Georg Etscheit / 12.01.2025 / 13:00 / Foto: WikiCommons (bearbeitet) / 5 / Seite ausdrucken

Cancel Cuisine: Acker statt Universum

Kimbal Musk, Elons Musks kleiner Bruder, will die Ernährungsweise der US-Bürger umkrempeln

Der Multimilliardär und künftige oberste Bürokratiebekämpfer der Trump-Administration, Elon Musk, mischt die hinter der Brandmauer verschanzte deutsche Politkaste und ihre medialen Unterstützer kräftig auf.  „Boykottiert Musk!“, „Schaltet „X“ ab!“, „Einmischung von außen!“, schallt es zurück. Doch hat man uns nicht jahrelang gepredigt, dass Grenzen, seien sie nun physisch oder informell, obsolet sind, dass es nur noch eine „Weltinnenpolitik“ gebe? Wie auch immer, Musks Plattform „X“, vormals Twitter – nie war sie so wertvoll wie heute.

Über die privaten Lebensgewohnheiten des reichsten Mannes der Welt, der den Welt entrückten Deutschen so effektvoll vors Schienbein tritt, ist wenig bekannt. Musk ist nicht verheiratet, hat jedoch zehn Kinder von drei Frauen. Das elfte heißt Tau Techno Mecanichus, nun ja, ein anderes, eine 20-jährige Tochter, vormals ein Sohn, ist transsexuell, was dem Vater nicht behagt. „Ich habe meinen Sohn verloren.“ Vivian Wilson, so der Name der nunmehrigen Tochter, ließ an ihrem Vater kein gutes Haar, was uns hier aber nicht interessieren soll. 

Und interessieren nämlich vor allem seine Essgewohnheiten. Wie Musk auf Twitter verriet, lässt er schon mal das Frühstück ausfallen und zieht sich nur einen Mars-Riegel oder Donut rein. Auch das Mittagessen findet in Musks Leben nur statt, wenn seine Assistentin ihm zwischen seinen zahlreichen Meetings einen Teller vorsetzt. Dazu soll er große Mengen Diätcola trinken, zeitweise bis zu acht Dosen am Tag. Es sei ihm egal, ob der Konsum seine Lebenserwartung senke. Immerhin ehrlich, der Mann. Wenn er gelegentlich mal zu Besuch in seiner Berliner „Gigafactory“ weilt, um doofen Landespolitikern noch mehr Subventionen aus der Nase zu ziehen, behagt ihm angeblich Döner, ansonsten, wen wundert es, ein Barbecue. 

„Sie hat Kürbis ohne Gewürze oder Öl gekocht"

Ganz anders Elons „kleiner“ Bruder Kimbal Musk. Der ist gelernter Koch, Kochbuchautor, Ernährungsaktivist  und Gründer bzw. Teilhaber diverser Restaurantketten – darunter „The Kittchen“ mit eher hochpreisiger, regionaler Bistroküche und „Next Door“, wo schneller Service, Geschmack und Regionalität zusammengehen sollen, gesundes Fastfood zu moderaten Preisen. Musks Revier sind interessanterweise nicht die gastronomisch bestens versorgten Küstenregionen, sondern das sogenannte „Middle America“, das US-amerikanische Kernland zwischen Denver, Pittsburgh, Chicago und Memphis, ein Landstrich, der nach Musks Meinung in punkto Qualitätsessen jede Menge Nachholbedarf hat. 

Kimbal ist ein Jahr jünger als sein Bruder und in zweiter Ehe verheiratet mit der ökobewegten Tochter eines Milliardärs, die zuvor mit einer britischen Popsängerin liiert war. Er sitzt in Aufsichtsgremien von Tesla und SpaceX und ist nicht ganz so reich wie Elon.  „Nur“ 700 Millionen Euro soll er Stand Juli 2024 laut „Bild“ besitzen, während Elon (Stand Dezember 2024) mehr als 400 Milliarden Euro hat, immerhin ein Viertel des US-Staatshaushalts. „Verfressen“ kann man solche Summe beim besten Willen nicht, selbst wenn man sich nur noch von Hummer und Beluga-Kaviar ernährt. Aber wer so viel Geld besitzt und, wie Elon, nun auch unübersehbar nach politischer Macht strebt, kommt ohnehin nur selten zum genussvollen Essen.

In Interviews wirkt Kimbal stiller und nachdenklicher als sein Bruder, was vielleicht daran liegt, dass er dem Tod schon einmal ins Gesicht geblickt hat. Bei einem Skiunfall 2010 brach er sich das Genick und hat es nur der Kunst seiner Ärzte zu verdanken, dass er wieder vollständig genesen ist. 

Dazu kommt ein Kindheitstrauma der kulinarischen Art. Seine Mutter, Ernährungsberaterin und ein bekanntes Fotomodell, sei eine schreckliche Köchin gewesen. „Sie hat Kürbis ohne Gewürze oder Öl gekocht. Und zu jedem Essen gab es Bohnensuppe. Ein Albtraum für Kinder!“

Kampfansage an die allmächtige Lebensmittelindustrie

Jedenfalls beschloss Kimbal nach dem Unfall, sich „ganz auf Ernährung zu konzentrieren“ und sein Leben „einer glücklicheren Zukunft zu widmen“. Ein Wunsch, den er mit seinem Bruder Elon teilt, der dabei aber ganz auf Hightech setzt, die Welt mit teuren Elektroautos beglückt und schon in naher Zukunft, wie er im Gespräch mit Alice Weidel bekräftigte, mit seinem Unternehmen Space X den Mars und danach noch den Rest des Sonnensystems erobern will. 

Kimbal dagegen bleibt mit beiden Beinen auf dem Boden und gründete 2010 die Bewegung „Big Green“, die Lerngärten in Schulen fördert. Die sechs Jahre später ins Leben gerufene Initiative „Square Roots“ ist dem Urban Gardening gewidmet. Kimbals Vision: Jeder Amerikaner soll irgendwann selbst Obst und Gemüse anbauen. Eine Kampfansage an die in den USA allmächtige Lebensmittelindustrie, die mit dafür verantwortlich ist, dass viele US-Bürger übergewichtig sind. Elon Musks Bruder Kimbal fighted gegen die Lebensmittelindustrie

Ob Kimbals Vision realistischer ist als die von Elon beabsichtige Gründung extraterrestrischer Kolonien, sei dahingestellt. Doch schon mit seinem als Markenzeichen getragenen Cowboyhut wirkt Kimbal Musk geerdeter als der hochfliegende Elon. Auch die in seinem 2023 erschienen Kochbuch „The Kitchen – Cooking for Your Community“ versammelten Kochrezepte – amerikanische Bistroküche mit internationalen Einflüssen – bestechen mehr durch Einfachheit und starke Aromen als durch Raffinesse.

Kimbal ist ein großer Fan von Knoblauch, dem er ein eigenes Kapitel gewidmet hat: Knoblauchbutter, Schwarzes Knoblauch-Püree, gerösteter Knoblauch als Pickles, Confit, Öl und Würzpaste. Auch seinem Lieblingsgericht (Veggies weghören!), einem New York Strip-Steak, verabreicht er eine Ladung Knofel. Dazu wird das mit Pfeffer und Salz gewürzte Steak nur in etwas Olivenöl auf beiden Seiten goldbraun gebraten, wobei man, so Musk, das Fleisch nur einmal zum Wenden berühren dürfe. Wenn der gewünschte Gargrad erreicht ist, gibt Musk etwas Butter und eine zerdrückte Knoblauchzehe in die Pfanne. In dieser Knoblauchbutter wird das Steak dann geschwenkt. „Ich think that’s the one“. 

Dazu gibt’s selbst gemachte Würzsaucen und Musks legendäre „Three-Day French Fries“: Am ersten Tag werden die Pommes in kaltem Wasser gewässert, am zweiten Tag zum ersten Mal frittiert ohne Farbe anzunehmen, am dritten Tag dann goldbraun gebacken. Wer da noch über Acrylamide lamentiert, dem ist nicht zu helfen.

Kimbal Musk. The Kitchen – Cooking für Your Community. 288 Seiten, Melcher Media New York, 2023

Georg Etscheit schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.

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Leserpost

netiquette:

W. Renner / 12.01.2025

@Gerd Maar:  „Jeden Tag Bohnensuppe…das erklärt so einiges beim Elon.“ Stimmt. Hätten die Deutschen mal jeden Tag ihre Bohnensuppe gegessen, bräuchten sie heute kein Bürgergeld, könnten ihre eigene Autofabrik inBrandenburg bauen und müssten deutsche Elektrokarren nicht beim Chinesen kaufen.

Heike Olmes / 12.01.2025

Das hört sich ja alles ganz lecker und vernünftig an, nur „Ernährungsaktivist“ klingt irgendwie, bäh, nach Greta Thunfisch.

Gerd Heinzelmann / 12.01.2025

Wer kann sich noch erinnern? “Kurz nach der Trennung von Depp bandelte die Schauspielerin mit Elon Musk an. Von Dauer war die Liebschaft aber nicht. Als eine Anwältin seiner Ex-Frau Amber Heard auf Elon Musk zu sprechen kam, grinste Johnny Depp im Gerichtssaal. Das entging weder Zuschauern noch Geschworenen.” Hat das mit der Kartoffelsuppe von Angela Merkel zu tun? Fragen über Fragen.

N.Bake / 12.01.2025

“Kimbal ist ein großer Fan von Knoblauch, dem er ein eigenes Kapitel gewidmet hat: Knoblauchbutter, Schwarzes Knoblauch-Püree, gerösteter Knoblauch als Pickles, Confit, Öl und Würzpaste. Auch seinem Lieblingsgericht (Veggies weghören!), einem New York Strip-Steak, verabreicht er eine Ladung Knofel. “ Man muss nicht weghören, sondern eher wegriechen, bei so viel Knoblauch.

Gerd Maar / 12.01.2025

Jeden Tag Bohnensuppe…das erklärt so einiges beim Elon.

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