Die Mehrheit der Deutschen hat vor allem eines: German Angst. Und darin sind sie Weltmeister. Jetzt gibt sogar eine “Feministin” die Putin-Versteherin und flattert aufgeregt mit den Flügel. Peinlich. Deutsche beanspruchen zwar, aus ihrer Geschichte (irgendwas) gelernt zu haben. Im Fazit meinen aber von den Atomkriegsängstlichen bis zu den Rohstoffimporteursprofiteuren, dass Angriffskrieg sich wieder lohnen sollte! Gebt Putin, was Putin gebührt! Weg mit der Ukraine! Na dann.
Einst sollte Vietnam in die Steinzeit zurückgebombt werden. Nun soll dafür gekämpft werden das „Russland jahrelang nicht mehr auf die Beine kommt“ (Baerbock gestern bei Will). Es gibt keine Schmerzgrenzen, wenn man den Leuten nur hinreichend klar macht worum es geht. Für eine große Sache zu kämpfen ist doch das erstrebenswerteste im Leben! Was sind dagegen ein wenig Inflation, Verarmung, Energiemangel? Im übrigen kennte der Deutsche als solcher keine Schmerzgrenze. Das ist doch historisch hinreichend belegt. Was soll also die rhetorische Frage?
Wie das mit Schmerzen ist, man gewöhnt sich dran, erst ist man erschüttert, dann hält man es nebenbei aus und nach Jahren werden sie einem nur hin und wieder bewusst. So ähnlich stelle ich mir das auch mit dem Krieg vor. Was die Grünen betrifft, so nähren sie sich von dem Irrtum, dass man als potentieller Wehrdienstverweigerer automatisch auch zum Kriegsdienst untauglich ist. Mal davon ganz abgesehen, dass im echten Krieg auch ein gewöhnlicher Feuerwehrmensch potentiell eine Menge Leichen zu sehen kriegt. Ich erinnere mich dunkel, dass jemand in satirischer Absicht behauptet hatte, dass der nächste Weltkrieg von Hausfrauen ausgelöst würde. Das war offenbar kein Humor sondern Prophetie. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, im Youtube Musik zu hören und mich dabei von den Algorithmen leiten zu lassen, die dort auf Grund von Infos, die ich mich nicht bemühe zu verstehen, entscheiden, was zu mir passt. Gestern, am Feiertag der Arbeiterklasse, wurde mir überwiegend ganz ausgefallene Sachen angeboten. Etwa F.J. Degenhardt: “Wölfe im Mai”, “Befragung eines Kriegsdienst-Verweigerers”; Erste Allgemeine Verunsicherung: “Die Russen kommen”; Udo Jürgens: “Lieb Vaterland”; Konstantin Wecker und Reinhard Mai, Hannes Wader, noch ein paar, die ich vergessen habe, aber zuletzt ein Song von Versengold, der mir im Hals stecken geblieben ist, der heißt “Alte Männer”. Unbedingt mal anhören! Nützlich ist es, dabei eine Tüte griffbereit haben.
Guten Tag Herr Broder, ich möchte hier ergänzen, daß “Schminkspiegel für Kampfeinsätze” tatsächlich notwendig sind. Es gibt nämlich die Gesichtstarnung, die der/die Soldat:In vor dem Kampfeinsatz anlegen soll. DIese kann mit einem angekokelten Korken in das Gesicht geschmiert werden oder mit Farben aus dem Tarnschminkset (dieses war wegen seiner ungesunden Bestandteile nicht oft gebraucht). Man/weib/div muß sich natürlich selbst im Spiegel sehen, damit die Tarnung gelingt.
Nur so nebenbei: “Amerika will Russland über den Krieg hinaus schwächen”, FAZ. Finden Sie das richtig? Im Stück wird geschwärmt von den tollen weiten Landschaften der Ukraine. Da können doch die eigenen Oligarchen, die man nur nicht so nennt, etwas zusaätzliches Ackerland erwerben, damit sie neben Pharma auch die weltweite Ernährung unter ihre Kralle bekommen. Einen Großteil haben sie schon in den US selbst erworben. So eine Perspektive darf man nicht unterstützen. Russlands Anliegen muss verstanden werden, auch wenn es schwer ist wegen Krieg, der begonnen wurde.
Zur Schmerzgrenze : Ad 1 nimmt der gemeine Deutsche aufgrund seiner speziellen Haltung zu “seiner” Obrigkeit grundsaetzlich sehr viel hin. Das Regime wird es (immer), weil allwissend richten. Ad 2 sind die Deutschen aehnlich den Fröschen im langsam erwaermten Wasserbehälter inzwischen ausreichend sediert. Ad3 dient das Alles einem guten Zweck, den allerdings nur Auserwählte kennen und Ad 4, das duerfte entscheidend sein, ist der Deutsche nicht in der Lage, seinem Schmerzempfinden politisch Ausdruck zu verleihen, zum einen, weil er zu dumm ist, Ursachen und Wirkungen zu erkennen, zum anderen, weil er nicht “rechts” wählt, oder das, was ihm vom politmedialen Komplex, dem er glaubt, als rechts verkauft wird, egal, was das Regime mit ihm macht. Das geht so weiter. Zumal er naturgemaess nicht auf die Barrikaden geht, denn das gehoert sich nicht gegen sein von ihm immer wieder gewaehltes Regime.
Den Grünen Pazifismus zu unterstellen ist aber deutlich unter der Gürtellinie. Im Wahlprogramm der Partei von 2021, welches sich über weite Teile ähnlich sinnbefreit wie das Voynich-Manuskript liest, findet man folgendes: “Den Frauenanteil unter entsandten Einsatzkräften, Polizist*innen und Soldat*innen, besonders auch in Leitungspositionen, wollen wir durch gezielte Rekrutierung deutlich erhöhen” und “Die Bundeswehr soll die Vielfalt und Diversität unserer Gesellschaft in ihrer Personalstruktur widerspiegeln.” Miltiäreinsätze ja, aber doch bitte in Form einer Hauptmänn*In, die in einer Regenbogenuniform auf einem weißen Einhorn reitet und Teddybären auf den bösen Feind wirft, natürlich CO2-neutral und nachhaltig. Die Spiegelung in der Sonnenbrille erinnert übrigens fatal an das Logo von Microsoft Windows, ich warte schon auf die Verschwörungstheorien in den Kommentaren, ob Henryk M. Broder denn jetzt gemeinsame Sache mit Bill Gates macht…
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.