Ursache und Wirkung, Herr Broder, werden vor allem in der CDU komplett ausgeblendet. Die Kanzlerin als oberster Entscheidungsträger hat das Migrations-Fiasko durch eine so dumme wie einsame Entscheidung ausgelöst. Das Volk lässt sich nicht verarschen, da haben Sie recht. Aber es artikuliert sich auf seine Weise. In dem Maße, indem es den Glauben an den Rechtsstaat verliert, in dem Maße nimmt es das Recht eben selber in die Hand. Ich kann mir gut vorstellen, dass dadurch z.B. Steuermoral, Schwarzarbeit, Verkehrsverhalten, Empathieverhalten und insgesamt Respekt gegenüber Behörden sehr negativ geprägt wurden und werden. Das ist schwerwiegend für unser Zusammenleben und wird uns noch einmal schwer auf die Füsse fallen.
Nicht die Zensur der Presse ist gefährlich, die Zensur durch die Presse ist gefährlich. In diesem Sinne bin ich sehr froh, dass wir mit Broder und der Achse eine starke Hand haben, die das Handwerk des Demaskierens meisterhaft beherrscht.
Warum sehen wir alle den Elefanten im Raum, die Verantwortlichen jedoch nicht?
Eigentlich kann man niemandem vorwerfen, er würde mit gezinkten Karten spielen. Vor ein paar Wochen hat es dieser US-Politologe Yascha Mounk sehr deutlich in den Tagesthemen (!) artikuliert: Wir sind Teil eines Experiments, das eine monoethnische Gesellschaft in eine multiethnische Gesellschaft transformiert. Die Sprecherin der Sendung, Miosga, hat da nicht näher nachgefragt, vermutlich deshalb, weil sie schon vorher davon gehört hat. Es gab sehr direkte Kommentare und Hinweise von z.B. Nicolas Sarkozy, Frans Timmermans, Barbara Lerner Spectre und Barbara Coudenhove-Kalergi. Man kann es also wissen, wenn man sich informiert und wenn man nur ein kleines bisschen abseits der Mainstream-Medien liest.
Wer schützt uns vor den “Schutzsuchenden”? Letztendlich müssen wir das selbst in die Hand nehmen und das hat etwas Apokalyptisches. Bei mir wandelt sich Unverständnis, Empörung, Wut und Angst in nüchternes Vorbereiten auf noch schlimmere Vorfälle, als die, die ich in den letzten 2,5% Jahren in Berlin erlebt habe. Über meine eigene Kaltblütigkeit und das ganz selbstverständliche Mitführen von Verteidigungsmitteln bin ich selbst erschrocken.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.