Mache einen großen Bogen um alle Bio- und Naturweingüter und bleibe bei meinem jahrelang als gut befundenen Winzer, der nach der Methode vorgeht: So viel Eingriffe in den Wein wie nötig und so wenig wie möglich. Die jahrelangen vorderen Plätze bei den Landesweinprämierungen geben ihm Recht.
Der Begriff “Bio” bei Produkten ist ein Marketingkonzept, mehr nicht. Bei Personen, die Bioprodukte bevorzugen oder sogar nur Produkte mit dieser Bezeichnung verzehren, hat der Begriff “Bio” eine Art Placebo-Effekt. Das ist ja ganz OK so, denn ein Placebo-Effekt ist ja etwas Positives und deshalb sollen solche Konsumenten auch diese Produkte kaufen.
In den 80ern war ich beim Bund in der Pfalz. Dort rollten im Spätsommer immer die großen Tanklastzüge mit Most aus Italien an…. Mittlerweile mag das besser sein - aber damals war der Pfälzer Wein entweder “natur” (mit nachher sehr schmalem Mund) oder “lieblich”... +++ Ein guter Bekannter hat an der Mittelmosel ein Wenigut und verkauft auch einen sehr leckeren Rotwein. Da die Trauben aber an verschiedenen Stellen wachsen, darf er dies nicht als Prädikatswein verkaufen, der deutschen Weingesetzgebung sei Dank… In Frankreich steht auch auf den teuersten Flaschen nur die “Domaine” drauf - Mischungen aus verschiedenen Rebsorten der Lagen sind dort erlaubt. +++ Ein gaanz alter Witz dazu: Der alte Winzer liegt im Sterben und ruft seine Söhne zusammen. “Ich will euch jetzt noch ein Geheimnis verrraten: Man kann Wein auch aus Trauben herstellen…”
Mein Tag ist gerettet. Komme gerade vom Klo, wo die aktuelle ADAC-Motorwelt beim Drücken geholfen hat. Ich zitiere aus dem Interview mit Schauspieler Henning Baum: Ausgabe 03-2024, S. 90 ” Als nächstes probiere ich… ob ich es schaffe, zwei Wochen auf veganes Essen zu verzichten und dafür jeden Abend einen anderen Rotwein zu trinken.” Henning, you made my day.
Großer fachlicher Fehler im Artikel: Deutscher Wein wurde nicht mittels Zuckerbeigabe (Chaptalisation) gefälliger und marktgängiger gemacht. Der Zucker wurde vor der Gärung zugegeben und diente allein der Erhöhung des Alkoholgehaltes. Deshalb, weil es der Alkoholerhöhung diente, nannte man das in Deutschland nicht Chaptalisation, sondern mit der deutschen Bezeichnung Anreicherung. Die Franzosen machte das gleiche und dort nannte man es Chaptalisation. Diese Begriff klang in den Ohren der deutschen Weinfans von französischen Weinen wie eine besondere Qualitäsaussage, und sie wussten gar nicht was das bedeutet. Deshalb waren deutsche Weinkonsumenten französischer Weine stets der Meinung, nur deutsche Winzer setzen bei der Gärung Zucker zu und sie lehnten deshalb den Verzehr von deutschen Weinen kategorisch ab. Ähnlich war es sehr lange mit dem Begriff Cuvee. In den Ohren der deutschen Franzosenweintrinker klang das wie Musik und sie empfanden das als ein Qualitätsmerkmal. Meistens wussten sie gar nicht, was ein Cuvee (Verschnitt von verschiedenen Rebsorten ist). Wollte jedoch ein deutscher Winzer einen Wein verkaufen und hat auf dem Etikett vermerkt, das dieser Wein aus einem Verschnitt von zwei oder sogar drei verschiedenen Rebsorten bestand, dann lehnten die selben Leute diesen als minderwertigen Wein ab. Bis vor ca. 20 Jahren war es für deutsche Winzer nur möglich Weine zu verkaufen, die aus einer einzigen Rebsorte produziert waren.
In der Vergangenheit musste ein Winzer etwas von seinem Handwerk verstehen um guten Wein zu produzieren. Es war eine gute schulische und praktische Berufsausbildung erforderlich, um guten Wein machen zu können. Heute ist das nicht mehr notwendig. Es ist ziemlich egal, wie das Ergebnis aussieht und wie es es schmeckt. Das Ergebnis schmeckt, auch wenns nicht schmeckt. Letztlich ist das alles ein Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft.
@ Wilfried Cremer: Die Römer haben zudem ihren Wein mit Bleiacetat gesüßt. Und in Rosport an der Sauer wurde der Blei-Säure- Akkumulator erfunden. Zufall?
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