Laut einer investigativen Recherche der britischen Tageszeitung „Telegraph“ hat die britische Polizei im Herbst 2015 ein Bombenlabor der libanesischen schiitischen Organisation Hisbollah ausgehoben. Die Razzia habe im Norden Londons stattgefunden. Nach Angaben des „Telegraph“ wurden drei Tonnen Ammoniumnitrat gefunden – mehr, als 1995 beim Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City verwendet wurden, bei dem 168 Menschen ums Leben kamen. Im Zusammenhang mit den Anschlagsvorbereitungen sei ein Hauptverdächtiger festgenommen worden, der jedoch später ohne Anklage freigelassen worden sei. Ein konkretes Anschlagsziel hätten die Ermittler nicht identifizieren können.
Laut „Telegraph“ wurden die britischen Behörden von einer ausländischen Regierung auf die Existenz des Bombenlabors hingewiesen. Nach Angaben des israelischen Internetportals „Ynetnews“ kam der Hinweis vom israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad. Ähnliche Anschlagsvorbereitungen der Hisbollah seien bereits in der Vergangenheit in Thailand, Zypern und Amerika aufgeflogen. Dass der Vorfall in London nicht öffentlich gemacht wurde, könnte laut „Telegraph“ an dem Wunsch der britischen Regierung gelegen haben, das sogenannte „Atomabkommen“ mit dem Iran nicht zu gefährden.
Die Regierung des Irans gilt als Hauptunterstützer der Hisbollah. Das radikale schiitische Netzwerk entstand als eine aus dem Untergrund operierende paramilitärische Organisation und ist im Libanon auch als Partei aktiv. Die Regierungen der USA, Kanadas, der Niederlande und Israels sowie die Arabische Liga stufen die Hisbollah als Terrororganisation ein. Die EU und Deutschland unterscheiden hingegen zwischen einem verbotenen „militärischen“ und einem „politischen“ Flügel. Letzterer sei als Teil der libanesischen Regierung ein Stabilitätsfaktor und dürfe deshalb nicht verboten werden. Im Februar dieses Jahres entschied Großbritannien, diese Unterscheidung aufzugeben und die Hisbollah komplett zu verbieten (Achgut.com berichtete). Die Organisation selbst unterscheidet nicht zwischen verschiedenen internen „Flügeln“.