Traditionelle Kaffeehäuser sind natürlich etwas sehr Angenehmes und Nostalgisches, vor allem wenn sie noch im ursprünglichen Jugendstil-Dekor erhalten geblieben sind. Leider müssen auch diese irgendwann renoviert werden, wie es bei einem in meiner Nähe gelegenen einst im Wiener Kaffeehaus-Stil konzipierten Café geschehen ist. Die Patina ist jetzt natürlich weg. Und das Belle-Époque-Feeling irgendwie auch.
@ Hans Walter Müller : um das Cafe’ Völter in Tübingen ist es auch sehr, sehr schade.
Aber die Ursache für die Wiener Kaffeehäuser soll die Belagerung von Wien 1683 gewesen sein. Denn die Osmanen liessen Kaffeebohnen zurück Damit wurde das erste Kaffeehaus gegründet.
@ Christian Weis: Damit, ungefragt geduzt zu werden, muss man doch inzwischen überall rechnen, selbst hier bei der Achse. Als ich soeben von dieser Seite wegschalten wollte, erschien eine Überschrift der Werbung mit dem Text “Mehr Empfehlungen, bevor du diese Seite verlässt.”
@Thomas Taterka / 02.02.2025 - “Das Caféhaus ( !!! ) hatte Stil , als es noch verqualmt war .” - Wie wahr, wie wahr! - Ich gehe mal davon aus, dass alles Gute und Bewährte zersetzt werden wird. Es gibt Städte in denen man unter freiem Himmel nicht rauchen darf. Das muss man sich mal vorstellen. Bürger, die so etwas dulden, werden selbstverständlich staatlicherseits maximal verachtet. Kriechende Bürger:Innen sind entwürdigend , peinlich und beschämend.
Die Japaner haben eine ganz besondere Kaffehauskultur. Dort bekommt man in winzigen gemütlichen Cafes mit Wohnzimmeratmosphäre den Kaffee in Sammeltassen japanischer Porzellanmanufakturen serviert. Traditionellerweise wird er in altmodischen gläsernen Syphonmaschinen gebraut, ein Genuss bereits bei der Zubereitung zuzuschauen. Leider werden diese Cafes immer seltener, da sie fast immer von älteren Besitzern betrieben werden. Mein persönlicher Favorit ist ein von aussen unscheinbares Cafe in Tokio-Ueno, das von einem skibegeisterten Ehepaar nach einem Skiurlaub in Deutschland mit grösstem Enthusiasmus im bayrisch-alpinen Stil eingerichtet wurde. Und natürlich ist der Service wie immer in Japan überaus zuvorkommend.
Hier bei uns sind leider alle alten, familiengeführten Cafe` s verschwunden. Es gibt offenbar nur noch die Systemhäuser wie EXTRABLATT, APOSTO und ALEX mit ständig wechselndem Personal, so denn noch welches zu finden ist. Wobei man als alter weißer Mann plus Frau damit klar kommen muß, andauernd und ungefragt geduzt zu werden. “Du” “Euch” Ihr” wird dabei nach jeder Frage oder jeder Halbsatzankündigung verwendet. Die Mode der gepiercten und tätowierten Jüngling*innen ist ohnehin Standard. Unappetitlich wird es, wenn die 10cm langen Keimsammler-Schippen der überwiegend weiblichen Bedienungen beim Servieren versehentlich in den Kuchen tauchen. Eine Ausnahme haben wir noch hier. Aber, da hat der Betreiber vor wenigen Jahren seine Erleuchtung und Berufung zum Barrista gefunden und veranstaltet seither mit seiner Kaffeeapparatur nach jeder Tasse “Kaffee-Kunst” einen solchen Radau wie die alten Pressluftkompressoren der Straßenbauer in den Sechzigern - da wackelt einem die Sachertorte von der Gabel. Eine Cafe-Haus-Kultur, wie vom Autoren des Artikels beschrieben, kann ich hier nicht mehr finden.
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