Georg Etscheit / 22.09.2024 / 13:00 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Cancel Cuisine: Hund und Katz

Der Gebrauch von Haustieren zu Ernährungszwecken erlangte eine gewisse Aktualität, seit Donald Trump haitianischen Einwanderern solche unterstellte. Hierzulande wurde übrigens erst 1986 die Schlachtung von Hunden zur Fleischgewinnung verboten.

„Wir bereiten aus 450 Gramm Kokosfett, 575 Gramm Zucker, acht Eiern, 200 Gramm Kakao und 250 Gramm geriebenen Mandeln einen bekömmlichen Nougatteig und geben den Liebling hinein. Fünf bis sechs Minuten kühl und ruhig stehenlassen. Dann mit Mandeln, Rosinen und Tannengrün festlich dekorieren. Merke: Statt des Dackels kann man auch Neufundländer oder Meerschweinchen verwenden.“ Loriots Rezept für „Dackel im Schlafrock“ ist legendär und der Vierbeiner macht in seinem Nougathemd keinen wirklich unglücklichen Eindruck. Schließlich deutet in Loriots Cartoon nichts darauf hin, dass das arme Tier selbst als Festtagsspeise dienen muss.

Ein weiteres Rezept, diesmal bitte anschnallen: Als Zutaten benötigt man eine Katze (abgehangen), eine Zwiebel, einen halben Knollensellerie, eine Petersilienwurzel, einen getrockneten Steinpilz, Buttermilch, 100 Gramm Butter, 300 Milliliter Doppelrahm, eineinhalb Teelöffel Mehl, einen Esslöffel Wacholderbeeren, Pfeffer und Salz. Nähere Erläuterungen für die Herstellung eines „Katzenbratens an Rahmsauce mit Gemüse“ werden uns in einem Bericht des Schweizerischen Fernsehens (SRF) leider vorenthalten. Doch zumindest theoretisch stünde der Zubereitung eines solchen Gerichtes nichts entgegen, unter der Voraussetzung allerdings, dass man dafür nur den eigenen Stubentiger heranzieht.

In der Schweiz ist es, wie in Deutschland, nämlich keineswegs verboten, Hunde- oder Katzenfleisch zu essen, nur Verkauf und Weitergabe stehen unter Strafe. Und Katzenbraten hat in den Kantonen Bern, Luzern und Jura eine lange Tradition, wo „Katze gekocht in Thymian“ als beliebtes Weihnachtsgericht galt. Womit man wieder bei „Dackel im Schlafrock“ wäre. Nach Angaben von Schweizer Tierschützern soll es laut SRF-Bericht noch heute „100 bis 200 regelmäßigen Konsument:innen“ geben, wobei die Dunkelziffer vermutlich sehr viel höher liege. Ein Skandal im Land von Züricher Geschnetzeltem, Käsefondue und Alpenmilchschokolade!

Putzige Meerschweinchen meucheln?

Der Gebrauch von Haustieren zu Ernährungszwecken erlangte eine gewisse Aktualität, seit Donald Trump in der Fernsehdebatte mit seiner Konkurrentin Kamala Harris haitianische Einwanderer in Springfield/Ohio beschuldigte, die verhätschelten „Pets“ ihrer autochthonen Mitbewohner zu stehlen und aufzuessen. Dafür erntete der republikanische Präsidentschaftskandidat weltweit Unverständnis und Häme und selbst die haitianische Regierung fühlte sich aufgefordert, ihre im Ausland lebenden Landsleute vor „diskriminierenden Äußerungen von US-Politikern“ in Schutz zu nehmen. 

Ob Trumps schräge Ansage der endgültige „Game Changer“ zugunsten von Kamala Harris im Kampf ums Weiße Haus war, sei dahingestellt. Zumindest zeigt der neuerliche Attentatsversuch auf Trump, dass bis November noch eine ganze Menge passieren kann, wobei mögliche Attacken auf Haustiere zu kulinarischen Zwecken das geringste Problem sein dürften. 

Niemand möchte sich ausmalen,  dass infolge einer großen, kriegerischen Auseinandersetzung zwischen der NATO und Russland auch im so tierliebenden Mitteleuropa wieder Zeiten anbrechen könnten, die Menschen dazu zwingen könnten, Golden Retriever, Französische Bulldoggen und Möpse, vielleicht auch putzige Meerschweinchen zu meucheln, um mit ihrer Hilfe den Speiseplan zu bereichern. Hierzulande wurde übrigens erst 1986 die Schlachtung von Hunden zur Fleischgewinnung verboten; der letzte deutsche Hundemetzger hatte ein Jahr zuvor in Augsburg sein Handwerk an den Nagel gehängt. 

In vielen Ländern Südostasiens und in Teilen Chinas gilt Hunde- und Katzenfleisch bis heute als Delikatesse. Millionen von Tieren landen dort jedes Jahr am Spieß oder im Wok, was die militante Tierrechtsorganisation PETA zu scharfem Protest veranlasste. Das „jährliche Massaker an etwa zwanzig Millionen Hunden und Katzen in China“ müsse umgehend gestoppt, der Verkauf von Hunde- und Katzenfleisch gesetzlich verboten werden. Zwar handelt es sich nur um eine Minderheit von Chinesen, die schon einmal Hundefleisch gegessen haben. Doch bei den 1,4 Milliarden Bewohnern des Riesenreiches kann einiges zusammenkommen. 

Wie Hundefleisch schmeckt, kann ich mangels Erfahrung nicht sagen und möchte mit Blick auf meinem neben mir friedlich ruhenden Terrier Poldi versichern, dass sich daran nichts ändern wird, obwohl ich neuen Geschmackserlebnissen durchaus aufgeschlossen gegenüberstehe. Internetquellen zufolge bewegt sich der Geschmack von Hundefleisch irgendwo zwischen Rind und Wildbret, Katzenfleisch soll Huhn ähneln, nur etwas „würziger und intensiver“ sein. Nach chinesischer Ernährungslehre enthält Hundefleisch viel „Hitze“ und sollte deshalb vor allem im Winter gegessen werden. 

Angeblich werden chinesische Hundegerichte schon mal mit einem Hundeschweif dekoriert. Mir sind Mandeln, Rosinen und Tannengrün lieber.

 

Georg Etscheit schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mitgegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.

Foto: Schreibkraft CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Marek Glokowski / 22.09.2024

Selbst eine Seite aus Haiti schreibt das Katzen dort ein ganz normales Essen sind,besonders zu Weihnachten. Und eine Haitinerin erzählte auf twitter das Trump Recht habe,aber sie würden nicht nur zum essen geschlachtet sondern auch zu Vodoo zwecken.Ähnliches berichtete der Punk Sänger der UK Subs im Plastic Bomb Magazin vor ein paar Jahren,was den Punkern wohl etwas unangenehm war,aber Punk Legenden lässt man das durchgehen… ps:Das Video einer Fachkraft in Italien die auf dem Bürgersteig eine Katze grillt dürfte doch auch bekannt sein.oder?

Paul Dittmar / 22.09.2024

Herr Etscheit hätte auch mal in den Latifundien des Ostens recherchieren sollen. Einfach mal die beiden Begriffe „Goldlauter“ und „Hundefleisch“ eingeben.

Wolfgang Richter / 22.09.2024

Wir waren vor “ewigen Jahren” mal von Macao aus in China, einem von Macao aus geführten Tagestrip, Abschluß in einem ziemlich guten Restaurant im damals noch überschaubaren Shenzhen. Auf dem “Speisen-Rondell” gab es auch eine Fleischspeise, selbiges ähnlich wie rohes Hühnchen aussehend, aber durchgegart und etwas “glibberig”, sehr lecker, aber von der Konsistenz her nicht zuzuordnen. Unsere Fragen zur Fleischart wurden mit einem Lächeln und der Frage, ob es nicht geschmeckt habe, beantwortet. Wir haben für uns von Reptilie bis Hund nichts ausgeschlossen. Aber da es a) lecker war, wir b) “überlebt” haben, alles gut.

Wilfried Cremer / 22.09.2024

hi, Hundezunge soll am besten schmecken. Fein geschnetzelt angemacht wie Ochsenmaulsalat.

Klaus Keller / 22.09.2024

Früher soll es üblich gewesen sein den Hasenbraten mit dem Kopf zu verkaufen, damit der Käufer sicher seine konnte das es keine Katze ist.

Else Schrammen / 22.09.2024

Und Katzen heißen im Volksmund nicht von ungeföhr “Dachhasen”! Ich habe einmal für Freunde ein Wildkaninchen-Essen bereitet. Da aber mehr Leute kamen als gedacht, musste ich noch ein normales Kaninchen dazu geben. Und alle Gäste wollten wissen: WO IST DEINE KATZE?

Sam Lowry / 22.09.2024

@Stefan Riedel: Evolution? fragten sie sich. Wozu denn?

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