Achgut.tv / 20.04.2020 / 06:15 / 79 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Virus der Denunziation

Welche Nachwirkungen wird die Corona-Krise haben? Was bleiben wird, ist vielleicht das Misstrauen, denn so einschneidende Reglementierungen wie im Rahmen des sogenannten Kontaktverbots lassen immer auch die Blockwarte und Denunzianten aufleben. Wenn manche Menschen selbst in einem besseren Viertel ihre Nachbarn anzeigen, weil diese zwei Besucher in ihre Wohnung gelassen haben, dann hinterlässt das Spuren. Für eine Gesellschaft mag das Corona-Virus gefährlich sein, das Virus der Denunziation ist es nicht minder.

Henryk M. Broders neues Buch „Wer, wenn nicht ich“ befasst sich mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die dritte Auflage ist ab sofort lieferbar.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Gert Köppe / 20.04.2020

Endlich haben die Feiglinge einen Grund mal so richtig den “Breiten” raushängen zu lassen. Jetzt dürfen sie sich auch einmal gut fühlen, weil sie was gemeldet haben, weil sie dem Anderen eins ausgewischt haben. Das wollten sie schon immer mal. Dabei müssen sie sich nicht einmal aus der Deckung wagen. Leider gehören diese Denunzianten, diese “Lauscher an der Wand”, diese “Miesepeter”, die sonst nur durch den Türspion und hinter den Gardienen beobachten, diese “Flüsterer” und “Leisetreter”, zur hässlichen Fratze von Deutschland. Nur die Falschparker aufschreiben ist mit der Zeit langweilig. Jetzt kann man endlich mal alles melden, den ungeliebten Zeitgenossen, alle die man nicht leiden konnte, ordentlich anschwärzen. Das gibt einem das Gefühl von Macht und Größe. Da ist man auch mal ein “Macher”. In Ländern mit einer hohen Anzahl an freiwilligen Untertanen ist dieses Verhalten besonders ausgeprägt. Ein freiwilliger Untertan ist immer nur ein “Würstchen”, ein Feigling. Wenn dann noch Neid und Missgunst, vielleicht eigene Erfolglosigkeit, dazu kommen und gerade die Gelegenheit günstig ist, weil die Obrigkeit die Voraussetzungen geschaffen hat, dann sind dem Denunziantentum keine Grenzen gesetzt. Das gesellschaftliche Klima wird somit auf lange Zeit vergiftet und das scheint gewollt zu sein. So kommt im Volk keine Einigkeit zustande und die Macht der Herrschenden ist gesichert. Für mich wird Deutschland immer unerträglicher. Weniger das Land, aber viele seiner “Führer” und “Bewohner”. Ich bin mal gespannt was kommt, wenn so manch einer zufällig erfährt, wer ihn so alles angeschwärzt hat. Wird sicher noch “lustig” in Germany.  So, und jetzt gehe ich Kaffee kochen.

Klaus-Dieter Zeidler / 20.04.2020

Deutschland ist 100% verbissene Gründlichkeit, nur die multikulturelle Vermischung seiner Bürger verhindert das noch. Wir wollen möglichst 100% Leben retten. Die ruinierte Wirtschaft wäre dann ein akzeptabler Kollateralschaden. Sollte Kim Jong Un irgendwann seine Raketen bis Europa schießen wollen, werden wir monatelang in Erdlöchern ausharren müssen und uns von Fallobst und Würmern ernähren. Nur Fluchthelfer bekommen eine Ausnahmegesetzregelung. Wer braucht schon Kaffeehäuser, Herr Broder? Freudenhäuser wären viel wichtiger!

Detlev Bargatzky / 20.04.2020

Ich verstehe Ihre Empfindlichkeit in Sachen Denunziation nicht. Es ist doch kein Phänomen, das erst mit Corona entstanden ist. Wie ist es mit den Nachbarn, die gern die Polizei rufen, weil jemand über Nacht den Wagen im Halteverbot ohne Behinderung für den Restverkehr oder auch nur verbotenerweise in der falschen Richtung parkt. Wie ist es mit den Menschen, die sich mit den “falschen” Personen treffen und anschliessend durch die Medien attackiert werden, nur um diesen Menschen zu schaden? Wie ist es mit den ungezählten “anonymen Anzeigen”, die nur erstattet werden, in der Hoffnung dem Angezeigten durch den ihm enstehenden Aufwand zu schaden? Die Anzahl der tatsächlichen Denunziationen abseits von Corona dürfte einen wesentlichen Teil der Arbeitszeit von Polizei und Ordnungsämtern ausmachen. Da haben diese “Corona-Denunziation” schon fast etwas von Notwehr.

Wilfried Cremer / 20.04.2020

Es wird nicht nur aus Bosheit denunziert, sondern auch aus Angst. Das höchste Machtgefühl hat der, wer Todesangst erzeugen kann. Der globale Rundfunk geht aufs Ganze.

Ulrich Geil / 20.04.2020

Ich denke nicht, daß sich am Denunzationsverhalten hierzulande irgendwas geändert hat. Wenigstens die letzten gut 100 Jahre nicht. Nur haben die Denunzianten derzeit mehr Möglichkeiten, ihre Neigungen auszuleben. Vermutlich ist das noch nicht mal typisch deutsch, auch wenn es sich auf den ersten Taster so anfühlt. Intoleranz ist die Wurzel des Übels. Man sollte halt nicht zuviel von den Leuten erwarten und immer wissen und bedenken, woran man ist. Dann kann man auch einigermaßen erfolgreich jenseits der Norm leben ;)

Eugen Richter / 20.04.2020

Das ist in anderen Ländern nicht zwingend anders. Aus Polen hören wir ähnliches von unseren Verwandten. Immerhin dürfen maximal fünf Gläubige in einer Kirche zum Beten/Gottesdienst sein. Und wehe es sind sechs. Darüber wacht die „bürgerliche“ Coronapolizei und verständigt sofort die Ordnungshüter. Das Denunziantentum ist weltweit vorhanden und definitiv kein ausschließliches deutsches Spezifikum. Dieses Verhalten ist derart ekelerregend, dass ich aufpassen muss meine Contenance nicht zu verlieren. Widerlich.

Walter Weimar / 20.04.2020

Blockwarte und Denunzianten, Spießer, Besserwisser und Klugscheißer, das sollte doch langsam jedem klar sein, hat schon lange das Bild des Deutschen, der mit Sandalen und Kniestrümpfen, abgelöst. Die genetische Verankerung greift.

beat schaller / 20.04.2020

Wo Sie Recht haben, da haben Sie Recht Herr Broder. Allerdings wird uns doch das täglich vorgemacht von der Politik. Da hat ja auch keiner zur früh oder zu spät oder gar nicht gehandelt, es hat auch keiner richtig oder falsch gehandelt,. Nein, jeder zeigt auf einen Anderen und jeder Andere hat etwas falsch gemacht. In den eigenen Reihen ist nur Schulterklopfen angesagt. Ja, und das ist ja sogar Länderübergreifend. Und die Einheit ist doch auch soooo sichtbar, in diesem Friedensprojekt EU. b.schaller

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Achgut.tv / 18.04.2024 / 10:00 / 14

„Es geht nicht um das Wohl der Wähler“: Stefan Homburg im Interview

Der Professor für Öffentliche Finanzen Stefan Homburg war unter anderem Politikberater unter Theo Waigel, Christian Wulff und Gerhard Schröder. Dann wurde er jedoch zum Corona-Maßnahmen-Kritiker…/ mehr

Achgut.tv / 10.04.2024 / 06:00 / 51

Das Lausen-Experiment

Die Datenanalysten Ulrike und Tom Lausen nahmen ChatGTP ins Verhör und brachten die sogenannte künstliche Intelligenz dazu, aus allen Daten und Fakten eine nüchterne Bilanz…/ mehr

Achgut.tv / 01.02.2024 / 06:00 / 52

Audiatur et altera Potsdam: Interview mit Silke Schröder

Achgut-Redakteurin Ulrike Stockmann ist privat mit Silke Schröder befreundet, deshalb hatte diese das Vertrauen, ihr ein ausführliches Interview zu den Vorgängen im und um das Potsdam-Treffen zu…/ mehr

Achgut.tv / 03.01.2024 / 10:00 / 18

„Wie divers darf’s denn sein?“

Der Journalist/in ist die Verbandszeitschrift des Deutschen Journalistenverbandes. Unser Autor Jens freut sich auf jede Ausgabe und möchte diese Begeisterung gerne mit ihnen teilen. „Journalist…/ mehr

Achgut.tv / 15.12.2023 / 06:00 / 57

Rückspiegel: Geht der Haushalts-Verfassungsbruch weiter?

2023 ist in gut zwei Wochen vorbei und der Bundestag soll eilig einen Nachtragshaushalt fürs fast vergangene Jahr beschließen. Das Verfassungsgericht hatte den bisherigen Haushalt…/ mehr

Achgut.tv / 10.11.2023 / 06:15 / 69

Rückspiegel: Die verweigerte Asyl-Kurskorrektur

Am Montag wurde die Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Scholz noch als kommender historischer Markstein der deutschen Migrationspolitik gehandelt, heute am Freitag redet kaum noch jemand darüber,…/ mehr

Achgut.tv / 03.11.2023 / 06:00 / 98

Rückspiegel: Die Islamisten wollen mehr als Israel

Was heißt es konkret, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist? Für die Bundesregierung nicht so viel, wie jüngst das Abstimmungsverhalten in der UNO zeigte.…/ mehr

Achgut.tv / 27.10.2023 / 06:00 / 72

Rückspiegel: Mit Leichtsinn in die Katastrophe

Es ist bedrückend, welche Stimmung gegenüber Israel auf Deutschlands Straßen sichtbar wird. Und Juden sollten in etlichen Vierteln besser nicht als solche erkennbar sein. Immer…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com