Achgut.tv / 14.10.2019 / 06:08 / 101 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Antisemitismus ist älter als die AfD

Seit dem Angriff eines Rechtsextremisten auf die Synagoge in Halle und den anschließenden Morden wird wieder viel über Antisemitismus gesprochen. Plötzlich sind alle schockiert und manche tun so, als käme das alles von der AfD. Dabei hat der Antisemitismus die Geschichte der Bundesrepublik immer begleitet. Vor 60 Jahren wurde beispielsweise eine Synagoge in Köln angegriffen. Wie wenig neu das alles ist kann man auch in einem 33 Jahre alten Buch nachlesen. Das war noch weit vor der Zeit, als deutsche Antisemitismusbeauftragte begannen, sich um das Problem zu kümmern.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Josef Katz / 14.10.2019

Mich erinnert die Haltung des jüdischen Establishments sehr stark an die so genannte Schoeps-Naumann Gruppe im Jahre 1932/33. Man wollte die wirkliche Gefahr nicht sehen. heute will man die wirkliche Gefahr, die aktuelle Gefahr, die sich global organisiert hat, ignorieren und schweigt selbst bezüglich der Drohungen aus dem Iran. ja, man unterstützt Organisationen, die die Vernichtung Israels auf ihre Fahnen geschrieben haben. Siehe hierzu diverse Artikel in der Jerusalem Post.

Horst Jungsbluth / 14.10.2019

Im Spiegel 18/91 und auch in Ihrem Buch “Erbarmen mit den Deutschen” wird Ströbele von den Grünen anlässlich des 1. Golfkrieges, mit dem Israel nichts tun hatte, so zitiert: “Wenn ich den Krieg damit beenden könnte, dass 1 Million sterben müssten, dann würde ich das in Kauf nehmen”.  Sein Parteifreund Konrad Weiss bestätigte diese ungeheuerliche Einstellung auf einer öffentlichen Veranstaltung, als er meinte, dass Ströbele ein ganz schlimmer Antisemit sei, der schon das Wort Jude nur mit Hass ausspreche. Sein Kumpan Kunzelmann, ebenfalls trotz Vorstrafen Abgeordneter der AL in Berlin war wohl noch einen Zahn schärfer wird schlimmer Taten in München und Berlin beschuldigt. Das Ereignis aus 1959, das Sie ansprechen, hat damals Frankreich und Großbritannien zu heftigen Reaktionen gegen die Bundesrepublik veranlasst, war aber von der Stasi inszeniert, die dann mit den beiden “Allzweckwaffen” der SED Heym und Hermlin im “ND” ihrer Empörung über eine Tat Ausdruck verlieh, die sie, wie so oft, selbst inszeniert hatte. Und Olympia 1972 in München und die Anschläge mit Toten auf Flugzeuge aus München nach Israel? Unsere Medien freuen sich jedenfalls, dass endlich die richtigen, nämlich “Rechte” Attentate verüben.

Anders Dairie / 14.10.2019

Das Vorhandensein von Juden oder gar deren “verderblicher Einfluss”  hat mit den deutschen Niederlagen, speziell in den beiden Weltkriegen, gar nichts zu tun. Diese Unterstellung war Blödsinn und Selbstbetrug.  Auch bei den GegnerN haben Juden keine Berge versetzt.  Beide Niederlagen waren von den Führungen verschuldet, was für den wachen Geist früh erkennbar war.  Selbst beste strategische Leistungen fähiger Generale haben keinen Erfolg, wenn die Führung die wirtschaftlichen Kräfte falsch einschätzt und überdehnt.  Es siegt die bessere Ökonomie !  Das ist im deutschen Bewusstsein der Massen zuwenig angekommen. Nicht die Sowjets haben das III. Reich besiegt,  sondern der russ. Mensch mit den Massen an Material aus dem Lend & Lease-Abkommen. Wer das nicht weiss oder sieht, möge sich besser informieren.  Der Hallenser Überfall war nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch sinnlos-tragisch, weil ohne faktische Basis.

Volker Kleinophorst / 14.10.2019

Antisemitismus ist auch nicht exklusiv deutsch. In den 50ern war in den USA in Schwimmbäder „No Blacks, no jews“ nicht ungewöhnlich. In der Welt des Islams gehört er zur Identität. Stalin war auch Antisemit…. Kann man endlos weiterschreiben diese Liste, was keinesfalls deutschen Antisemitismus entschuldigen soll. Es der AfD exklusiv in die Schuhe zu schieben und selbst ungeniert mit Judenhassern zu kooperieren, diese Doppelmoral die scheint mir allerdings sehr deutsch. Hadmut Danish: „Es sind nicht die Standards, es sind die doppelten Standards.“

Frances Johnson / 14.10.2019

Trotz allen Ernstes des Dauerproblems der chronischen Krankheit der Menschheit fängt der Tag mit einem Lacher an über die gut bewahrte, zu passendem Zeitpunkt eingesetzte Brille. Aber zum Ernst: Zum Zeitpunkt der Attacke auf die Synagoge von Köln war ich ein Kleinkind: Niemand, weder Medien, noch Lehrer haben je einen Ton davon verlauten lassen, die Medien höchstens irgendwo in einem stllen Winkel wie einestages, wo man nicht alles mitkriegt. Fakt: Ich wusste das nicht. Dass aber der Antisemitismus immanent ist und reimportiert wird aus dem nie entnazifizierten ehemaligen Einflussbereichs eines Amin al-Husseini, angeblich Busenfreund von Hitler, weiß ich schon, und schon vor guten 15 Jahren hörte ich beim Abholen eines Kindes aus der Schule die als Schimpfwort gemeinte Bezeichnung “Jude”. Und ich stelle die These auf, dass selbst ohne einen Staat Israel der Antisemitismus munter weiter existieren würde. Es handelt sich letztlich um eine antibiotikaresistente bakterielle Erkrankung, die bevorzugt das Gehrin auf beiden Seiten befällt, links wie rechts. Andererseits hat die Obsession parareligiöse Züge mit fundamentalistischem Charakter und Missionspotential. Zurück zur Brille: Toll.

Marc Blenk / 14.10.2019

Lieber Herr Broder, das Aufkommen von Antisemitismusbeauftragten hat nichts damit zu tun, den Antisemitismus zu bekämpfen. Es geht um den Kampf gegen Rechts und um die Verschleierung dessen, wo vor allem der Antisemitismus in unserer Gesellschaft zu finden ist. Man braucht nur Straßenbahn fahren und man hört Jugendliche andere mit dem Wort Jude ‘beleidigen’. ‘Jude’ ist inzwischen die schlimmste Beleidigung auf deutschen Schulhöfen, wie Herr Noll das gestern treffend geschrieben hat. Und zu finden ist der Antisemitismus bspw. in der Bremer Linken, im Außenministerium, in der deutschen UN - Vertretung, im Berliner Senat, in dessen Hoheitsgebiet alljährlich der Al Quds Tag zelebriert wird und natürlich im Kanzleramt wo ja einstmals beschlossen wurde, obergrenzlos und unkontrolliert hunderttausende Antisemiten ins Land zu lassen. Die Messerattacke von Berlin, ein versuchtes Attentat, wurde auf eine Weise von Medien und Justiz behandelt, die sich diametral von der Reaktion auf das versuchte Hallescher Massaker unterscheidet. Und ich meine nicht den Unterschied, dass in Berlin niemand zu Tode kam. Mir kam kurzzeitig der Gedanke, wenn der Hallesche deutsche Mörder bspw. ein Syrer gewesen wäre, ob er dann nicht in der Psychatrie landen würde. Damit wird der Hallenser Täter nicht rechnen können, selbst wenn er nach hiesigen Maßstäben psychisch schuldunfähig wäre. Und nun haben sie ihren hässlichen biodeutschen Täter, daran wird sich die Antisemitismusbeauftragung, die Medien und die Politiker genüßlich delektieren. Denn nun sei der Fall ja geklärt: Der Antisemit ist der deutsche Neonazi. Und die AFD seine Heimat. Dass die AFD die erste war, die sich über eine Israelfeindliche deutsche Politik beklagte und entsprechende Anträge im Bundestag einreichte, egal. Die AFD ist der Feind, nicht der Antisemitismus. Man sollte sich außerdem darüber Gedanken machen, wie das zusammenpasst: ‘Deutschland ein Stück Scheiße’ und Antisemitismus. Deutscher Selbst - und Judenhass.

herbert binder / 14.10.2019

Halle - es war überall zu hören und zu lesen: “es hätte schlimmer kommen können, wenn…”. Eine solche Sichtweise, diese Relativierung, bringt mich immer wieder auf die Palme. Es hat zwei Tote gegeben. Das ist für jeden und in jedem einzelnen Fall das Höchstmaß - an Leid. Zwanzig oder mehr Tote, das wäre nicht schlimmer, das wäre für jeden und in jedem einzelnen Fall das Höchstmaß - an Leid. Leid läßt sich nicht “multiplizieren”. Auch, daß es schon immer Antisemitismus in Deutschland gegeben hat und die Frage, ob der nun tatsächlich zurückgegangen ist, ist eine verdammte Relativierung, Statistik. Für mich ist das uninteressant. Es zählt einzig jede einzelne Tat.

Werner Arning / 14.10.2019

Indem der Nationalsozialismus oder indem Nationalsozialisten mit der AfD gleichgesetzt werden, wird der Nationalsozialismus verharmlost. Etwa unwissende Jugendliche bekommen einen ganz falschen Eindruck davon, um was es sich beim Nationalsozialismus überhaupt gehandelt hat. Genauso werden sie nun beim Antisemitismus auf eine falsche Fährte gelockt. Dieser wird durch eine derartige Gleichsetzung verharmlost. Der Antisemitismus ist alt. Reicht von links nach rechts. Ist nicht nur deutsch. Ist weder links noch rechts. Hat mit der AfD wohl eher weniger zu tun. Die AfD will, soweit ich das mitbekommen habe, Israel schützen. Wenn das also Antisemiten sein sollen, dann wären diese doch ziemlich harmlos. Dann wäre der Antisemitismus ja relativ harmlos. Dann redeten wir ja von recht umgänglichen Gesellen. Sollen das die Friedhofschänder, gar die Nach-Palästiner-Ausweiser oder Nach-Madagaskar-Ausweiser, oder gar die Architekten der Gaskammern sein? Sind das die Juden-Gesetze-Erlasser? Die Berufsverbotler? Die Rassengesetzgeber? Die, die von Volksdeutschen eine Scheidung vom jüdischen Ehepartner verlangen? Sind das die, die Juden auf offener Straße schlagen? Die auf Schulhöfen „Du Jude“ rufen. Die, die große antijüdische Demonstrationen abhalten? Sind die das? Oder wollen die das? Befeuern die diese Taten geistig? Sind das die Brandstifter? Die Kristallliebhaber? Die Fensterscheibenfeinde? Die, die den Antisemitismus zu einer „Wissenschaft“ machten? Die, die Europa gerne „judenfrei“ gesehen hätten? Die, die den Antisemitismus mit der Muttermilch einsaugen? Die, die immer schon Judenwitze erzählt haben? Die, die keinem Juden trauen würden? Nein, Thema verpasst, liebe Politiker. Beauftragt mal eure Beauftragten. Vielleicht finden die noch etwas anderes heraus.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Achgut.tv / 18.04.2024 / 10:00 / 10

„Es geht nicht um das Wohl der Wähler“: Stefan Homburg im Interview

Der Professor für Öffentliche Finanzen Stefan Homburg war unter anderem Politikberater unter Theo Waigel, Christian Wulff und Gerhard Schröder. Dann wurde er jedoch zum Corona-Maßnahmen-Kritiker…/ mehr

Achgut.tv / 10.04.2024 / 06:00 / 51

Das Lausen-Experiment

Die Datenanalysten Ulrike und Tom Lausen nahmen ChatGTP ins Verhör und brachten die sogenannte künstliche Intelligenz dazu, aus allen Daten und Fakten eine nüchterne Bilanz…/ mehr

Achgut.tv / 01.02.2024 / 06:00 / 52

Audiatur et altera Potsdam: Interview mit Silke Schröder

Achgut-Redakteurin Ulrike Stockmann ist privat mit Silke Schröder befreundet, deshalb hatte diese das Vertrauen, ihr ein ausführliches Interview zu den Vorgängen im und um das Potsdam-Treffen zu…/ mehr

Achgut.tv / 03.01.2024 / 10:00 / 18

„Wie divers darf’s denn sein?“

Der Journalist/in ist die Verbandszeitschrift des Deutschen Journalistenverbandes. Unser Autor Jens freut sich auf jede Ausgabe und möchte diese Begeisterung gerne mit ihnen teilen. „Journalist…/ mehr

Achgut.tv / 15.12.2023 / 06:00 / 57

Rückspiegel: Geht der Haushalts-Verfassungsbruch weiter?

2023 ist in gut zwei Wochen vorbei und der Bundestag soll eilig einen Nachtragshaushalt fürs fast vergangene Jahr beschließen. Das Verfassungsgericht hatte den bisherigen Haushalt…/ mehr

Achgut.tv / 10.11.2023 / 06:15 / 69

Rückspiegel: Die verweigerte Asyl-Kurskorrektur

Am Montag wurde die Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Scholz noch als kommender historischer Markstein der deutschen Migrationspolitik gehandelt, heute am Freitag redet kaum noch jemand darüber,…/ mehr

Achgut.tv / 03.11.2023 / 06:00 / 98

Rückspiegel: Die Islamisten wollen mehr als Israel

Was heißt es konkret, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist? Für die Bundesregierung nicht so viel, wie jüngst das Abstimmungsverhalten in der UNO zeigte.…/ mehr

Achgut.tv / 27.10.2023 / 06:00 / 72

Rückspiegel: Mit Leichtsinn in die Katastrophe

Es ist bedrückend, welche Stimmung gegenüber Israel auf Deutschlands Straßen sichtbar wird. Und Juden sollten in etlichen Vierteln besser nicht als solche erkennbar sein. Immer…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com