Wissenschaftler von „Rothhamsted Research“, einem unabhängigen, gemeinnützigen landwirtschaftlichen Forschungszentrum in Großbritannien, haben keine Beweise für den sogenannten „Insekten-Armageddon“ (Insectageddon) gefunden, der von Medien und NGOs kolportiert wird. In einer Forschungsarbeit, die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ erschienen ist, beschreiben die Wissenschaftler, wie sie Daten zur Motten-Biomasse aus den Jahren 1967 bis 2017 ausgewertet haben. Man habe Motten ausgewählt, da sie die zweitvielfältigste Gruppe von pflanzenfressenden Insekten sind und sowohl extreme Lebensraum-Generalisten wie auch extreme Spezialisten Teil der biologischen Familie sind.
Die Analyse der Daten von 34 Fallen-Standorten habe gezeigt, dass die Motten-Biomasse seit den frühen 1980er-Jahren um rund 10 Prozent abgenommen hat. Über den gesamten Zeitraum betrachtet habe sich die Biomasse der Tiere allerdings verdoppelt. Die These eines großangelegten „Insektensterbens“ werde durch diese Daten nicht gestützt.
Die Wissenschaftler weisen auf einen weiteren interessanten Befund hin: Der jüngste Rückgang der Mottenpopulation könne nicht wesentlich mit Pestiziden oder städtischer Lichtbelastung zusammenhängen, da die stärkste Abnahme nicht bei Fallen-Standorten in Städten oder auf Ackerflächen aufgetreten sei, sondern in Wiesen und Wäldern.
Treibende Kraft hinter der Populationsentwicklung könnten Klimaveränderungen und Schwankungen des Wetterverhaltens sein, schreiben die Forscher. So habe die Biomasse der Motten in den späten 1970er-Jahren stark zugenommen, direkt nach einem der heißesten und trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.