Was isst eigentlich Donald Trump, der frisch gewählte US-Präsident, am liebsten?
Ich hatte mich im Rahmen dieser Kolumne schon des Öfteren mit dem beschäftigt, was bei den Großen, Mächtigen, Möchtegernmächtigen und nicht immer Schönen auf den Teller respektive in den Kochtopf kommt. Pfannkuchen mit Apfeltopping à la Kamala, Angelas Kartoffelsuppe, Olafs Fischbrötchen, Höckes Pellkartoffeln oder der aus Anlass der Krönung von King Charles III. dem Volk vom Souverän anempfohlenen „Coronation Quiche“. Man kann der Ansicht sein, dass Ernährungsgewohnheiten etwas über die Persönlichkeit der Esser aussagen, doch mag es sich dabei auch um Küchenpsychologie handeln. Machen wir uns nichts vor: Adolf Schicklgruber hätte als Feinspitz, der er nicht war, als derselbe Verbrecher agiert, der er gewesen ist.
Oft ist es nicht ganz einfach, die kulinarischen Vorlieben von Politikern zu ergründen. Glücklicherweise gibt es die liebgewordene Tradition, dass Journalisten zu Festtagen bei diversen Pressestellen nachfragen, was denn bei Spitzenpolitikern oder anderen Prominenten an Weihnachten oder Ostern auf dem Speiseplan steht. Im Netz, das nichts vergisst, sind die entsprechenden, „flott“ geschriebenen Artikel leicht aufzufinden, wobei man nie so genau weiß, ob die offiziellen Medienbeauftragten den Presseleuten immer die volle Wahrheit auftischen.
Was Donald J. Trump, den frisch gewählten, nächsten US-Präsidenten betrifft, kann man sich über eine unzureichende Quellenlage nicht beklagen. Die Mitteilungen über das, was der hierzulande allseits Verfemte gerne zu sich nimmt, sind fast uferlos. Von Pizza (ohne Rand) über Shrimpscocktail, Hamburger (ohne Gurken), Oreo-Keksen, Lay’s Kartoffelchips, Kaubonbons von Starbust, Eiern mit Speck, Cornflakes und Steaks bis zu Kirsch-Vanille-Eis und Schokoladenkuchen ist mehr oder weniger alles dabei, was süß und/oder fettig daherkommt, wobei nicht davon auszugehen ist, dass Trump ein Anhänger der Ernährungsampel (Nutriscore) ist, die bei dem, was er mag, notorisch auf dunkelrot stünde. Salat gibts bei Trump den Quellen zufolge nur in Form eines „Cobb Salat“ mit zusätzlich Käse, Truthahn, Speck und Avocado, also auch nicht gerade der Traum eines gesundheitsbewussten Vegetariers.
Es gibt ein Foto, das einen repräsentativen Raum wohl im Weißen Haus zeigt mit güldenen Kandelabern, alten Gemälden und einem großen Tisch, auf dem jede Menge Fastfood in entsprechenden Papp- und Plastikbehältnissen gestapelt ist. Man kann das grässlich finden, aber auch ziemlich genial, weil sich dahinter natürlich eine Botschaft verbirgt: Schaut her Leute, ich bin einer von Euch, ich esse den gleichen – pardon – Mist wie ihr! Wobei der Kolumnist selbst (sehr) gelegentlich bei McDonalds & Co. einkehrt, weil der Mist – hups, jetzt ist es raus – einfach saugut schmecken kann. Und wer will nicht gelegentlich mal die Sau rauslassen, kulinarisch oder wie auch immer?
Hamburger, Steak und Schokokuchen
Als gesichert mag gelten, dass Trump drei dominante Vorlieben hat: Hamburger, Steaks und Schokoladenkuchen. Jedenfalls wurde ihm in seiner ersten Amtszeit ein aus diesen Komponenten bestehendes Menü bei einem Staatsbesuch in Israel aufgetischt. Der populäre Küchenchef Segev Moshe kommentierte die von ihm kreierte Menüfolge mit den Worten: „Es war den Netanjahus wichtig, dass sich der Präsident wie zu Hause fühlte.“ Der „Starkoch“ hatte die ja nicht sonderlich originellen Gerichte mit leicht ironischen Namen aufgepeppt. Hinter „A Taste of America“ verbarg sich ein Hamburger mit Rote-Bete-Ketchup, Senf-Aioli und Chips aus Reis und Grünkohl, hinter „Lifting the World“ ein Steak mit vermutlich hausgemachter Barbecue-Sauce. Der krönende Abschluss nach weiteren Zwischengängen war Donald Trumps Dessert-Favorit: ein klassischer Schokoladenkuchen mit Blattgold verziert.
Dass ein Hamburger, am besten natürlich frisch zubereitet, auf einem Teller (!) serviert und mit Messer und Gabel genossen, eine sehr solide Mahlzeit, fast eine Delikatesse sein kann, hat auch in Deutschland der Boom der Burgerrestaurants unter Beweis gestellt. Das gleiche gilt für ein idealerweise über offenem Feuer gegartes Steak, allerdings nicht so durchgebraten, „dass es den Teller erschüttert“, wie Trump es offenbar bevorzugt. „Well done“ schmeckt ein Steak, egal welcher Herkunft und Qualität, etwa so wie die Schuhsohle eines texanischen Cowboys, der noch nicht mit dem Helikopter seine Herde hütet. „Medium rare“ sollte es schon sein, sonst bleibt vom Fleischgeschmack nichts übrig. Echte Kenner lassen ihr Steak angeblich „raw“ (französisch: „bleu“) zubereiten, also fast roh. Dann lieber gleich ein Steak Tartare.
Trump liebt Süßes, das haben wir bereits festgestellt. Dazu zählt an erster Stelle der schon erwähnte Schokoladenkuchen, wobei ein Foto im Netz keinen modischen Brownie zeigt oder eine eher schlichte französische Schokoladentarte, sondern eine aus mehreren mit Schokocreme gefüllten Teigschichten gestapelte Kalorienbombe. Apropos Bombe: Während er 2017 mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinpeng über einen US-Luftangriffe auf Syrien sprach, servierte Trump seinem Gast eine Kostprobe. „Wir hatten das schönste Stück Schokokuchen, das Sie je gesehen haben. Präsident Xi hat es geschmeckt“, sagte er in einem Interview.
Georg Etscheit schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.