Achgut.tv / 01.04.2019 / 06:28 / 51 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Brite werden, jetzt erst recht!

Gerade in Deutschland wird recht abfällig über das Brexit-Chaos in Britannien geurteilt. Dabei ist es ein kreatives Chaos und vor allem lebendige Demokratie. Im Parlament wird immer wieder hart debattiert und abgestimmt, ohne dass man vorher weiß, was am Ende rauskommt. Auch die heftigsten Debatten sind dabei nicht nur meist kultiviert, sondern auch unterhaltsam. Unvorstellbar in Deutschland, wo Projekte, wie die Energiewende, die Verkehrswende und die geistig-moralische Wende ohne große Diskussionen angegangen werden. Möchte man da nicht lieber Brite werden? Gerade jetzt?

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Dietmar Blum / 01.04.2019

Frau Ernst, wie viele der knapp 66,5 Millionen Einwohner?

herbert binder / 01.04.2019

“Überall ist es besser wo wir nicht sind”. Über diesen Film schrieb Andreas Kilb in der Zeit (1990): “Denn da, wo wir jetzt sind, ist es gar nicht gut.” Das gilt noch heute - nein, heute erst recht und in besonders hohem Maß. Für Deutschland. Aber deshalb ab nach England? Wohl eher nicht. Ich überlege zunächst noch weitere Alternativen.

Carl Gunter / 01.04.2019

@G.Rüschner “So gern und häufig ich Herrn Broder zustimme, aber hier irrt er.”—im Gegenzteil: hier muss ICH einmal eine Lanze für ihn brechen; so manches was er so alles sagt mag vorallem zur Provokation gesagt sein, aber wer das da in GB abtut als unhinnehmbares Chaos, statt eben als “lebendige Demokratie”, der mag genauso gern die Weimarer Republik abgewählt haben, für ein wenig mehr “Ordnung”. Demokratie ist Streit und Kompromiss; den Einen schmeckt das Eine, den Anderen das Andere nicht, aber wer sie aufgrund dessen ablehnt, oder versucht das ihm unangenehme aus der Sache “weg-zu-definieren”, der hat von der Demokratie nichts verstanden. Es gab einen Grund dafür, daß Aristoteles, dereinst, die Demokratie als “geringstes der Übel” titulierte, indem er es in eine Reihe mit den anderen “schlechten” Staatsformen stellte, nämlich der Tyrannis und der Oligarchie. Das eine ist die entartete Form der Ein-Mann-Herrschaft, das andere die entartete Form der Herrschaft der wenigen. Dem gegenüber standen “Monarchie”, “Aristokratie” und “Politie” (politeía) als deren Gegenstücke, die “idealen” Ausprägungen der jeweiligen Form. Nur daß man eben nie garantieren kann, daß es zur guten Form kommen mag. Der Trick mit dem “geringsten der Übel” ist daher, sich klarzumachen, daß die Entartungen der anderen Formen wesentlich schlimmere Folgen haben, und man dieses “geringste” also sehr wohl vorziehen kann. Das “White-Washing” des Begriffs (Demokratie) ist übrigens späteren Datums. Philosophen welche Athen so nie erlebt hatten, versuchten es durch “Ochlokratie” zu ersetzen, und es so auszulösen (und dann an Stelle von “Politie” zu setzen). Aristoteles aber hatte diese Staatsform aus der Nähe erlebt; die Idealisierer nicht. Für die meisten war es dagegen damals immer noch ein Schmuddelwort, wie heuer “Sozialismus”. // In Summa: Stelle dir je den schlimmsten Fall vor, statt zu idealisieren, und wähle dann, was akzeptabel ist… ansonsten hast du Demokratie sowieso nicht verstanden!

Gerd Koslowski / 01.04.2019

We`ll cross the bridge when we get there. Oder: Planung ist der Ersatz der Ungewißheit durch den Irrtum (W.Churchill oder Andre Heller). Oder: Wer Gott zum lachen bringen will, macht einen Plan (gelegentlich zitiert von HMB).

Arne Brandt / 01.04.2019

Ich möchte lieber Schweizer werden, denn die hatten ein Referendum über den *Beitritt* zur EU. Wie es sich in einer echten Demokratie gehört. Und dieser Demokratie würde ich gerne als Kanton Sachsen beitreten.

Paul Braun / 01.04.2019

Schon nervig, wie flach das Verständnis um demokratische Tugenden in etlichen Seilschaften Deutschlands ausgeprägt ist. Aber ich fürchte diese “Hänger” würden den Briten auch liebend gerne beibringen, wie man richtig Englisch spricht.

Sabine Schönfelder / 01.04.2019

Allen Schreibern von Leserbriefen, die den britischen Unterhauston als chaotisch, und das Abstimmungsverhalten der Briten als desorganisiert empfinden, empfehle ich dringendst, sich einmal mit dem täglichen Schwachsinn zu befassen, der akribisch sorgfältig in europäische Bürokratie strukturiert wird, und mit den tausenden sich widersprechendnden Beschlüssen, sowie den undemokratischen Methoden, den mafiösen Strukturen eines überbordenden, bürokratischen Monsters, wo die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Das alles wird zwangsweise finanziert und ohne seriöse Rechenschaftsberichte, und unser Geld verantwortungslos in der EU verprasst . Rufen Sie sich bitte auch ins Gedächtnis, daß viele Staaten gegeneinander, für ihre Interessen agieren (Migranten) und die Berichterstattung über die EU mit der Wirklichkeit nichts gemein hat. Rufen Sie sich bitte auch die ruinöse Geldpolitik der EZB ins Gedächtnis, die nach Adam Riese nur ins Verderben führen kann, auch wenn Sie es nicht wahrhaben möchten. Wenn Sie das immer noch nicht überzeugt, daß es sich bei der EU um eine schlechtorganisierte Geldvernichtungsmaschinerie handelt, die für Nehmerländer noch akzeptabel ist, aber sicherlich nicht für ein Geberland wie England, dann frage ich Sie, wo bleibt Ihre Empörung hinsichtlich eines EU-Kommissionspräsidenten Juncker, der wiederholt und bereits jahrelang so angetrunken sein Amt verrichtet, daß er bei offiziellen Anlässen von mehreren Staatschefs ( aus Nehmerländern) gestützt werden muß? Empörung sollte kein automatischer gruppendynamischer Prozess sein, sondern dem eigenen Nachdenken entspringen!!!

Alexander Wildenhoff / 01.04.2019

Also Herr Broder, einen Framing-Leitfaden wie die ARD brauchen Sie nicht – Sie exerzieren das mit einer Leichtigkeit, als ob es angeboren wäre. Ja – das Erfinder- und jahrhundertealte Musterland der Demokratie zelebriert parlamentarischen Streit bis zum Abwinken. Und sie wollen deshalb einen englischen Pass.  Na ja -  man kann alles übertreiben.  Und dann sollte man den „Rahmen“  verlassen. Die anderen Demokratie-Erfinder im alten Athen haben dann, wenn eine Entscheidung nicht getroffen werden konnte, die Methode Ostrakon angewandt: das Scherbengericht. Man mag dazu stehen wie man will – aber man hatte eine Entscheidung, an die sich alle gehalten haben. 

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