Bye bye, Mali

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gibt seiner Armee den Befehl, Mali zu verlassen. Werden die Deutschen folgen? Vorab hat offenbar niemand mit ihnen darüber gesprochen.

Nach einem Treffen mit zahlreichen afrikanischen Staatschefs hat der französische Staatspräsident Macron seine Entscheidung bekannt gegeben, die französischen Streitkräfte aus Mali abzuziehen. Für den Gendarmen Afrikas ist dies ein schwerer Prestigeverlust, zumal die Vereinigten Staaten von Amerika immerzu darauf vertraut hatten, dass Frankreich in seiner ehemaligen kolonialen Heimat die Dinge auch in seinem Interesse regeln werde. In Mali waren die neuen Machthaber nicht mehr bereit, mit den von der UNO entsandten Truppen zusammen zu arbeiten.  Staatenbildung und Stabilisierung standen genauso wenig auf ihrer Tagesordnung. Unter solchen Bedingungen der verweigerten Zusammenarbeit eines Staates mit den entsandten UNO Truppen, hätte man sehr viel früher die Reißleine ziehen können und müssen. Macron tut dies in einem Moment, in dem er den afrikanischen Staaten, zu denen Frankreich im Unterschied zu Deutschland besondere Beziehungen unterhält, förmlich zugesteht, was längst Realität ist: Die Mission in Mali ist gescheitert. Ganz so schlimm wie Afghanistan ist es nicht, aber ein Vergleich drängt sich gleichwohl auf.

Was an der Entscheidung Frankreichs ferner auffällt, ist die vollständig fehlende Abstimmung mit Deutschland. Immerhin hatte -neben den ehemals 8000, jetzt noch verbliebenen 4000 französischen Soldaten in Mali- die Bundeswehr ein erhebliches Kontingent entsandt. Sie war Juniorpartner und mied bewaffnete Auseinandersetzungen, blieb jedoch loyal auf ihrem Posten. Auch sie beklagte, wie die französische Armee mit ihren 52 Todesopfern, eine Reihe von tragischen Verlusten.

Dass Macron zuerst seine afrikanischen Partnerländer einbezieht und informiert und nicht den militärischen Partner Deutschland konsultiert und ggf. zu einer gemeinsamen Entschließung veranlasst, spricht Bände. Frankreich ist souverän und betreibt seine Politik unter strenger Observanz eigener Interessen. Deutschland ist folgsam und ein Land ohne Souveränitätsbewusstsein mit einer Regierung, die nur eins will: allen gefallen. So ist es kein Wunder, dass aus Deutschland kein vernehmlicher Protest über diese einseitigen Entscheidungsmodalitäten vernehmbar erklingt. Obschon der Generalinspekteur über die unhaltbaren Bedingungen in Mali die Öffentlichkeit langsam vorbereitete, sieht es die Bundesregierung nicht als ihre Pflicht an, dem französischen Exodus aus Mali eine Entscheidung ihrerseits sofort folgen zu lassen. Man hat fast den Eindruck, als ob weder im Verteidigungsministerium, noch im Auswärtigen Amt ein Lagebild zu Mali besteht. Die deutsche Politik, insbesondere ihre Außenpolitik begnügt sich damit zu folgen. In der Hoffnung, dass Deutschland so gefällt. Dies ist auf Dauer keine Richtschnur für eine auf nationale Interessen angelegte Politik. Gewiss wird nun in absehbarer Zeit von der Bundesregierung die Abzugsentscheidung verkündet werden. Das Auswärtige Amt scheint davon nicht berührt zu sein. Außenministerin Baerbock macht Winterferien im Allgäu und trifft sich mit dem Bürgermeister von Oberstaufen zum Plausch und Phototermin. Die politische Verzwergung Deutschlands geht munter weiter.

Dr. jur. Markus C. Kerber ist Professor für Finanzwissenschaft und Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität Berlin und Gründer von www.europolis-online.org

Foto: Claude Truong-Ngoc CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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R. Reger / 22.02.2022

Der letzte macht bitte das Licht aus. Ach ja, und die Ortskräfte nicht vergessen zu retten. Wir haben Platz.

Ralf.Michael / 22.02.2022

In diesem Falle….................Gott strafe Frankreich ;o)))

W. Renner / 22.02.2022

Das Omakrönchen gibt mal subtil bekannt, dass Deutschland bald mal wieder alleine in der Wüste steht. Wohlverdient, Mutti hat lange genug dafür gekämpft euch ins grün gestrichene FDJ Hemdchen zurück zu kleiden. Anfang vom Ende der NATO und EU. Amüsiert euch in der öffentlich rechtlichen Grosskotzigkeit noch ein bischen über Brexit und das vermeintliche Ende der freien Welt. Im enteigneten und entmündigten Niemandsland zwischen Xi und Vlad werdet ihr wieder mal zur Welt kommen.

Jochen Lindt / 22.02.2022

Was hätte Macron denn fragen sollen? “Haut’ ihr vor uns oder nach uns ab?”

Heribert Glumener / 22.02.2022

Bereits Peter Scholl-Latour (+) wies darauf hin, dass Deutschland keine geostrategische Potenz hat. Und die Art und Weise, wie der Gartenzwerg in Berlin heute die Zertifizierung von Nord Stream II und damit das Projekt beendete, bestätigt diese Wertung. Die Machthaber geben dem Gartenzwerg eins hinter die Löffel und schon spurt er. Und wehe, er würde nicht spuren.

Ludwig Luhmann / 22.02.2022

Die die Weltregierung anstrebende UNO, die engstens mit dem Great Reset verbunden ist, möchte deutsche Soldaten als Kanonefutter verbraten. Gendernde deutsche Politiker finden, dass deutsche “Soldatinnen und Soldaten” sich immerhin auch “uneingeschränkt” WEHREN dürfen!  “Der VN-Einsatz in Mali - Mit rund 13.000 Blauhelmsoldatinnen und Blauhelmsoldaten und knapp 2.000 Polizisten und Polizistinnen trägt der Einsatz der Vereinten Nationen in Mali zur Stabilisierung des Landes bei. Der Deutsche Bundestag hat für die Beteiligung der Bundeswehr eine Obergrenze von 1.100 Soldatinnen und Soldaten festgelegt. Das Mandat erlaubt auch den Einsatz von Waffen zur Durchsetzung des militärischen Auftrages. Eine Teilnahme an Operationen zur Terrorismusbekämpfung ist nicht Teil des Auftrages, alle Soldatinnen und Soldaten haben aber das uneingeschränkte Recht zur individuellen Selbstverteidigung.”—- Frage: Wo bekommt “Young Global Leader”  Macron jetzt Uran her?

Klaus Keller / 22.02.2022

Deutschland und Frankreich haben nicht immer die gleichen Interessen. Nicht nur Partner auch Rivalen, wie in einer Ehe. Ich finde es schon gut das beide nicht mehr aufeinander schießen. Das ist doch auch schon was. PS Würden sie als französischer Verteidigungsminister ihrer deutschen Amtskollegin vertrauen? Ich vertraue der Bundesregierung nicht. Warum sollten es Franzosen tun?

Gus Schiller / 22.02.2022

Warum sollte der General den Schuhputzer fragen ob dieser seine Meinung teilt??? Hauptsache der Trottel übernimmt auch noch die Rechnung.

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