Der Begriff klingt schön und kompromissfreudig, beinhaltet aber eine schmerzliche Wahrheit: Windräder tragen nicht zur Verschönerung deutscher Kulturlandschaften bei und werden irgendwann auf dem Müllhaufen der Geschichte landen.
Die notorisch linkslastige Online-Enzyklopädie Wikipedia ist oft erstaunlich fix, wenn es darum geht, die neuesten Fehltritte missliebiger „rechter“ Politiker in deren jeweilige Biografien einzuarbeiten. Nicht selten handelt es sich dabei um Fehlinformationen, man könnte auch sagen Denunziationen, und es ist für die Betreffenden oft nur sehr schwer möglich, die entsprechenden Informationen wieder zu tilgen oder richtigzustellen.
Manche Artikel indes sind auch hoffnungslos veraltet. Etwa der über „Brückentechnologie“. Eine Brückentechnologie, so heißt es dort, sei ein „politisches Schlagwort“: „Bestimmte Technologien, die nur für eine Übergangszeit genutzt werden sollen, werden als ,Brücke‘ zwischen der bisherigen und der künftig erhofften oder erwarteten Technik beschrieben.“ Das Wort, heißt es weiter, werde gezielt von Lobbyverbänden für fossile Energien genutzt, um ein möglich langes Festhalten am Status quo zu erreichen.
Eins muss man den Mädels und Jungs von Wikipedia lassen: Es gelingt ihnen immer wieder auf erstaunlich elegante Weise, meinungsgetränkte Informationen im neutralen Brockhaus-Slang rüberzubringen. Als bekanntestes Beispiel für eine Brückentechnologie nennt Wiki übrigens die Atomenergie, nicht die fossilen Energieträger; als Brückentechnologie für fossile Energien hingegen wird die CO2-Abscheidung und -speicherung angeführt, als Brückentechnologie für den Verbrennungsmotor der Hybridantrieb, der dann zur Brennstoffzelle als „Zieltechnologie“ führen soll. Dann wäre das Batterie angetriebene E-Auto auch nur eine Brückentechnologie.
„Verhinderungstechnologie“
Alles etwas verwirrend, und man darf getrost davon ausgehen, dass auch im Hause Habeck keine Klarheit darüber herrscht, was gerade Brückentechnologie und was Zieltechnologie sein soll. Nur über eines ist man sich im Klaren, dass die jeweiligen „Alttechnologien“ rigoros abzuwickeln sind, selbst wenn man weder über eine funktionierende Brücken- noch eine Zieltechnologie verfügt. Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es auch eine „Verhinderungstechnologie“. Die Atomkraft sei eine solche, hieß es vor dem Atomausstieg in grünen Kreisen, denn sie „verstopften“ das Netz für den gemäß Wikipedia „erhofften oder erwarteten“ Ökostrom.
Nachdem nun die Atomkraftwerke als Brücken- bzw. Verhinderungstechnologie erfolgreich abgeschaltet wurden und eine andauernde Dunkelflaute mal wieder die Strompreise explodieren lässt und die Funktionstüchtigkeit des Stromnetzes gefährdet, scheint nun vielleicht doch dem einen oder anderen Politiker ein Licht aufzugehen, zumindest solange noch Strom da ist. Im konkreten Fall Friedrich Merz, Bundeskanzler in spe, der bei Maybrit Illner nun seinerseits das Wort von der „Übergangstechnologie“ in den Mund nahm. Diesmal im Zusammenhang mit der Windkraft, die bislang als Zieltechnologie für die verketzerte fossile „Alttechnologie“ galt.
„Ich glaube sogar“, sagte der CDU-Chef, „dass wir, wenn wir etwas richtig machen, eines Tages die Windräder wieder abbauen können, weil sie hässlich sind und weil sie nicht in die Landschaft passen“. Dass Windräder hässlich seien, hat man bislang noch von keinem Politiker jenseits der AfD gehört. Auch und gerade nicht von einem Unionspolitiker. Oft sind nämlich CDU oder CSU-Funktionäre noch besoffener von den subventionierten Propellern, als die Grünen jemals waren.
Windparks neben Rokokojuwel
In ungewohnter Eintracht mit seinem schrägen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat insbesondere CSU-Chef Markus Söder auch noch die letzten Hindernisse für den Bau von Windräder im Schwachwindfreistaat Bayern aus dem Weg geräumt, etwa indem der Denkmalschutz so zurechtgestutzt wurde, dass jetzt Windparks selbst einem Rokokojuwel (und Weltkulturerbe) wie der Wieskirche auf den Leib rücken dürfen. Kaum eine Kommune, kaum ein Landkreis unter weißblauem Himmel, die/der sich gerade keinen Wind“park“ wünscht und willig die von Berlin geforderten Vorrangflächen ausweist
Wenn man Wikipedia beim Wort nimmt und es sich bei dem Begriff der „Brücken“- oder „Übergangstechnologie" um einen politischen Kampfbegriff handelt, könnte man auf den ketzerischen Gedanken kommen, Friedrich Merz wolle verschleiern, dass die ganze Windkraftkiste ein riesiger Schuss in den Ofen war. Was er nicht sagt ist a) wer die mehr als 30.000 Propeller im Land einmal abbauen soll und wie sie zu entsorgen sind, b) wie die Zieltechnologie beschaffen ist. Merz sprach zwar vage von einer Reaktivierung abgeschalteter Atomkraftwerke oder dem Einsatz von „Small Modular Reactors“. Doch eigentlich käme wohl nur die Kernfusion als Zieltechnologie der Alttechnologie Atomkraft sowie der Übergangstechnologie Windkraft in Betracht.
Dass es bis zu einem funktionstüchtigen und rentablen Fusionskraftwerk noch ein sehr, sehr langer Weg ist, wenn die erhoffte wie erwartete Zieltechnologie sich nicht auch als Schuss in den 200 Millionen Grad heißen Ofen erweist, sagte Merz lieber nicht. Vorsichtshalber schlug er vor, gleich zwei „große Fusionsreaktoren“ in Deutschland errichten zu wollen. „Wir wollen hier in Deutschland den ersten am Netz haben, wir wollen das nicht China überlassen.“ Ambitioniert, wenn man bedenkt, dass es Deutschland kaum schafft, kurzfristig eine Bundestagswahl zu organisieren.
Einstweilen darf man sich zumindest ein wenig darüber freuen, dass es jetzt unionsamtlich ist, dass Windräder nicht zur Verschönerung deutscher Kulturlandschaften beigetrage haben und irgendwann auf dem Müllhaufen der Geschichte landen werden. Der Rest wird sich finden.
Georg Etscheit ist Autor und Journalist in München. Fast zehn Jahre arbeitete er für die Agentur dpa, schreibt seit 2000 aber lieber „frei“ über Umweltthemen sowie über Wirtschaft, Feinschmeckerei, Oper und klassische Musik u.a. für die Süddeutsche Zeitung. Er schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss, und auf Achgut.com eine kulinarische Kolumne.

Da werden dann mal wieder hunderte Milliarden in den Bau solcher Prototypen gesteckt, irgendwelceh Lobbyfirmen verdienen sich dumm und dusselich an unseren Steuergelden und am Ende wird nix herauskommen außer der Insolvenz und einem “aufgrund von unvorhersehbaren Problemen die aufgetreten sind….” blah blah blah, hauptsaceh unsaer Geld wird wiedermal umverteilt ohne dass wir irgend eine Gegenleistung dafür bekommen. China lacht uns bereits aus. Wie es oben geschrieben steht, wir bekommen nichtmal eine Bundestagswahl zeitnah organisiert, Brücken stürzen ein, von ewigen Baustellen und Späßchen wie dem BER fange ich ganricht erst an. - Das einzige was in Deutschland immernoch zuverlässig funktioniert ist hohles Geschwätz und systematischer Betrug am Steuerzahler. Ansosnten hat dieses Land fertig. Es ist kein einziger unter den derzeit etablierten Politikern dem ich überhaupt zutrauen würde mir die Wanderstiefel fehlerfrei zuzubinden bevor ich zu einem Trail aufbreche, geschweige denn ein Land zu führen. Die leben in komplett abgedrehten Welten. @Andy Malinski Das Apollo-Programm war auch ien wirtschaftliches Desaster - und war überhaupt nur möglich weil man der NASA Blankoschecks ausgestellt hat - Damals spielte Geld definitiv ekien Rolle. Wir haben aber weder unbegrenzte Mittel, noch eine Welt-Leitwährung. Das einzige was wir haben sind Quotenregelungen, Gender-Gaga und Professoren für die man sich schämen muss wenn man ihnen zuhört. - Solche Menschen bauen weder Fusionsreaktoren noch Mondlandefähren - Die konnte das damals weil sie _Pragmatiker_ Waren - nicht Ideologen.
@ Thomas Ebs: Als JFK 1962 ankündigte, dass bis zum Ende des damaligen Jahrzehnts ein (amerikanischer) Mensch auf den Mond und wieder sicher zurück auf die Erde gereist sein wird, hatte auch niemand daran geglaubt, dass jeder, der will, jemals ein Kästchen in der Tasche tragen würde, mit dem er weltweit kommunizieren könnte (und das unabhängig davon, ob die Mondnummer später wirklich dort oder im Filmstudio stattfand). Insofern würde ich mich, was die Realisierungsmöglichkeiten von Kernfusionsbedingungen auf der Erde betrifft, nicht soweit aus dem Fenster lehnen.
Was für ein sinnentleertes Wortgeklingel. Täuscht Inhalt vor, wo keiner ist. JEDE Technologie ist eine Brückentechnologie - zu ihrem normalerweise vorteilhafteren und leistungsfähigeren Nachfolger nämlich. Nur technisch und ökonomisch ahnungslose Ideologen verordnen eine überholte Technologie (Windräder) als Brückentechnologie nach z.B. Kernenergie. Oder Batterieautos als Nachfolger von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Und noch eines: Eine “Zieltechnologie” gibt es nicht und kann es nicht geben. Denn das würde bedeuten, daß die Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten und der wirtschaftlichen Randbedingungen zuverlässig vorhergesehen werden können. Der Fusionsreaktor ist da ein hübsches Beispiel: Seit mindestens 60 Jahren steht man da täglich vor dem Durchbruch…
Anekdote aus Berlin: war vor kurzem dort - hier wurden zwei Öl-/Kohle-Kraftwerke -technisch auf einem soliden aktuellen Stand- 2021 und 2023 stillgelegt und z.T. durch Gaskraftwerke ersetzt. So schön und so gut. Aber warum mit Millionenaufwendungen die Essen/Schlote ( je Kraftwerk drei zusätzlich Kesselhäuser) zurückgebaut wurden und werden, erschließt sich mir nicht - es sei denn, es ging nur darum die “Monumente einer fossilen Ära” zu beseitigen bzw. aus dem “Stadtbild” verschwinden zu lassen und dass niemand auf die Idee käme, diese Kraftwerke noch einmal ans Netz zu bringen.
Abriss? Sehr gerne, aber Herr Merz sollte wissen, dass die meisten Anlagen eine vertragliche Förderung über 20 Jahre erhalten und somit jedes aktuell errichtete Windrad mindestens so lange stehen bleiben wird.
@Arthur Sonnenschein: Die Betonsockel werden für die Brandmauer noch benötigt - besser haben und nicht brauchen als umgekehrt :-)
Der Ausbau der Windenergie wird auf jeden Fall zum Erliegen kommen, weil es nicht nötig ist. Von den neuen Formen der Energiewandlung ist keine einzige industriereif. Solarzellen werden wir noch in Massen verbauen, sie sind auch leicht vom Netz zu trennen, wenn es nötig ist. Neue Kernkraft welcher Bauart auch immer bringt außer einer neuen Antikernkraft-Bewegung alle Nachteile, die man uns beim Gasbezug aus Russland ständig um die Ohren gehauen hat. Der Ausbau von Wasserkraft und Geothermie ist offenbar des Deutschen ungeliebtes Stiefkind. Die verfügbare Speichertechnik ist derzeit noch lächerlich. Und wahrscheinlich im unregelmäßigen Betrieb unbezahlbar. Die Merit-Order an der Strombörse macht ja den Strompreis von den Selbstkosten der Erzeuger abhängig. Wobei die Kosten bei Wind und Sonne nahe Null angesetzt werden. Wenn also künftig teurer Strom aus Kondensatorbatterien in größerer Dimension an der Börse angeboten werden wird, wird der Strompreis für diese Zeiten über die Selbstkosten der Speicherunternehmen springen. Das ist deutlich mehr als bisher bei der Versorgung durch Gasverstromung in den Bedarfsspitzen.