Georg Etscheit / 20.03.2022 / 13:00 / Foto: Jeremy Thompson / 16 / Seite ausdrucken

Cancel Cuisine: Noch einmal Pizza

Kürzlich empfahl ich, Pizza nur in der Pizzeria, am besten in Italien zu genießen. Ein Leser belehrte mich eines Besseren und überlieferte ein Rezept für eine Hausmacher-Pizza, die er in einer elektrischen Pfanne backt.

In einem vor mehreren Wochen im Rahmen dieser Kolumne erschienen Beitrag über die aktuelle Beliebtheit der Pizza, warnte ich indirekt davor, ein solches Gebäck zu Hause backen zu wollen, weil die dabei erzielten Ergebnisse nach meiner Erfahrung meist unbefriedigend ausfielen. Eine echte Pizza solle man, so empfahl ich, nur in einer guten Pizzeria essen, am besten in Italien selbst. Diese Einschätzung wurde von etlichen Lesern nicht geteilt. Heribert Mühlberg aus dem Raum Darmstadt übermittelte mir ein Rezept für eine Hausmacher-Pizza, die er in einer elektrischen Pfanne backt. Dabei entstünden die „üblichen dunklen, angekokelten Punkte wie im Steinofen“ und die Knusprigkeit lasse „nicht zu wünschen übrig“.

Ich möchte sein Rezept (berechnet für zwei Personen) hier dokumentieren und danke Herrn Mühlberg für sein Interesse und sein Engagement:

Pizzateig

  • 150 g von 405 Weizenmehl oder 00 Pizzamehl,
  • 100 ml lauwarmes Wasser,
  • ½ Päckchen Trockenhefe
  • ein gestrichener TL Zucker
  • eine gute Prise Salz
  • ein reichlicher Schuss Speiseöl                                                                                                            

Zubereitung                                                                                                                       

Mehl abwiegen, Hefe, Salz, Zucker gut mit dem Wasser mischen und hinzufügen, Öl hinzufügen. Mit Handrührer (Knethaken) zuerst langsam dann immer schneller zu einer geschmeidigen Masse verarbeiten. Abdecken und in einer warmen Umgebung (aber nicht über 50 Grad Celsius) gehen lassen. Hinweis: Zucker aktiviert die Hefe und kann nicht weggelassen werden!

Sauce

500 ml passierte Tomaten aus der Dose, eine mittelgroße Zwiebel, (granulierter) Knoblauch, Salz, Pfeffer, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Oregano (getrocknet und jeweils eine gute Messerspitze, Chiliflocken, gekörnte Gemüsebrühe. Die genauen Mengen sind geschmacksabhängig, hier sollte man sich herantasten, vor allem beim Chili.

Zubereitung

In einen kleinen Topf oder eine Pfanne etwas Bratfett geben. Zwiebel sehr fein schneiden und bei mittlerer Hitze andünsten. Rosmarin und Thymian die letzten zwei bis drei Minuten mitdünsten lassen. Passierte Tomaten hinzufügen und (granulierten) Knoblauch sowie Salz, Pfeffer, Chiliflocken und die gekörnte Gemüsebrühe hinzufügen. Ein bis zwei Stunden auf Stufe 1 mit Deckel ziehen lassen, dabei öfters umrühren und nötigenfalls ein wenig Flüssigkeit nachfüllen. 15 Minute vor dem Garende noch Basilikum und Oregano dazugeben. Hinweis: Nach dem Abkühlen kann die leicht angedickte Sauce in Eiswürfelträger abgefüllt und tiefgefroren werden.

Vorbacken

Den Teig auf bemehltes Backpapier ausbreiten und ziehen, oder mit einem Nudelholz ohne viel Druck ausrollen. In einer vorgeheizten, sehr flachen elektrischen Pfanne blind von einer Seite 3 bis 4 Minuten vorbacken. Herausnehmen und mit der gebackenen Seite nach oben auf ein Backpapier legen. Dann die Sauce nach Belieben dicker oder dünner auftragen.

Belag

Das ist reine Geschmackssache. Bei uns handelt es sich eher um ein amerikanisches Format: Frühlingszwiebelgrün, frische fein geschnittene Zwiebeln, kleine Paprikawürfel werden auf die Sauce gestreut, ebenso Scheiben von einer guten Salami und Streifen gekochten Schinkens. Zum Abschluss noch frisch und grob geriebener, mittelalter Gouda, Emmentaler, Cheddar, Mozzarella oder eine Mischung verschiedener Sorten, was immer vorrätig ist. Manchmal fügen wir frische Tomatenscheiben, Pilze oder Ananasstücke hinzu.

Backen

Elektrische Pfanne vorheizen. Mit Backpapier die Pizza zurück in die Pfanne für zehn Minuten bei mittlerer Hitze backen. Wie bei allen derartigen Geräten befindet sich das Heizelement fast unmittelbar unter dem Pfannenboden. Da diese Elemente selten gleichmäßig heizen, empfiehlt es sich, die Pizza, vorsichtig am Papier ziehend, nach fünf Minuten um 180 Grad zu drehen. Mit meiner Pfanne gelingt ein knuspriger Boden verlässlich jedes Mal. Damit das bei jedem gelingt, sollte man den Fortschritt durch leichtes Anheben einer Seite – in der Pfanne – kontrollieren, es kann auch ein Randstück vorsichtig abgebrochen werden, bis man „seine“ Pfanne kennt.

Aus einer sehr flachen elektrischen Pfanne lässt sich die fertige Pizza leicht entnehmen, ohne dass der Belag verrutscht.

Guten Appetit!

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Leserpost

netiquette:

S. v. Belino / 20.03.2022

Ihr Pizza-Rezept in allen Ehren, werter Herr Etscheit. Allerdings hätten Sie Ihre Leser und Leserinnen fairerweise darauf hinweisen müssen, dass bei der Beschaffung einiger Zutaten für Ihr Rezept allergrößte Eile geboten ist. Sind in vielen Supermärkten des Landes inzwischen Mehle und Öle zu Mangelware geworden. So könnte es also passieren, dass das Nachbacken schon an der Verfügbarkeit eines “reichlichen Schusses Speiseöl” scheitert. Was jammerschade wäre…

Charles Brûler / 20.03.2022

Gibt es schon eine Version von Gunnar Lindemann?

Pedro Jimenez / 20.03.2022

An alle Puristen: es handelt sich hier NICHT um eine italienische Pizza. Es gibt auch andere Gegenden und auch neue Rezepte haben ihre Daseinsberechtigung. Meine Jüngste steht auf Würstchengulasch. Bei mir dreht sich da alles um. Aber auch ich habe als Kind gerne Spaghetti mit Ketchup und Käsebrot mit Marmelade gegessen. Na und? Erlaubt ist, was schmeckt. Alles andere ist Elitarismus.

Hans-Peter Dollhopf / 20.03.2022

“Pizza” meint zunächst einmal nichts anderes als eine eigenständige Entität aus Platons Ideenhimmel.

Stanley Milgram / 20.03.2022

@Sabine Heinrich: Chillen Sie mal die Basis… hab hier noch ne halbe Pizza von gestern und Sangria in rauhen Mengen. Ah ja, und getrennte Betten… klaro. Befinde mich zur Zeit in Ryanggang-do, Nordkorea. Einfach vorbeikommen…

Stanley Milgram / 20.03.2022

p.s.: Was ist mit meinem Vorschlag “Mayer Barbecue BLITZA Elektrischer Pizzaofen Pizza Maker, 400°C, 1200 Watt, mit Pizzastein, Pfanneneinsatz & 2 Pizzaschaufeln” bei Ämas Sohn? Lächerliche 105 Euro und wenn ich mich richtig erinnere 99 Cent… O.K., gleiches Problem wie zuvor.

Stanley Milgram / 20.03.2022

2 Probleme: Mehl und Speiseöl :-D

Richard Loewe / 20.03.2022

das ist ein absolut grauenhaftes Rezept. Ich empfehle allen wirklich an Pizza Interessierten, die YT-Kanäle von Vito Iacopelli und Ian Spampatti. Zucker muss keiner rein, weil gutes Pizza-Mehl Malz enthält oder man kauft es extra. Pizza macht man entweder mit Biga oder mit Poolish, ich bevorzuge letzteren. Pizza-Teig ausrollen? Und Zwiebel in die Pizza-Sauce?

P. Wedder / 20.03.2022

Klingt sehr lecker, werde ich auf jeden Fall ausprobieren. Soulfood!

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