Henryk M. Broder / 26.11.2007 / 08:48 / 0 / Seite ausdrucken

Bremer Stadtmusikanten bekommen Verstärkung

Schon wieder eine Auszeichnung für Tony Judt in Deutschland: Nachdem ihm bereits die Stadt Osnabrück vor knapp drei Monaten für sein „engagiertes Eintreten für Meinungsfreiheit, Multilateralismus und friedliche Konfliktlösung“ einen nach Erich Maria Remarque benannten Friedenspreis schenkte, bedenkt der Bremer Senat den New Yorker Professor für Europäische Studien am kommenden Sonntag mit dem diesjährigen Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken… Was die Bremer Landesregierung da mit immerhin 7.500 Euro honoriert, lässt sich unter anderem in einem über tausend Seiten starken Wälzer nachlesen, den Judt (Foto) unlängst vorgelegt hat: Die Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart. Der Zweite Weltkrieg ist ihm darin eine allgemeine „Katastrophe, in die Europa sich gestürzt hatte“ und die irgendwie allerlei Opfer produziert habe, hüben wie drüben sozusagen. Wer will es da schon genauer wissen, zumal es von „den Vorstellungen einiger hochrangiger Nazis abgesehen“ im Krieg doch gar „nicht um die Juden“ gegangen sei – deren Vernichtung demzufolge offenbar so eine Art Kollateralschaden gewesen sein muss – und „die größten materiellen Zerstörungen“ darüber hinaus gar nicht von den Deutschen verursacht worden seien, sondern durch „die beispiellosen Luftangriffe der Westalliierten in den Jahren 1944 und 1945“ sowie den „unerbittlichen Vormarsch der Roten Armee nach Westen“. Ursache und Wirkung werden dabei völlig verdreht oder unkenntlich gemacht, und zum Schluss haben eben alle irgendwo „Kriegsverbrechen“ begangen. Auschwitz ist für Judt auch keine deutsche, sondern eine europäische Tat und deshalb so eine Art europäischer Gründungsakt, ein Erbe, das letztlich zur Sinnstiftung taugt, denn „die wieder entdeckte Erinnerung an Europas tote Juden“ sei schließlich „Definition und Garantie für die wiedergefundene Humanität des Kontinents“.
http://lizaswelt.blogspot.com/2007/11/hansestadt-ohne-piett.html

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