Vielen dank für den fundierten artikel. Ich kann nur zustimmen. Da edelsüsse weine, ob auslesen, trockebbeerenauslesen, eisweine hierzulande keine vernünftigen kulinarischen gegenspieler haben, fois gras, am besten von der ente und selbst gekocht, sind solche weine teilweise, und zum glück ladenhüter ubd wurden teilweise verramscht, wodurch eine 1992 ortega botryris auslese, im fränkischen supermarkt!, für den preis eines kabinett zu haben war. Das regal war schnell geleert. Selbst unseren freunden aus frankreich war der tropfen bei der weihnachts fois gras ein grosses lob wert. Es muss nicht teils überteuerter sauternes sein. Und dann gibt es noch so viele tolle gewürztraminer aus dem fränkischen und dem elsass zu entdecken, wie dem weingut ginglinger aus eguisheim. Übrigens ist die aufzuckerung zwar erlaubt, aber im weingesetz sehr streng geregelt, vor allem regional sehr unterschiedlich und auch jahrgangsabhängig, was in einer region erlaubt ist, ist in einer anderen verboten. Und wenn man über deutschland hinausblickt, möchte man meinen deutschland war benachteiligt.
Moden und eigener Geschmack, Konformista oder Nonkonformista, es braucht schon eine echte Persönlichkeit , wenn man sich widersetzen kann. Das ist genau wie in der Politik ! Und ein guter Dessertwein eben zum Dessert , der ist nicht zu verachten.
Ich verstehe nichts vom Wein, aber ich trinke nur was mir schmeckt. Freunde haben ein Weingut in Frankreich samt château. Ihre Weine sind köstlich & bezahlbar. Einmal wollten sie mir einen 20 Liter Kanister mitgeben, aber ich durfte den Wein nichts ins Flugzeug mitnehmen; Verdacht auf Flüssigsprengstoff.
Eiswein…ist halt doch kein großer Süßwein. Es ist einfach gefrorener Traubensaft. Und zu Stopfleber, manchmal trinke ich dazu einen Vermouth oder den Sherry aus dem die Sulz um die Leber besteht. Altes Rezept von Paule aus Lyon.
Da noch nicht so viele Leser kommentiert haben, noch ein paar Worte zum Problem von Geschmackstrends+Zeitgeist: Ich habe die Erfahrung gemacht, daß viele sich solchen Strömungen unterwerfen, obwohl es ihnen eigentlich nicht “schmeckt”, da wird dann “trockener” Wein getrunken, mit saurer Miene, weil man als “Weinkenner”, und nicht als Banause rüberkommen will. Oft wird auch die vorgebliche Expertise am Preis festgemacht, was teuer, ist muß gut sein, auch wenn es einem die Löcher in den Socken zuzieht. Bei anonymisierten Geschmackstests gab es jedenfalls etliche Überraschungen, daß nämlich auch preisgünstige Weine schmeckten. Oft beruht der gepriesene “Geschmack” nur auf am Preis orientierter Einbildung. Eigener Test mit einem Verwandten, der tönte, “dieses billige Zeug trinke ich nicht, schmeckt bäh!” ==>Billiges Zeug in die “teure” Flasche umgefüllt, beim nächsten Besuch ging es unter höchstem Lob runter wie Öl. Schaute ziemlich dumm aus.. Dasselbe ist die Sitte, beim Fleisch mindestens “medium” wenn nicht “blutig” zu bestellen, nur weil das alle tun, und man “durchgebraten” für den Beweis von Blödheit hält. Wird in den zahllosen Kochshows täglich zelebriert, wenn sich selbsternannte Geschmacksexperten mit gerümpfter Nase mokieren, das Fleisch sei “nicht auf den Punkt” gegart. Wichtigtuerei, die oft mit Kenntnissen oder Geschmack nichts zu tun hat. “Geschmackssache, sagte der Affe, als er die Seife fraß”, ich habe einmal ein ziemlich großes Rumpsteak dummerweise so bestellt, mit dem Ergebnis, daß ich am Ende mit einem riesigen Brocken rohem Fleisch dasaß, nachdem ich die “genießbaren” Teile außenrum verzehrt hatte. Den Rest bekam wohl der Hund des Wirtes und war bestimmt glücklich. Mag “blutig” essen wer will, vielleicht sind wir das aus Urzeiten gewöhnt, als wir vor Hunger die Beute halbroh fraßen, weil wir nicht abwarten konnten, bis es durch war, ich mag es jedenfalls nicht, da kann der Trend sagen, was er will. Mein Geschmack zählt, für mich. Schönen Sonntag!
Ich habe in den 90er Jahren selbst Wein gemacht, einen Rotwein aus “Hausreben”, die den Hof überspannten, und wegen ihrer Krankheitsresistenz beliebt, aber offiziell verboten waren im kommerziellen Anbau. In dieser Zeit half ich auch öfter bei einem Bio-Weinbauern aus. Daher eine Korrektur: die Chaptalisation ist eine kellertechnische Maßnahme zur Erhöhung des endgültigen Alkoholgehalts. Liegt also nicht am “sauren” Wein, sondern am Zuckermangel, mit zu niedrigen Öchslegrad, der den Alkoholgehalt ergibt. (Die Trauben sind dann sauer wg. relativ. Mangel an Süße).War im Endstadium der Reife zu wenig Sonne, dann fuhr alsbald der Lastzug von Südzucker in den Hof, um die Weine später auch als Qualitätswein verkaufen zu können. Auch bei BIO! (war dem Erzeuger natürlich peinlich, wenn man es sah). Verboten ist die “Nasszuckerung”, da sich damit die Menge strecken läßt. Mein letzter Jahrgang hatte best. 13% und war ein “Glücklichmacher”, nach 1 Glas alle Sorgen vergessen, leider nie wiederholt. Auch aus Most mit viel Süße ließe sich ein Wein mit hohem Alk.gehalt vergären, sog. (teure)Turbohefen erzeugen fast 20%, das wird aber meist nur mit speziellen Maischen aus Getreide o. Reis zur Schnapsherstellung gemacht. Ich habe mal unabsichtlich aus meinem Eigenprodukt im Schnellverfahren eine Art “Sherry” gemacht, wir hatten einen halbvollen, flachen Kanister davon ins Auto gepackt, nach der Fahrt in den Süden war durch Oxidation+Schütteln ein beinahe-Sherry entstanden, der durchaus trinkbar war.
Ich trinke zwar keine “Süßweine”, wie der Autor, habe jedoch in den letzten Jahren eine Neigung zu halbtrocken bis lieblich entwickelt, obwohl ich früher eine trockene Phase hatte. Aber anscheinend passt sich der Mensch auch gerne aktuellen Trends an, bis er wieder auf seinen eigenen Geschmack kommt. Ich hatte irgendwann nach dem Wein (v.a. Rotem) ständig Sodbrennen, was wohl an der höheren Säure lag und da es auf Dauer nicht vergnüglich ist, häufig Säureblocker zu nehmen, kam dann der Wechsel. Vielleicht verändern sich auch die Geschmacksknospen im Alter? Früher hieß die richtig süße Plörre ja Kopfwehwein, wohl wg. der hohen Schwefelzugabe, um Nachgärung zu verhindern, scheint aber bei gemäßigter Süße kein Problem, hatte jedenfalls nie Kopfweh( kann auch an der Trinkmenge liegen). Der erwähnte Glykolwein, Spitzname “Pennerglück”, hatte ja auch Vorteile: als Frostschutzmittel im Winter für Obdachlose. Mir fällt bei Mosel gleich “Das himmlische Moseltröpfchen” der 60er Jahre ein, das mit der Vorgabe “muss preiswert sein und immer gleich schmecken, was bedeutete: gleichbleibend süß und leicht spritzig”, den Ruf der Moselweine nachhaltig schädigte. Bis zu einem Relaunch 2017 bestand es zuletzt aus einem Gemisch von einfachsten Auslandsweinen - im Geschmack pappsüß und ohne Charakter. Es folgen noch ein paar Sätze zum Wein später….
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