Achgut.tv / 14.10.2019 / 06:08 / 101 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Antisemitismus ist älter als die AfD

Seit dem Angriff eines Rechtsextremisten auf die Synagoge in Halle und den anschließenden Morden wird wieder viel über Antisemitismus gesprochen. Plötzlich sind alle schockiert und manche tun so, als käme das alles von der AfD. Dabei hat der Antisemitismus die Geschichte der Bundesrepublik immer begleitet. Vor 60 Jahren wurde beispielsweise eine Synagoge in Köln angegriffen. Wie wenig neu das alles ist kann man auch in einem 33 Jahre alten Buch nachlesen. Das war noch weit vor der Zeit, als deutsche Antisemitismusbeauftragte begannen, sich um das Problem zu kümmern.

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Leserpost

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Volker Kleinophorst / 14.10.2019

Mein Gott wie bigott. Eigentlich fehlt doch nur noch: Israel ist der verlängerte Arm des Rechtsterrorismus. (Ironie aus)

Dirk Badtke / 14.10.2019

Ich habe mich nach Berlin Charlotte gebracht, und wenige jüdischen Glaubens setzen ihre Kippa in der Öffentlichkeit nicht wegen des Volkssturms oder einer anderen Version ab. Die Dominanz liegt klar bei den sogenannten Rechtgläubigen, das ist gelebte Wirklichkeit.  Grüße Dirk Badtke

Heidi Hronek / 14.10.2019

Die Vertreter der jüdischen Gemeinde könnten das Bild, wer wirklich für den Antisemitismus verantwortlich ist, ganz leicht gerade rücken. Warum diese aber auch mit dem Mainstream mitschwimmen ist eines der Mysterien in dieser verrückten Zeit.

E Ekat / 14.10.2019

Antisemitismus ist in diesem Fall nur Vorwand. Die AfD möge ihre Abgeordneten aus dem Bundestag zurückzuziehen. Sämtliche dort vertretenen Parteien liefern nicht den in einer Demokratie notwendigen Austausch von Argumenten, sondern Ausgrenzung und bösartige Diffamierung als Instrument der politischen Auseinandersetzung. Auch im Interesse der AfD-Wähler sollte man diese Behandlung nicht weiter hinnehmen. Man konfrontiere die dortigen Politiker mit den Konsequenzen ihres systemwidrigen Verhaltens.  Womöglich ändert sich dadurch etwas nach der nächsten Wahl.  Die Zustände sind für Abgeordnete der AfD, für Demokraten generell unerträglich geworden. Demokratie ist ohne Demokraten auf allen Seiten nicht möglich.

HaJo Wolf / 14.10.2019

Antisemitismus ist kein deutsches Phänomen. Unter den Römern erging es den Juden solange gut und sie wurden nicht verfolgt, bis sie sich aus dem Joch römischer Herrschaft befreien wollten - das ging aber allen so, die dieses Joch abschütteln wollten und hat nichts mit der Religion zu tun. Was Religion angeht, waren die Römer sehr tolerant, sie übernahmen sogar Götter und Zeremonien anderer Religionen, wenn es ihnen gefiel. Niemand wurde wegen seiner Religion verfolgt, bis die Christen dem Staat/Kaiser die unbedingte Gefolgschaft verweigerten. Und nur deshalb wurden sie verfolgt, nicht, weil sie eine monotheistische Religion verbreiteten, darüber haben die Römer mur den Kopf geschüttelt… “eine Welt ohne all die wichtigen Götter? Lächerlich!”. Die unrühmliche Rolle des Initiators antisemitischer Tendenzen hat, wie könnte es anders sein, das Christentum in Person Konstantins des Großen. Der hat im Edict von Mailand (313), nachdem er 312 das Christentum zur einzigen Staatsreligion erklärte (sie wissen schon, in hoc signo vindes), den Juden allerlei Verbote auferlegt. Die ersten Synagogen brannten nur wenig später. Von da ab zog sich die Ächtung, Unterdrückung und Verfolgung der Juden europaweit durch alle Länder. Mal mehr mal weniger. Stets vorne weg: die Amtskirche. Ende des 19. Jahrhunderts war Antisemitismus “in”, Hitler sprang nur auf einen bereits fahrenden Zug auf. Hitler paktierte sogar mit dem Islam: gemeinsames Ziel die Ausrottung der Juden. Das steht noch heute ganz oben auf der To do Liste des Islam! Und so eine Ideologie “gehört zu Deutschland”?! Wundert sich da jemand, dass Antisemitismus wieder aufflackert? Mir persönlich ist es völlig egal, woran jemand glaubt oder welche religiösen Riten er befolgt - solange er mich und die meinen nicht belästigt. Das, glaube ich, ist eine angemessene Form der Toleranz. Antisemitismus hingegen hat nichts mit Rassismus zu tun (welche Rasse hat ein Jude?!), nichts mit Ausländefeindlichkeit (was ist mit deutschen Juden?).

B.Kurz / 14.10.2019

Danke für diese Feststellung, lieber Herr Broder. Es ödet mich einfach an, bei jeder möglichen Gelegenheit immer die gleichen (unhaltbaren)  Schuldzuweisungen zu hören, nur um vom eigenen Versagen abzulenken. Traurig finde ich, dass soviele Leute diesen Stuss nachplappern, ohne sich auch nur ein klein wenig mit der Materie befasst zu haben. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf Ihr Interview vom 10.10.19 beim Weser-Kurier hinweisen. Herrlich, wie Sie dem Interviewer den Wunsch verweigert haben, doch endlich mal die erwartete Antwort zu geben! Kein Wunder, wenn Sie in AfD-Nähe gerückt werden, aber damit muss man nun in diesem Land gut und gerne leben.

Helge-Rainer Decke / 14.10.2019

@Herr Dr. Roland Mock, mit Bezug auf Stalin liegen Sie richtig. Ich unterließ es, von der sogenannten „Reinen Lehre“ im Sinne von Marx und Engels zu philosophieren. Insoweit haben Sie in der Tat einen wunden Punkt in meiner Argumentationskette berührt. „Hier ist die Stelle, wo ich sterblich bin“. (Schillers Don Karlos). Aber ist damit die AfD „exkulpiert“? Auf die Vorwürfe gegenüber Personen, die ich angegriffen habe, -zu diesen möchte ich im Nachhinein auch den Herren nennen, der vom Fliegenschiss schwadronierte-, schweigen Sie und zeigen auf Dritte. Ok, Gauland ist vermutlich kein Antisemit, aber er hat sich gegenüber den Personen, die ich benannte, nie distanziert, sondern deren Äußerungen relativiert. Weil Sie den Bogen über die von Merkel geführte Regierung spannen, so gebe ich zu bedenken, weder Merkel noch Mitglieder auf der Regierungsbank haben jemals vom „Haß auf den Kapitalismus im allgemeinen und das „Finanzkapital“ im speziellen und der hiermit verbundene Haß auf den „U.S-Imperialismus“ gefaselt. Bitte verwechseln Sie nicht Antisemitismus mit Kritik an der Politik Israels. Das muß gerade auch unter befreundeten Regierungen möglich sein. Dies bestätigte sogar Bibi, in dem er von unterschiedlichen Meinungen sprach. Vielleicht darf ich abschließend in diesem Kontext auch auf einen Beitrag hinweisen, den Yücel gestern in Welt online veröffentlicht hat. Gleichwohl, Ihre Einlassungen, sehr geehrter Herr Dr. Mock, heben sich in Duktus, Form und Inhalt wohltuend von Belehrungen, Unterstellungen, oder unsachlichen Sprüchen ab,

Karl-Heinz Vonderstein / 14.10.2019

Ist das wieder diese deutsche Unart eine Minderheit zum Sündenbock zu machen?

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