Ich habe volles Verständnis für die Wirtin in Dierhagen. Dat Schipperhus liegt ja mehr im Hinterland; im Ortsteil Dierhagen Strand gibt es jede Menge Restaurants, Imbissbuden, das beste Eis der Ostseeküste ;-) und Verpflegung am Strand, wo die Blagen nach Herzenslust toben und ihren Eltern und anderen Leuten auf den Keks gehen können. Wenn Gastronomen mit Familienfreundlichkeit werben, sollten andere auch mit „nur für Erwachsene“ der gar „seniorenfreundlich“ werben dürfen. Die Laute eines Babys sehe ich frischgebackener Großvater mit 15-monatiger Enkeltochter als unvermeidbare Naturgeräusche an. Obwohl sie noch nicht spricht, ist sie aber bereits verbal beeinflussbar. Wenn Kinder oder auch Hunde nicht zu bändigen sind, liegt es doch eher an der mangelnden Erziehung durch die Eltern bzw. Besitzer. Es kann nicht Aufgabe der Gastronomen o.a. Mitmenschen sein, auf diese Erziehungsdefizite Rücksicht zu nehmen oder diese im Nachhinein auszugleichen.
Gab`s früher auch. Folgende Szene werde ich nie vergessen: 70er Jahre, bis auf den letzten Platz besetztes Wartezimmer eines Allgemeinarztes. Neben mir sitzt eine junge Mutter mit ihrem vielleicht 4- oder 5jährigem Sohn, Plötzlich lässt der Bub laut und deutlich einen fahren. Alle Patienten schauen vor sich hin und tun so, als ob sie es nicht bemerkt hätten. Nach einigen Sekunden springt der Bub wüten auf und schreit enttäuscht: “Habt ihr nichts gehört”?
Herr Etscheit, Sie müssen jetzt ganz stark sein. Das ganze Wettrüsten. Militärdiktaturen, standrechtliche Erschießungen und all der Zinnober sind nur, weil die Kinder der Menschen so unglaublich bescheuert sind. Also auch entwicklungstheoretisch, damals kurz nach dem Kambrium. Da saß die Sippe noch beisammen und plötzlich bekam ein Menschen-Weibchen Wehen. Große Aufregung und dann war es endlich da, das Würmchen. Und was macht es? Es plärrt und kräht mit hochrotem Kopf ohne Pause. Selbst die Ältesten der Sippe wiegeten nachdenklich mit dem Kopf hin und her, weil sie sich nicht vorstellen konnten, was denn das Menschenjunge (sie nannten es noch nicht Kind) eigentlich wollte. Es war einfach nur noch Terror, einfach weil es da war. Es wäre kein weiteres Problem gewesen, wären da nicht der Säbelzahntiger, der Wolf und noch so ein Wesen, wo wir heute den Namen gar nicht mehr kennen, nicht immer interessiert herüber geblickt hätten. Seitdem wird mit Feuer hantiert, bis der ganze Wald brennt, es werden Steinschleudern entwickelt, Pfeil und Bogen erfunden, weil die Zahl der interessierten Augen am Rande der Lichtung immer mehr wurden. Von da ab, wie wenn ein Fluch die Sippe befallen hat, war jedes Neugeborene von der selben Art, laut und rücksichtslos. Es wäre noch auszuhalten gewesen, wenn nicht die Neugeborenen immer größer und immer älter geworden wären und irgendwann gab es einmal nur noch diese lärmende, wild hin und her laufende Bande. Sie änderten auch ihr Jagdschema. Sie mussten sich nicht mehr anschleichen, sondern sie trieben das Wild mit Lärm in eine Richtung und erlegten es mit den Waffen, die sie ja jetzt hatten. Und sie gerieten immer öfter untereinander in Streit, wer lauter schreien kann. Heute lebt diese Spezies nahezu überall, nur noch nicht in der Tiefsee. Dort ist noch Stille, wenn sie nicht gerade mit Echolot und Kanonendonner darüber hinweg fahren. Es ist ein Grauen. Da hilft auch keine Erziehung, weil jede neue Generation vom ersten Moment an lärmt.
Das nennt man Prüfstein. Wenn man ihn bestehen will geht das so: Kurzer Blick an die eigene Tischrunde und fragen: “Ok. reichts uns? Dann auf drei….. “ Und dann abbrüllen , voll Rohr, 3 Sekunden aus Leibeskräften. Brüllen- aber nicht kreischen. Also einen tiefen gewaltigen Bauchton. Man muss nur aufpassen dass einem diese Kinder dann nicht vor Begeisterung schier um den Hals fallen - kein Scherz! Absolut stille Bewunderung, die gar nicht aufhören kann, mit ihnen - den großen Brüllern - Augenkontakt zu suchen, ist die normale Reaktion. Hintergrund des ganzen ist eine absolut banaler Umstand. Wir Menschen, als hierarchisch strukturierte Rudelwesen kommunizieren wie Menschenaffen vermittels Tönen und Lautstärke. Ein großer Affenpascha hat biologisch besehen einen größeren, sehr viel größeren, voluminöseren Resonanzraum(Brustraum). Wenn der nur knurrt, merkt jeder kleine Affe instinktiv: Oha Vorsicht, da ist jemand größer und stärker als ich. Der heutige Erziehungsstyle mit seinen “partnerschaftlichen ” oder gar antiautoritären Haltungen möchte diesen natürlichen, uralten und instinktiv codierten Reiz - Reaktionsmechanismus verwischen um sich- wegen eigener Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung- bei den Kindern anzuwanzen.. Kinder haben jedoch ein natürliches Bedürfnis nach stabilen und sicheren Hierarchien. Man möchte in Erkenntnis( noch) eigener körperlicher Schwäche und Schutzbedürftigkeit einfach nur wissen, wo der große gute Boss ist, auf den man sich im Gefahrenfalle verlassen kann. Früher sagte man kurz und knapp: Da bettelt jemand um Schläge. Jeder Leser hier wird wissen dass genau deshalb die Progressiven von heute, die enteierten Duttträger, die nervigsten Gören haben. Also brüllen Sie einfach mal. Und keine Angst : Die Duttis wehren sich nicht. Im Gegenteil: Mehr als einmal erlebt: Die Eltern( er blaß , sie hochrot) ziehen ihre widerstrebenden Gören Richtung Ausgang, weil diese ihre Augen gar nicht von Ihnen- den alten Brüllern- lassen können.
Mir hat mal Eines einen “Bach” im Laden hinterlassen . ” Achtung , Kunde läuft aus !” hat mich ein lieber Kunde gewarnt . Der Scheißkerl mit seinem hilflos quengelnden Kind hat sich aus dem Staub gemacht , ohne Entschuldigung . -Er war zu sehr damit beschäftigt, was ich beim telefonischen Kundengespräch gesagt habe . Horch und Guck beim Bücherkauf .
Wer sich ein Haubenlokal leisten kann, der kann sich auch einen Babysitter für die böse Brut leisten.
Man kann versuchen, das auch positiv zu sehen: Laute und hyperaktive Kinder verschaffen sich (und leider auch anderen) mehr Sinneseindrücke, was sich günstig auf ihre Gehirnentwicklung auswirkt. Es entstehen so mehr Synapsen und diese Kinder schaffen es dann bis zum Erwachsenenalter auf ein höheres Intelligenzniveau. Bei braven, stillen Kindern könnte es genau umgekehrt sein.
Diese Plärrblasen kenn ich. Bei uns hüpfen so viele in ihren Gärten. Eine Familie produziert jedes Jahr. Ich glaube ja, die Kinder heute können gar nicht mehr leise. Die schreien immer und durchgehend. Das fängt morgens um 7 Uhr an und hört nachts um 10 Uhr auf. Wenn sie dann mal in ihr Bett finden. Das ist vollkommen normal. Und die Fragen der Väter: Haben Sie Kinder? Antwort: Ich habe schon Kinder erzogen, da bist du noch mit der Klingel um den Christbaum gelaufen. Als meine Kinder klein waren, da haben sie mal ab zu und zu im Garten getobt. Da kam dann prompt die Nachbarin: Müssen ihre Kinder immer so laut sein? Natürlich immer. Ich wurde damals ständig angegriffen, weil ich Kinder hatte und heute die meinen die dürfen alles machen. Und wenn man das nicht toleriert, dann ich man kinderfeindlich. Dann ist es eben so.
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