Von Martin Toden.
Die Bundeswehr versucht weiter, mit untauglichen Mitteln ihre Personalprobleme zu lösen. Für Zartbesaitete wird dem Gebirgsjäger auf einem Werbeplakat schon mal die Waffe wegretuschiert.
Das Gebirgsjägerbataillon 232 – die „Struber Jager“ – ist ein Traditionsverband der deutschen Gebirgsjägertruppe, stationiert im schönen Bischofswiesen. Die 4. Kompanie des Bataillons – die „Steinbock-Kompanie“ – ist ausweislich ihrer Selbstdarstellung „eine reine Infanteriekompanie, deren Auftrag es ist, in allen Gefechtsarten (und dies unter extremsten Witterungsbedingungen) und in jedem Gelände den Kampf führen zu können. Hierfür steht vor allem der Scharfschützenzug.“
Nun weiß man, dass die Gebirgsjäger einen erheblichen Anteil der Einsatzbelastungen des deutschen Heeres trugen, während am Hindukusch feministische Außenpolitik verteidigt werden sollte. Wer mit den Kameraden einmal in näheren Kontakt treten durfte, weiß um die besondere Kameradschaft, Professionalität und den Einsatzwillen dieses besonderen Truppenteils. Auch die Ausrichtung an den (für Jahrgänge wie mich eigentlich unverhandelbaren) soldatischen Grundtugenden ist für die Träger des Edelweißes an der Feldmütze eine Selbstverständlichkeit. So erlebte ich vor einigen Jahren auf einer Dienstreise nach Schongau eine schon verloren geglaubte Welt. Während ich im übrigen Deutschland von uniformierten Kameraden in der Öffentlichkeit immerhin manchmal ein gemurmeltes „Tach!“ zu hören bekomme – meistens jedoch nur einen scheuen Blick – passierte an einem bairischen Bahnhof das Undenkbare: Ich betrat einen Bahnsteig, auf dem eine größere Gruppe Gebirgsjäger stand oder saß, die den gleichen Zug besteigen wollte wie ich. Kaum sah mich der Erste aus der Gruppe, gab er ein knappes, halblautes Kommando, und die ganze Gruppe sprang auf und nahm Haltung an. Auf mein erfreutes „Grüß Gott, Kameraden!“ inklusive militärischem Gruß schallte es laut über den Bahnsteig: „Grüß Gott, Herr Oberst!“ So sind sie, die Gebirgsjäger. Man muss sie einfach lieben.
Wie dem auch sei, offenbar hat auch die Social-Media-Abteilung der Truppe die Gebirgsjäger schon öfter im Portfolio gehabt, wenn es darum geht, Werbung für den Nachwuchs unserer gebeutelten Bundeswehr zu machen. Der aufmerksame, treue Leser kennt meine Einstellung zu den Versuchen der bunten Truppe, ihre immer dramatischer werdenden Personalsorgen irgendwie in den Griff zu bekommen. Derzeit blutet die Truppe bis auf den letzten Plattenträger aus, um die Brigade Litauen halbwegs zeitgerecht (Plan: 2027) aufstellen zu können, ein Vorhaben, das beim derzeitigen Planungs- und Haushaltsstand scheitern dürfte. Der Wikipedia-Eintrag zur geplanten Panzerbrigade 45 führt dann auch ein recht passendes Verbandsabzeichen dieser Geistertruppe.
Gestern nun kam ich an einem Plakat der Bundeswehr vorbei, auf dem ein Kamerad der oben erwähnten Steinbockkompanie Modell steht, um für die Truppe Nachwuchs zu generieren („Mach, was wirklich zählt“). Der Aufreißer spricht dann natürlich von „Challenges“, die man da annehmen müsste und meint damit vermutlich das gesicherte Bewegen in alpinem Gelände, was ja zu den Grundfähigkeiten des Gebirgsjägers gehören sollte. Meiner Meinung nach dürfte dieses Foto das Potenzial zum Photoshop-Fail des Jahres haben.
Waffe wegretuschiert
Dabei geht es gar nicht so sehr um den offensichtlichen Fehlversuch, das Gelände, in dem der Kamerad sich da befindet, irgendwie als „Challenge“ zu verkaufen. (Dreht man das Foto so weit im Gegenuhrzeigersinn, bis der Horizont waagerecht steht, dann sieht man, daß sich der Soldat über eine nur mäßig geneigte Felsplatte bewegt.) Was mir (und einigen Kameraden, denen ich das vorlegte, ebenfalls) sofort auffiel, ist der Umstand, dass der Kamerad zwar offenbar mit vollem militärischen Kampfgepäck zuzüglich Funkgerät unterwegs ist – aber gar keine Waffe trägt! Ich musste mehrmals hinschauen, um dann festzustellen, dass man ihm die Waffe, die er entweder hinter seiner linken Schulter (in einer eigens dafür vorgesehenen Seitentasche seines Kampfgepäcks) tragen müsste, und die man dann oberhalb des Kampfrucksacks sehen müsste, oder aber unter seiner Achselhöhle, wenn er die Waffe frei trüge, einfach wegretuschiert zu haben scheint. Stattdessen blickt man nun unter seiner Achselhöhle hindurch und erkennt die farbliche Abweichung des Hintergrundes, den man dort hineingestümpert hat. Auf den Seiten der Gebirgstruppenkameradschaft kann man sich anschauen, wie das normalerweise auszusehen hat. Sie können auch „Gebirgsleistungsmarsch“ googeln.
Dieser Marketingunfall ist in meiner langen Reihe an Argumenten nur ein weiterer Beleg für die „Demilitarisierung“ der Truppe in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit. Waffen zu tragen, ist eigentlich schon total nazi, und dann auch noch damit womöglich kämpfen zu müssen (Erläuterung für Schneeflöckchen: Scharfes Schießen auf bewaffnete Feinde mit dem Ziel, diese auszuschalten), ist aus Sicht der Werbefritzen der Truppe offenbar weiterhin eine absolut unzumutbare, potenziell traumatisierende Vorstellung.
Wie sich eine solche Weichspülung auf die aktiven Kameraden auswirkt, die sich derart enteiert auf Plakaten wiederfinden, mag sich jeder selbst ausmalen. Ich käme mir reichlich veräppelt vor.
Alles Einbildung? Man kann ja Vergleiche ziehen, etwa mit unseren britischen Kameraden. Googlen Sie doch mal „British Army Advert“. Oder blicken Sie nach Frankreich und googlen „Armee de Terre recrute“. Oder wenden Sie ihren Blick gen Osten und googlen „Wojska Lądowe Rekrutacja“. Ich erkenne da gewisse Unterschiede.
Wo wir gerade dabei sind, ein Schmankerl zum Schluss: Mein Allzeit-Favorit bei den misslungenen Werbekampagnen ist immer noch der Spot der US Army aus 2021. Woker geht’s nicht.
Martin Toden (60) ist studierter Personalentwickler, Reserveoffizier der Bundeswehr und blickt auf 40 Jahre zivile und militärische Führungserfahrung zurück. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Die jungen Männer sind gegenwärtig schon sehr gut zu verstehen, es ist völlig richtig, was hier bereits angesprochen wurde: Wer möchte schon gezwungen werden, das hilflose Versuchskarnickel für die experimentelle Genforschung zu sein? Wenn mit älteren Begrifflichkeiten eingeordnet wird, war der Corona-Spritzzwang nichts anderes als tätliche Wehrkraftzersetzung, ausgerechnet vollzogen von denjenigen politischen Entscheidungsträgern, auf deren fachliche und menschliche Kompetenzen militärisch blind vertraut werden muss, für die schließlich das eigene Leben zu Markte getragen wird. Das hatte was von elementarer Niedertracht, vom unvermuteten Angriff von hinten, ohne jede Chance auf erfolgreiche Verteidigung. Dazu kommt der Punkt, der hier von Herrn Freiling als Frage aller Fragen angeführt wurde: „Wäre ich bereit, mich für Scholz und Fäser, für Bärbock und Habeck, für Merz und Wüst oder Günther, totschiessen zu lassen?“ Ohne Zögern möchte ich noch Lang, Hofreiter oder Strack-Zimmerman hinzufügen. Andererseits existiert natürlich der sinnvolle Gedanke einer qualifizierten Landesverteidigung, ohne Berücksichtigung der inkompetenten und versagenden politischen Führung jeglicher Couleur. Mit Begeisterung würde ich auf einer einsamen Insel im Pazifik leben, wenn gleich um die Ecke ein gut bestückter Supermarkt, ein gut sortiertes Bücher-Antiquariat, ein fähiger Zahnarzt und der Amazon-Lieferdienst sind. Bloß, was mache ich als militärischer Idiot, wenn die Kannibalen von der Nachbarinsel kommen? Zum hier angebotenen Werbe-Clip der US-Army möchte ich deshalb gerne auf die erhellende Verarbeitung dieser Vorlage bei YT hinweisen: Military Recruitment Ads: CHINA vs RUSSIA vs USA #shorts
Meine Gretchenfrage: Wie viele dieser Krieger könnten in den IDF (Israel Defense Forces) einen Tag dienen? Und uns verteidigen?
Feinde sind Menschen - deshalb will ich, dass es viel weniger davon gibt ... .
Dann muss man wenigstens keine Angst vor dem Einsatz der Bundeswehr im Innern haben, wenn die Regierung ausflippt.
@ Wolfgang Pfaller: Köstlich! Das Korvettengeschwader mit ” knapp 800 Mann und Frau “. LOL Aber “Die weibliche Form, Hauptfrau, wird in der Bundeswehr ausdrücklich nicht verwendet ” (Wiki), ja, warum denn nicht? Etwa weil bei uns gewisse Kulturfremde assoziieren würden, es müsste dann auch (mindestens) eine Nebenfrau geben?
Ein seltsames Bild. Der Bursche fuhrwerkt da, soweit für mich erkennbar , mit einer Stichtplatte, Grigri und diversersen Karabinern an einem Einfachseil herum. Woran dieses Einfachseil befestigt ist , lässt sich nur vermuten - ich tippe auf Gipfelkreuz. Dafür spricht auch das Stück Stahltrosse, daß da hinter ihm von oben nach schräg links verlaufend, erkennbar ist . Allerdings fehlt unten dann links von ihm der Rest davon. Aber vielleicht ist es ja an seinem ungemachten Bett auf dem Rücken befestigt. War der vorher noch auf einem Basar beim Einkaufen ? Ich frag mich, ob er nicht ein Kampfjetpilot ist , der aussteigen mußte und jetzt da oben ohne seinen Baker- Schleudersitz festhockt. Das würde den Saustall von Rucksack erklären , weil offenbar der Fallschirm immer noch da drin ist . Auch sein Funkgerät hat er noch. Jedenfalls aber ist er schwer verletzt, Teile seiner linken Flanke wurden offenbar weggeschossen. Vermutlich Uranmunition, weswegen der Hintergrund so komisch leuchtet. Ich wünsche ihm alles Gute. Ach so, ja, dem Typen, der sich da von unten nähert, sollte er sicherheitshalber erstmal einen Kopfschuss verpassen . Mit der Harpune, sowas haben Piloten immer dabei. Dann noch ein Antihaimittel hinterher schmeißen.. Anschließend kann man immer noch reden. Mein Rat.
Der Spot der US Army - wieviel Scheiße muss man in der Birne haben, um so einen Mist sich auszudenken! BTW wir erfahren leider gar nicht, mit welchem Pronomen die liebe Emma ihre “other mom” anspricht! Tatsächlich, solche “powerful role models” müssen einer zwangsläufig den Weg zur Army vorzeichnen! (Wie wär bloß der D-Day ausgegangen mit solchen Nicht-StereotypInnen?)