Achgut.tv / 20.07.2020 / 06:05 / 59 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Das schäbige Schweigen über Hongkong

Als es um Israels Annexionspläne im Westjordanland ging, fühlte sich der Bundestag sofort zuständig, darauf mit einer entschiedenen Resolution zu reagieren. In Hongkong geht es nicht nur um Pläne, denn die Volksrepublik China hat dort unter Bruch des Übergabe-Abkommens, das der Stadt 50 Jahre lang eine Teilautonomie garantierte, die Macht bereits völlig übernommen. Dazu schweigt der Bundestag, und auch die Bundesregierung reagiert allenfalls sehr zurückhaltend darauf, dass den Hongkongern die Freiheiten und Rechte, die sie bis vor kurzem noch genossen, von Peking genommen wurden. Angemessen reagiert hingegen Boris Johnson, indem er den bedrängten Hongkongern Aufnahme in Britannien anbietet. Sicher, die Briten sind auch mitverantwortlich, denn sie haben das nun gebrochene Abkommen mit den chinesischen Kommunisten geschlossen. Die deutsche Regierung hingegen scheint an den Hongkongern, die jetzt in Bedrängnis geraten, kaum interessiert, auch wenn man sonst doch gern dabei ist, die Welt zu retten. Das ist, kurz gesagt, einfach nur schäbig.

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giesemann gerhard / 20.07.2020

Das ist die Schäbigkeit des Geschäftemachers und Kaufmanns. Man ist ja nicht islamophil bis zur Selbstaufgabe, weil man von Islam was hält, sondern: das sind 1,6 bis 2 Milliarden Kunden, die jede Menge Rohstoffe haben zum Bezahlen, schnell wachsend (nachwachsende Kundschaft ....), und wir haben eine pole position für den Riesenmarkt. China dito. Was ist da schon Hongkong? Und Israel, meine Güte! Und im Dritten Reich hat man die Juden doch nicht verfolgt mit Raubmord, weil man etwas gegen die hatte, gar glaubte, sie seien an allem und jedem schuld nach Treitschke, ach was, berauben wollte man sie. Nur dem doofen Volk musste man was anbieten nach dem Motto “die Juden haben unseren Herrn Jesus umgebracht, dafür müssen sie heute noch büßen*” - da waren die Kirchen dann ruhig gestellt, schließlich haben die das seit ewigen Zeiten unter das Volk gebracht, da kommt man nicht so leicht von runter. *Habe ich als Jugendlicher und Bergbauernbub in den 60ern genau so gehört, von einem alten schwäbischen Weib. Die hat allerdings gesagt: “bießen”. Niemand hat widersprochen.

Richard Kaufmann / 20.07.2020

Herr Broder, Hong Kong ist nun einmal chinesisches Territorium. Die von Ihnen so verehrten Amerikaner haben sich auch einen Dreck um ihre Zusagen an Gorbatschow geschert und sich an Russlands Grenzen eingenistet. Also mal den Ball flach halten.

Bastian Kurth / 20.07.2020

Sehr geehrter Herr Broder, wie Sie schon bereits äußerten, es ist schäbig und un-anständig, wie hier von Seiten der Bundesregierung Politik durch Schweigen gemacht wird. Andererseits wenn es um Kritiken geht die Staaten - souveräne Staaten - , die nicht in das Konzept passt, ist der Tsunami der Empörung und “Mahnungen” überraschend laut. Jeder der denken kann macht sich einen Reim darauf…. Selbst Bürgern, die sonst unkritisch sind wird das so langsam klar wie hier selektiert wird und nach welchen Kriterien. Danke für all Ihre Beiträge.

U. Langer / 20.07.2020

Das ist halt die derzeitige Staatspolitik in Deutschland. Immer wenn es gegen Diktaturen (China, Türkei, Palästina) gehen müsste, gibt es bestenfalles ein lauwarmes Bekenntnis und ansonsten wird gekuscht. Dafür gibt es immer dann keine Hemmungen, wenn es gegen Demokratie geht - egal ob es sich um das einzige demokratische Land im Nahen Osten handelt, um den demokratisch gewählten Präsidenten der USA, den demokratisch gewählten Ministerpräsidenten in Thüringen ... . Da steckt aber m.E. nicht hauptsächlich Schäbigkeit dahinter, sondern Überzeugung.

B.Kröger / 20.07.2020

Lieber Herr Broder, haben Sie etwas anderes erwartet?  Asyl gilt nur für ganz bestimmte Gruppen. Qualifizierte Opposition aus Hongkong gehört nicht dazu.

Walter Ranft / 20.07.2020

Zustimmung. Nicht mehr, nicht weniger.

Wolfgang Kaufmann / 20.07.2020

Der kleinste Wadenbeißer weiß am besten, wann leicht Kläffen ist und wann der Gegner allzu mächtig ist. Leider sehen alle anderen, wie unbedeutend der kleine Köter ist, nur er selber hält sich für den Größten.

Frank Mora / 20.07.2020

Mir wären die Honkonger ALLE in D willkommen. Nicht nur, weil sie moderne Menschen sind. Nicht nur weil sie hochgebildet und dynamisch sind. Nicht nur, weil sie größtenteils für die westliche Lebensart, die Demokratie und Marktwirtschaft wirklich persönliche Risiken eingehen, sondern weil es unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, ihnen beizustehen. Zur Not auch, wenn wir dafür in unserem kleinen Land zusammenrücken müssen. Helmut Kohl hat das 89/90 gweußt und gehandelt. Die Mandarine und Massentodesstrafenvollstrecker aus Peking frohlocken schon. Ehe wir uns “verzwergen” und den Südeuropäern ihre abbezahlten Häuser und hohen und frühen Renten erhalten, sollten wir in einer 2. Operation Dynamo in die Mündung des Perlflusses einlaufen. Die Situation ist günstig. Hunderte Kreuzfahrtschiffe liegen auf Reede und die Mandarine werden eine 2. Gustloff oder Goya nicht riskieren. Wir haben auch noch Glück mit der Person des aktuellen Präsidenten in Washington. Chinas Kommunisten haben das gleiche demografische Problem wie der Westen. In den Einkindfamilien ist die Bereitschaft, den einzigen Sohn in den Kampf zu schicken, gering. Aber für eine solche Politik fehlt, insbesondere in Europa, der Wille und das politische Personal.

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