auch die Nerven.
Ich geh zum Griechen um die Ecke. Und ich meine einen echten Griechen, keinen verkleideten Araber der auf Alexis Sorbas macht. Ein Ehepaar. Beide alt wie Akropolis und die Gesichter so verwittert als hätte Phidias sie noch selbst gemeißelt. Dort gibt es das Essen auf großen Tellern aus Porzellan. Die Portionen reichen um ganze afrikanische Länder neidisch zu machen. Die Pommes sind braun geröstet = keine Bio-Öko-EU konforme Kartoffelknete. Für die Berge von Fleisch auf dem Teller müssen ganze Herden gestorben sein. Es liegen griechische Zeitungen aus, im Röhrenfernseher in der Ecke läuft griechischer Fußball oder griechische Telenovas und an den Wänden hängen ausgeblichene Familienbilder mit grinsenden Enkeln (die jetzt vermutlich schon selber Kinder haben). Die Alte schaut einem mit unbändiger Begeisterung zu während man sich durch die Gebirge an Kohlenhydraten und Fetten frisst. Würde sie noch breiter grinsen, die Mundwinkel träfen sich am Hinterkopf. Der Alte nickt stumm dazu und hebt kaum den Blick vom Kreuzworträtsel. Und es schmeckt! Schei** auf Chichi-Gastronomie und woken Bio-Fraß.
Das Geschirr meiner Wahl: Arzberg Form 1382 Blaublüten. Ich selbst trage bergseeblaue Augen und Reste blonden Haarbestandes. An meine Haut lasse ich nur mich und Schöne.
Ich überlege mir seit Ewigkeiten ein unhandliches, schweres, silbernes, neobarockes Essbesteck zu kaufen, nur für 1 Person, nur für mich. Ich habe bisher noch keins gefunden, das prunkvoll genug gewesen wäre, das sogar Graf Dracula zufrieden gestellt hätte. 2 riesige silberne oder vergoldete Altarleuchter für den hyper-modernen Esstisch oder dem flachen Computerbildschirm, gehören noch zu meinen irren Phantasien. Fürs Schlafzimmer ein gewaltiges Gemälde von Angela Merkel in Lack & Leder… nein, so pervers bin ich auch wieder nicht.
Heute ist die Verpackung wichtiger als der Inhalt, oder wie hier, die Präsentation wichtiger als das Essen. Diese überkonstruierte Design-Dekadenz entspricht dem Zeitgeist. Übertragen auf Menschen-Führer von heute: Hauptsache sie haben die Haare schön, wie Habeck und Baerbock, wenn sie illusionär im »Grünen Reich« öffentlichkeitswirksam »habecken« und »baerbocken«. Sowohl der Design-Schwachsinn rund um Speisen sowie die Etablierung von irrationalen Forderungen waren und sind erst durch Publikationen wie ZEIT, FAZ, SÜDDEUTSCHE und exemplarisch SPIEGEL (Claas Relotius lässt grüßen) Mainstream geworden. Einerseits fantasieren sie beispielsweise gemeinschaftlich von schlagkräftigen Panzern, die wieder gegen Osten rollen, oder träumen von zusätzlichen zehntausenden Windrädern, die auch ohne Wind und Zwischenspeichern existieren sollen, andererseits sind sie zu blöd einen (ehrlichen) argumentativ begründeten Satz fehlerfrei zu sprechen respektive zu schreiben. Um im großen Motivations-Bild beim Thema zu bleiben, sie hätten allesamt den tiefen Teller nicht erfunden…
Ich kaufe, wo ich kann, Römer. Mit grünem Fuß und klarem 1/4l Glasbecher, um meinen Wein zu trinken. Ich bin fassungslos, wie diese schönen Gläser aus der Mode kamen. Die gesichtslosen Riedelgläser stehen für Notfälle ganz hinten.
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