Achgut.tv / 09.07.2018 / 06:08 / 19 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Illusionen über Deutschland

Wer in amerikanischer Ferne über Deutschland spricht, macht zwei Erfahrungen. Zum einen wirkt die deutsche Bedeutung für die Welt deutlich kleiner als daheim. Aber gleichzeitig genießt das Land immer noch einen guten Ruf, einen zu guten Ruf. Manche haben ein so positives Deutschlandbild im Kopf, dass man nicht weiß, ob man diesen freundlichen und netten Menschen nun etwas mehr von der heutigen deutschen Wirklichkeit erzählen sollte. Darf man sie so hart enttäuschen? Warum sollten sie sich denn von den lieb gewordenen Illusionen über die ferne Lebenswelt dort in Mitteleuropa trennen müssen? Das machen doch noch nicht einmal die politischen Verantwortungsträger dieses Landes.

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C. Wiechern / 09.07.2018

Das Eingeständnis gegenüber Amerikanern, dass Deutschland zum ‘failed state’ und Europa zum sterbender Kontinent wird, würde mir weniger schwer fallen, da die Fakten nun mal so sind. Aufgrund meiner guten Erziehung macht es mir aber immer mehr Probleme, mich als Deutscher zu outen. Letztendlich bleibe ich bei der Wahrheit, bin aber oft schamvoll geneigt, mich als Norweger oder Däne zu verleugnen. Oftmals denke ich, wissen diese netten Amerikaner, die uns nach der Naziherrschaft und dem Holocaust statt mit der wohl verdienten Atombombe, dann doch nur mit Carepaketen beworfen haben und uns die Chance einer großartigen Demokratie und einer über 70-jährigen Erfolgsgeschichte mit Freiheit und Wohlstand gaben, wie wir sie verachten und über sie schrieben, reden und hetzen. Es geht ja nicht nur gegen Trump, sondern gegen das ganze Land, die Nation, die Kultur, die Sitten, die Religion, die Gesetze - einfach gegen alles. Wie konnte es so weit kommen? Durch die Geschehnisse 1989-1993 war ich sicher, dass der Kommunismus ein für allemal besiegt sei. Leider hat sich aber nur die Erscheinungsform geändert. Bei uns haben die ganzen SEDler, KB-Arbeiterkampfverkäufer, RAF-Sympathisanten, Maoisten und Trotzkisten den Gang durch die Institutionen gemeistert und sitzen jetzt in falschen Kleidern in den Parlamenten an der Macht. Und für die ist Amerika unverändert der kapitalistische Klassenfeind. Die linken Flügel der ehemaligen Volksparteien und die links-grünen Medien machen mit und bei vielen Deutschen findet dieser Amerikahass Nährboden. Im Weiteren ist der Antiamerikanismus nicht von dem aufblühenden linken Antisemitismus zu trennen. Der ist zwar viel subtiler als der plumpere rechte oder islamistische Antisemitismus, aber m.E. nicht minder gefährlich. Wie oft hören wir vom jüdischen Großkapital in den USA, der geplanten jüdische Weltherrschaft, der Fremdsteuerung Amerikas durch die Juden oder Trumps durch Israel. All das hat System - ich kann meine Scham nicht verleugnen.

Peter Michel / 09.07.2018

@Frank Hildergrün, ich war erst letzten Sommer lange bei Freunden in den Staaten und auch so lange im Süden , aber von einem arroganten Herrschaffsanspruch, oder einer auffälligen Religiösität habe ich nichts mitbekommen. Und wenn ich mir meine Lanaleute anschaue, leben die meisten auch in ihrer Blase, denken an Familie, Arbeit, Urlaub, Fußball usw. . Herr Broder, wie Sie das mit dem „Freibier“ gemacht haben, müssen Sie mal verraten, Freundlichkeit und Deutschland cool, ja dass kann ich nur bestätigen. Die einzige, die über Trump abfällig her zog, war eine Hamburgerin, die dort schon eine Weile lebte.

B.Klingemann / 09.07.2018

Aktuell beneide ich Sie ein wenig, Herr Broder. Die Amerikaner sind eben noch ganz bei sich selbst und nicht bei “...ganz vielen Menschen in Not, denen man doch helfen muss, sonst ist man herzlos oder unmenschlich!” So oder so ähnlich bekommen es schon die Kinder in der Grundschule und auf Kika um die Ohren gehauen. Nein, helfen muss man nicht, helfen kann man. Und zwar am besten im eigenen Alltag: einem durstigen Mann ein Ginger Ale anbieten oder dem ungeschickten den Parkplatz freimachen. Das steht in logischer Beziehung zueinander. Damit wäre schon viel erreicht (ohne Ironie).

Frank Volkmar / 09.07.2018

Daran sieht man, wie wirkmächtig Bilder einer vor dem sitzenden Obama wild gestikulierenden Kanzlerin sind. Das natürlich bezogen auf das heimische Publikum, welches sich wieder der Weltrettung verschrieben hat und von einem Sendungsbewusstsein erfüllt ist, das religöse Züge aufweist !

T. Dülberg / 09.07.2018

Die Beobachtungen des Herrn Broder sind wirklich äußerst zutreffend. Ich verkaufe seit 12 Jahren auf ebay. com Porzellan der 50er bis 70er Jahre, ausschließlich in Länder ausserhalb der EU. Das ist hauptsächlich der Not geschuldet, in Deutschland oder der EU ja immer mit einem Bein vor dem Kadi zu stehen, drangsaliert von einem Heer von Abmahnanwälten. So ist beispielsweise der Hinweis auf versicherten Versand bereits ein Grund zur Abmahnung innerhalb einer sich ständig ändernden Rechtssprechung, zur Alimentierung einer Klientel, die in etwa so notwendig ist, wie Rotz am Ärmel. Während es sich bei meinen amerikanischen Kunden hauptsächlich um ehemalige Militärangehörige handelt, die Deutschland innerhalb ihres Wehrdienstes kennen und lieben gelernt haben, sind es bei den Kanadiern Auswanderer, die unser Land mit den Eltern oder allein vor vielen Jahren verlassen haben. Sie alle eint nach wie vor die Erinnerung an ein Deutschlandbild geprägt von German Gründlichkeit, Pünktlichkeit und Ordnung, nicht selten schrieben sie, es sei die schönste Zeit ihres Lebens gewesen. Bei Schwärmerei über ein Uhrengeschäft im Süddeutschen mit einer Coocoo Clock über dem Eingang, wo man der Liebsten zuhause ein Schmuckstück, welches sie heute noch trage, gekauft habe oder Komplimenten über die damaligen German Mädels, bringt man es nicht über das Herz, den Menschen zu schreiben, was hier wirklich los ist.

Herbert Exner / 09.07.2018

Ich stelle mir einmal vor, Deutschland samt EU-Juncker wäre auf die “flexibel response” der Amerikaner angewiesen. Da würden sich dann wichtige Leute im Weißen Haus erinnern, wie seit der Trump-Wahl deutsche Politiker und insbesondere die Medien, allen voran DIE ZEIT über den amerikanischen Präsidenten mit unglaublichen Schmähungen und Beleidigungen eines gewählten Präsidenten hergezogen sind. Merkel hat diese Haßwelle mit ihren Grimassen und Aussprüchen angefeuert, weil sie im Gespann mit Macron und dem EU Kommissionspräsidenten Juncker sich für die Führungsspitze einer 4. Weltmacht hält.  Wenn dann Präsident Trump als Konsequenz aus der Vergangenheit den Schutzschirm wegziehen würde, dann könnte Frau Merkel den lieben Genossen Putin nur noch um Einsetzung in ihr altes Amt vor 1989 bitten.

Christian Frank / 09.07.2018

Das gute Ansehen Deutschlands kommt auch den Zuwanderern zugute, die den Migrationsumweg über Deutschland gehen. Denn die Leistungswilligen werden weiterwandern wollen insbesondere in die Staaten und sich vorher hier noch sinnvoll weiterbilden.

toni Keller / 09.07.2018

Die Deutschen machen sich ja selber Illusionen über ihr Land und glauben fest daran, dass sich alles schon von selber löst, wenn die Politiker nur genug Geld dafür zur Verfügung stellen. Dass Geld kein Wert an sich ist, sondern nur durch das Bruttosozialprodukt und obskure Rechnereien gedeckt ist, das interessiert keinen. So gelten wir immer noch als vorblidlich, weil wir eben alle brav an der Ampel warten, bis sie grün wird, und auch nicht hupen, weil man das ja nicht darf, aber diese Obrigkeitsgläubigkeit birgt schon in sich, den Keim, dass man sich von der Obrigkeit ins Verderben schicken lässt. Es ist nur leider weit und breit, außer der AfD, keiner in Sicht, der die Probleme auch nur anzusprechen wagt, und das ist ja das fatale

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