Das Europaparlament hat gerade beschlossen, dass Begriffe wie „Würstchen“ oder „Schnitzel“ für pflanzliche Produkte nicht mehr verwendet werden sollen. Unternehmen wie Rügenwalder Mühle wehren sich mit Händen und Füßen.
Hm, was gibt es nicht Feines von der Firma Rügenwalder Mühle, die mal bekannt für ihre Teewurst war, dann jedoch dem Veggie-Hype erlag. Zum woken Angebot gehören heute: „Mühlen-Würstchen (wie Wiener)“, veganer „Schinken Spicker“, veganes „Mühlen-Hack“, dito „Mühlen-Frikadellen“, „Mühlen-Schnitzel“ und „Mühlen Cordon bleu“. Auch die Teewurst gibt es natürlich in einer fleischlosen Variante, wobei bei diesen sogenannten Fleischersatzprodukten genau genommen gar nichts natürlich ist.
Kaum ein „Lebensmittel“, man scheut sich, den Begriff Lebensmittel hier überhaupt in den Mund zu nehmen, ist so hoch verarbeitet wie diese angeblich so gesunden und klimafreundlichen Wunderwerke aus dem Chemielabor. Ein ökologischer Widerspruch in sich und eine der größten grünen Verirrungen neben der Energiewende.
Zusammensetzung einer veganen Teewurst laut Zutatenliste: Trinkwasser, Rapsöl, Stärke, Sheabutter, Aroma (enthält Rauch), Erbsenproteinisolat, Citrusfasern, Kochsalz, Flohsamenschalen, Erbsenfasern, Gewürze, färbende Lebensmittel. Da läuft einem das Trinkwasser im Munde zusammen. Flohsamenschalen kenne ich eigentlich als Abführmittel. Und Sheabutter ist eine beliebte Zutat in Feuchtigkeitscremes. Oder eben in veganer „Mühlen Teewurst“.
Gutes von der EU?
Doch jetzt dürften die Köpfe der Werbeleute in der „Mühlen-Zentrale“ in Bad Zwischenahn im Ammerland, wo das im pommerschen Rügenwalde (heute polnisch Darłowo) gegründete Unternehmen seit Kriegsende seinen Sitz hat, kräftig rauchen, denn für alles muss nun möglicherweise ein neuer Name gefunden werden. Vielleicht „Mühlen Klops“ für Frikadellen, „Panierter Mühlen Soja-Fladen“ für Wiener Schnitzel, „Mit Analogkäse gefüllter Mühlen Bratling“ fürs Cordon bleu oder „Mühlen Tofu-Würmchen“ fürs Hack.
Allzu viel erwartet man sich in der Regel ja nicht vom Europaparlament. Aber diese am vergangenen Mittwoch ergangene Entscheidung macht wieder ein wenig Hoffnung, dass das Projekt der europäischen Einigung doch nicht ganz umsonst war. Die Parlamentarier stimmten nämlich mehrheitlich für einen Antrag der bürgerlichen EVP-Fraktion, wonach Begriffe wie „Würstchen“, „Schnitzel“ und „Burger“ für pflanzliche Produkte nicht mehr verwendet werden sollen. Zur Begründung hieß es, es bestehe ein Verwechslungsrisiko; pflanzenbasierte Ersatzprodukte böten nicht die gleichen Nährwerte wie ihre tierischen Originale, zudem gehe es darum, die Landwirte zu schützen. Pflanzliche Lebensmittelhersteller versuchten den Ruf tierischer Lebensmittel, den Generationen von Landwirten aufgebaut hätten, für die Vermarktung von Konkurrenzprodukten zu nutzen.
Das mit der Verwechslungsgefahr klingt zugegebenermaßen etwas fadenscheinig. Doch wenn der Frankenstein-Fraß künftig genauso klingt wie er schmeckt, ist das im Sinne allgemeiner Genussfähigkeit nur zu begrüßen. Frankreich ist schon mit gutem Beispiel vorangegangen. Was Burger, Filet oder Wurst heißt, darf in Frankreich seit 2024 nicht mehr aus vegetarischen oder pflanzlichen Eiweißen hergestellt werden.
Fleischloses (Hick)hack um Details
Ein kleines „Aber“ gibt es jetzt noch, denn wie sich die Entscheidung in Deutschland konkret auswirken wird, muss sich erst herausstellen, weil der Bundestag ein Wörtchen mitzureden hat. Aus der Bundesregierung wird offenbar Zustimmung signalisiert. „Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan“, ließ sich Kanzler Friedrich Merz in einer Talkshow ein. Und CSU-Landwirtschaftsminister Alois Rainer, gelernter Metzgermeister, äußerte in einem Zeitungsinterview absolut unmissverständlich: „Für mich persönlich ist ein Schnitzel aus Pute, Kalb oder Schwein.“
Unternehmen wie Rügenwalder Mühle dagegen wehren sich mit Händen und Füßen gegen eine Umbenennung. Eine Anlehnung an bereits bekannte Produkte sei wichtig für den Erfolg, sagt eine Sprecherin der Firma. „Mit einem veganen 'Bratstück' können Sie auch als Verbraucherin oder als Verbraucher nicht so viel anfangen wie mit einem veganen Schnitzel. Dann weiß ich, wonach das schmeckt und wie lange das in die Pfanne muss.“ Zu den Kritikern der EU-Entscheidung gehören auch die Discounter Aldi und Lidl sowie die Fastfoodkette Burger King. Das müsste den Ökos, die so scharf auf Fleischersatz sind, eigentlich zu denken geben.
Wahrscheinlich gibt es jetzt ein langwieriges, fleischloses (Hick)hack um Details. Als eine EU-Verordnung 2013 regelte, dass pflanzliche Milchalternativen nicht mehr als Hafer-, Soja- oder Mandelmilch verkauft werden dürfen, da sie nicht in „Eutersekretion durch Melken“ gewonnen wurden, setzte sich die Deklarierung als „Drink“ durch. Es gab jedoch Ausnahmen für „traditionelle Bezeichnungen“ – deshalb dürfen weiter Produkte wie Kokos- und Scheuermilch verkauft werden. Letztere ist für den menschlichen Verzehr definitiv noch weniger geeignet als vegane Mühlen Würstchen.
Georg Etscheit schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.
Beitragsbild: Ryan Lintelman CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Möchte mich hier dahingehend dazu äußern : wieso halten Vegetarier doch nach Würstchen und Schnitzel Ausschau - wenn auch vegan ? Das könnte verständlicherweise doch damit zusammenhängen, dass im Normalfall alle miteinander mit leckeren Fleischspeisen aufgewachsen sind, an die sich schöne Erinnerungen knüpfen. Später hat man dann von tierquälerischen Massenhaltungsbedingungen der "industriellen Fleischerzeugung" erfahren, bzw davon gesehen und kann und will das nicht mittragen. Dann ist man froh, etwas kaufen zu könen, was ohne Tierleid erzeugt wurde und aber tatsächlich sehr ähnlich schmeckt.
Eigentlich empfinde ich nur ein bisschen Schadenfreude, dass die linken Gatekeeper der politisch korrekten Sprache mit den eigenen Waffen geschlagen wurden. Aber an sich ist das nichts weiter als die andere Seite der gleichen Medaille. Hier versucht nun die Gegenseite, sich der erzieherischen Methoden der links-woken Seite zu bedienen. Ist es wirklich so problematisch, wenn ein veganes Produkt Wurst oder Schnitzel genannt wird ? Ist der Verbraucher so dumm wie die Verfechter der sprachlichen Kontrolle beider Seiten immer wieder postulieren, dass er den Unterschied nicht erkennen kann ?Ich würde niemals eine vegane Wurst kaufen (wahrscheinlich ebenso wenig wie die Veganer Gemüse aus Fleisch). Wir haben aber in Europa wahrlich dringlichere Probleme als Verbraucher zu erziehen und zu belehren, ganz egal von welcher Seite.
Ein Glück, dass die Produktion der Knorr Erbswurst bereits 2018 eingestellt wurde.
Lasst den Veganern doch den Glauben, ein gesundes Rahmschnitzel zu geniessen, wenn sie Pressspan mit Tapetenkleister verzehren.
Veganer wollen zwar absolut nichts essen, wo etwas vom Tier drin ist, auf der anderen Seite müssen die Produkte aber weiterhin fleischsuggerierende Bezeichnungen haben. Verstehe das wer will... Sei's drum - mir ist egal, mit was Veganer sich ernähren. Meinetwegen mit Chemie und synthetischem Gedöns ohne Ende. Aber sie sollen mir nicht in mein Essen quatschen.
Ich verstehe nicht, warum Vegetarier Pulledpork, Fischstäbchen und Schnitzel wollen. Können sie das Fleisch doch nicht ganz lassen? Gemüsepfanne und Radieschenbrot wären ehrlicher, gesünder sowieso.
Wie viele Kinder wohl schon im Sommer geschädigt wurden, weil Papa nicht lesen kann und dieses falsche (Anti) Grillgut versehentlich gekauft wurde (waren sicher ein paar aus dem Europarlament dabei). Nur nebenbei, Rübenwalter Mühle kann weg. Wer kauft denn abgepackt - selber schuld!