Und auch die Bewohner Königsbergs /Kaliningrads essen Königsberger Klopse und sie verehren Kant. So gehört von jungen Leuten in der Stadt und sie nennen sie sehr liebevoll “Keenich” . Ich sah den Namen in Sütterlin an vielen Stellen. Ist schon ein paar Jahre her - 2016 ; Autotour durch das alte Ostpreußen. Auch Cranz und Rauschen und durchaus auch die Gedichte der Agnes Miegel. Wenn man sucht, so findet man. Ansonsten - natürlich - es ist Rußland. Mütterchen hat eine russische Kirche errichtet, daß ja keine Zweifel aufkommen können. Im Dom finden Konzerte statt.
Meine Frau und ich - Erlebensgeneration 1939 / Flucht übers Frische Haff - sind aktuell im südlichen Ostpreußen unterwegs. Königsberg, unsere Geburtsstadt, ist leider unerreichbar. Stets fahren wir mit dem Pkw, denn wir suchen den Kontakt zu den Menschen. Noch geht es. Gott allein weiß, wie lange. Fast noch schmerzlicher als der (völkerrechtswidrige) Verlust der ehemaligen deutschen Ostgebiete, der allein auf dem Beschluss dreier alter weißer Männer beruht, ist das völlige Desinteresse der Deutschen. Ihre Geschichts- und Kulturvergessenheit. Schon Helmut Kohl war angewidert von der deutschen Spaß- und Freizeitgesellschaft. 30 Jahre später ist aus der Spaß- und Freizeitgesellschaft eine Gesellschaft völlig Verblödeter geworden.
Sehr geehrter Herr Etscheid, Ihr Text wie auch die Kommentare lassen meine Augen tränen. In demütiger Hochachtung
Meine Mutter, eine waschechte Königsbergerin, beherrschte die Klopskunst wunderbar. Sie dürfen ruhig so heißen und wer auch immer sie liebte und servierte - die Stadt gibt es in der Tat mit altem Antlitz nicht mehr. Ich war zweimal dort. Kaliningrad bemüht sich und es soll gedeihen, für Revanchismus ist kein Platz. Den Verstand und die Vernunft, vielleicht auch die Wahrhaftigkeit, sollte man allerdings - ganz im Kant’schen Sinne - immer heranziehen. Die Kaliningrader verehren Kant übrigens sehr.
Die “Kaliningrader Klopse”, wie sie auch in der ironisch genannt werden, gehören in der Familie zu den nachgefragten Menü-Standards. Dabei gilt: Keine Experimente! Auftrag und Ziel des Küchenpersonals ist, das Gericht so zuzubereiten, wie es über Generationen gereicht wurde, die Soße mit möglichst großen Kapern und angemessen “mehlgeschwitzt”. Auf die vegetarische und/oder mehlfreie Variante hat hier weit und breit niemand Lust und der Fisch gehörte nie dazu. - Und wir denken tatsächlich immer an Kant und bangen um seinen guten Ruf, wenn wir erleben, was die Staats-Geisteswissenschaftler von heute alles so anstellen. “Verstand” der Untertanen ist ihnen suspekt, weshalb sie ihn nach Kräften bekämpfen. “Mut” muss in den von oben organisierten politisch korrekten Korridor passen, wie es uns von den FFF demonstriert wird. Kants Imperativ gilt längst nicht mehr, er ist gefrämt worden zu einem: Habe Mut, freitags deinen Verstand wegzuhüpfen.
Und noch ein Gedicht gleich hinterher, vom waschechten Ostpreußen Robert Budzinski: “Irrwege eines Wanderers” oder “Wie komme ich nach Königsberg”. Bei meinen Wanderungen stieß ich wiederholt auf Ortschaften mit nicht sehr bekannten, aber desto klangvolleren Namen, so daß ich oft glaubte, mich in einer verzauberten Landschaft umherzutreiben. So fuhr ich einmal mit der Bahn nach Groß-Aschnaggern über Liegetrocken, Willpischken, Pusperschkallen nach Katrinigkeiten, frühstückte in Karkeln, kam über Pissanitzen, Perkuiken, Jukenischken, Kuhdiebs nach Katzenduden, aß in Aschlacken Mittag, verirrte mich dann in Pudelkeim, Pupinnen, Bammeln, Babbeln und abendbrotete in Pschintschiskowsken, übernachten wollte ich in Kartzpanupchen, wo ich entdeckte, daß ich infolge der vielen mir vorgekommenen merkwürdigen Namen meinen eigenen Vatersnamen ganz vergessen hatte, was den Wirt in Kartzpanupchen mit dem Namen Strunzkeitski veranlaßte, mich fortzuweisen; so ging ich über Strontzken, Grondzken und Dumbeln nach Bumbeln und Budschißken, wo mir mein Name infolge der Klangähnlichkeit wieder einfiel. An den folgenden Tagen lernte ich noch kennen: Plampert, Purtzunsken, Kotzlauken, Mierunsken, Spirokeln, Wanagpuchen, Meschkruppchen, hörte noch von Spucken, Maulen, Puspern, Plumpern, Schabbeln, Wabbeln, wurde ohnmächtig und erwachte in Mierodunsken, wo mich der Landjäger von Uschpiauschken hingebracht hatte. Es dauerte lange, bis ich meine Sprache beherrschte, denn meine Zunge drehte sich mir fortgesetzt im Leibe um, so daß ich auf die Frage des Mannes, wohin ich wollte, sagte: Göbisknerg - Kösichgers - Knösiggerb - Königsberg. Der Beamte meinte: über Mischmiautzken oder Kampinischken, was mich so ärgerte, daß ich ihn mit “Dammelskopp” anschrie. ” Das liegt an der anderen Strecke,” sagte er entgegenkommend. So gelangte ich denn über mehrere -ischken, -umsken, -schkallen und -scheiten nach Königsberg. (...)”
Ich liebe „Königsberger Klopse“ und ich liebe „Grüne Soße“. Was können diese wunderbaren regionalen Rezepte dafür, daß verwahrloste dummdreiste Sozialisten Stück für Stück das ganze Land verzocken.
Kohl hatte/musste das Angebot der Russen Ostpreußen zurückzugeben, ablehnen. “Am 02.07.1990 ging in der deutschen Botschaft in Moskau ein geheimes Fernschreiben ein. Darin stand geschrieben, Russland sei bereit, über eine Rückgabe des nördlichen Ostpreußens zu verhandeln. Zu dieser Zeit fanden auch die Verhandlungen zum 2+4 Vertrag statt und die Sowjetunion steckte in einer schweren Wirtschaftskrise. Das genannte Gebiet gehörte völkerrechtlich zu Deutschland. Die deutsche Regierung in Bonn jedoch wischte das Angebot vom Tisch mit der Aussage, die Wiedervereinigung habe Priorität und mögliche Probleme im nördlichen Ostpreußen seien eine Angelegenheit Moskaus.” (Quelle: gegenfrage.com) Das ist ein Klops und nicht nur ein Klopsgericht.
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