Achgut.tv / 06.08.2018 / 06:25 / 41 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Die Selbstkastrierung der deutschen Presse

Deutsche Journalisten diskutieren derzeit gern über schlechtes und gutes Framing. Sie sorgen sich, dass mit den falschen Begriffen eine falsche Stimmung erzeugt werden könnte, weshalb sie mit den richtigen Begriffen für die richtige Stimmung sorgen wollen. Das wäre dann gutes Framing. Doch woher kommt diese Sehnsucht nach sprachlicher Gleichschaltung? Gehört eine gewisse Wortgewandtheit nicht zu den Berufsvoraussetzungen? Wieso wünscht man sich dann Sprachregeln nach der Art einer Bundesschrifttumskammer, die viele Kollegen offenbar zu vermissen scheinen? Oder sind das heimliche Kastrationswünsche? Und warum die Begriffswahl „Framing“ ziemlich kurios ist, bekommen Sie im Video auch erklärt.

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Leserpost

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Rudolf Stein / 06.08.2018

@Michael Birke Ja nun, die gegenwärtigen Systemparteien proben eben alles, was die AfD vom (Mit)Regieren abhalten kann: da gibt es mehrere Möglichkeiten: CDU/CSU/Grüne oder CDU/CSU/Linke, wahlweise mit oder ohne die Liberalen. Letzten Endes gibt es noch die Volksfront: CDU/CSU/Grüne/Linke wahlweise mit oder ohne die Liberalen. Erst bei 50,1% AfD ist Schluss mit diesem Mumpitz, was bei dem devoten Wahlverhalten des deutschen Michel noch lange auf sich warten lässt. Ich befüchte bis so etwas eintritt sind wir längst ein Khalifat.

Werner Arning / 06.08.2018

Tief drin scheint der deutsche Journalist dem Prinzip der freien Meinungsäußerung zu misstrauen. Er mag die freie Meinungsäußerung eigenen politischen Gesinnungsgenossen zugestehen, doch schon nicht mehr andersdenkenden Kollegen, oder gar dem Volk. Der freien Meinung des Volkes meint er einen Rahmen geben zu müssen. Das Volk darf nicht alles sagen, nicht alles denken. Er glaubt, dass es auch im Interesse des Volkes sei, wenn er, der Journalist, Volkes Meinen und Denken in die richtigen Bahnen lenkt. Eigenes Denken traut er dem Volk nicht zu. Ja hält dieses für gefährlich. Gefährlich für das Volk wohlgemerkt. Denn diesem gilt ja seine journalistische Tätigkeit, dem Leser nämlich oder dem Zuschauer. Und diese rekrutieren sich bekanntlich nicht aus dem gleichgesinnten Kollegenkreis, sondern setzten sich wahllos zusammen, ganz ungeordnet, aus Mitgliedern des Volkes. Deren Meinung kennt man nicht, im Gegensatz zu der der Kollegen. Also sollte man das Volk nicht unbeaufsichtigt lassen. Ihnen lieber das Richtige einflüstern. Der Journalist versteht sich als Volksflüsterer. Sonst kommt es doch nur auf dumme Gedanken, das Volk. Mit Demokratie weiß dieses ohnehin wenig anzufangen. Eine Meinung hat es gar nicht, jedenfalls keine ernst zu nehmende. Und deshalb will der Journalist die Demokratie vor dem Volk schützen, sie in Sicherheit bringen. Darum setzt er dem Volk einen Denkrahmen. Innerhalb des Rahmens darf es dann auch denken. In Deutschland hat man da Erfahrung. Man weiß, was gut ist für das Volk. Im Grunde gilt seine Sorge denen, die sich widerspenstig zeigen. Die will er errreichen. Die Anderen sind ja schon seiner Meinung. Aber die vielen Widerspennstigen gilt es zu zähmen. Dafür dient der Rahmen, oder soll man sagen, der Zaun? Ja, vielleicht der Zaun im Kopf. Ein Denkverbotszaun.

Pavel Hoffmann / 06.08.2018

Lieber Herr Broder, die Selbstkastrierung findet jeden Tag nicht nur in der Presse aber in dem öffentlichen Rundfunk statt. Wenn z.B. Herr Klaus Kleber verkündet, dass Gaza das dichtbesiedeltes Gebiet auf der Welt ist und dass Gaza eingeklemmt zwischen Israel und Mittelmeer ist dann hat er Ägypten von der Karte verschwinden lassen und viele weit mehr besiedelte Gebiete einfach vergessen. Auf dieser Weise wird Israel resp. Juden in den letzten Jahrzehnten immer diffamiert und dämonisiert

Sabine Schönfelder / 06.08.2018

In Zeiten der Infantilsierung des Bürgers bleibt es nicht aus , daß sich auch die Presse wie eine große Familie fühlt mit vielen kleinen   eifrigen Journalisten-und Journalösen, die es im vorauseilenden Gehorsam dem ideologischen Papi recht machen wollen. Nur dann belohnt das System seine Schar mit Kommentatorenjobs, einem schönen Fernsehpreis oder politischer Anerkennung in Form eines Kreuzes vom Bunde, überreicht vom Bundespräsi Steinmeier, der selbst den Gipfel der Stromlinienförmigkeit erreicht und sich immer innerhalb des ‘frame’ s bewegt hat,( auch sprachlich!)  unser rhetorisches Nichts, das man nicht mehr los wird.    

Wolfgang Richter / 06.08.2018

Unabhängig von der falschen Nutzung englischsprachiger Begriffe, nicht das erste Mal im Lande der weltoffenen Bessermoral, scheint niemand ein Problem mit angedachter Selbstkasteiung und Selbstzensur zu haben. Wären die Strippenzieher im Hintergrund wenigstens der Öffentlichkeit gegenüber ehrlich bezüglich ihrer Motivation zur Volkserziehung in ihrem Sinne, würden sie die Schriften mit von ihnen als unpassend erkannten Formulierungen öffentlich verbrennen (Komme jetzt keiner mit Feinstaub und CO2, das interessiert bei anderen Festivitäten wie z. B. Großfeuerwerk auch gar niemanden.)  Das könnte man zu einem festgelegten Tag auf einem zentralen Platz der Städte / Orte machen, z. B. immer montags, natürlich mit Benennung der Autoren. So viel Offenheit muß sein. Und wer bezüglich der möglichen Abläufe ein Informationsdefizit haben sollte, der kann sich in der Heimatgeschichte von vor ‘45 dazu schlau machen.

Klaus Bloemker / 06.08.2018

“Jüdische Mitbürger” ist komisch, aber noch peinlicher ist, von “jüdischen Menschen” zu reden. Hauptsache ist, man sagt nicht ‘Juden’, weil die Nazis das gesagt haben. Der sprachlich-ideologische Nonsens war, von ‘unseren ausländischen / türkischen etc. Mitbürgern’ zu reden. - Mitbürger sind nur die, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Der Begriff ‘Mitbürger’ war ein gut gemeintes ideologisches Framing, um Ausländer nicht sozial auszugrenzen. - Spätestens, als ‘unsere türkischen Mitbürger’ Erdogan gewählt haben, ist den Leuten ihr ideologischer Frame vor den Augen gefallen.

Udo Kemmerling / 06.08.2018

Der “Frame”, in den unsere Qualitätsjournalisten uns sprachlich einpferchen wollen, hat bei mir schon seit Jahrzehnten einen Namen: OSTBLOCKDEUTSCH!

Karla Kuhn / 06.08.2018

“Kennen sie den Spruch “Wenn man nichts Gutes über jemanden sagen kann, sollte man lieber schweigen”? Der ist abgeleitet vom lateinischen Spruch “De mortui nil nisi bene”. Wenn das allgemeingültig wäre, müßten fast alle Boulevardjournalisten schweigend durch die Welt laufen ...” © Wolfgang J. Reus (1959 - 2006), deutscher Journalist, Satiriker, Aphoristiker und Lyriker. Gefällt mir sehr gut und ich finde, es paßt.

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