Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk boykottiert eine Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, weil sie im Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst stattfindet, meldet gmx.net. Dies sei "aus Sicht der Ukrainer ein Affront, sehr bedauernswert und befremdlich zugleich", habe der Botschafter in einem Brief an den Museumsdirektor Jörg Morré geschrieben, der der Deutschen Presse-Agentur vorliege und über den zuerst der "Tagesspiegel" berichtet habe.
Der Botschafter habe kritisiert, dass die Dauerausstellung in dem Museum dem Vernichtungskrieg Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion gewidmet sei und das Museum trotzdem nur Russland im Namen trage - und nicht andere Sowjetrepubliken wie die Ukraine und Weißrussland, die im Zweiten Weltkrieg ebenfalls Millionen Opfer zu beklagen hatten. "Auf diese Weise wird de facto die UdSSR mit Russland gleichgesetzt, was eine Geschichtsverdrehung darstellt und vehement abzulehnen ist", schreibe Melnyk. "Es ist wirklich brandgefährlich, vor allem für die künftige deutsch-ukrainische Aussöhnung, dass diese gezielte russische Geschichtsumdeutung nach wie vor in der Bundesrepublik ein breites politisches und gesellschaftliches Echo findet."
Im Gebäude des heutigen Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst hatte der Oberbefehlshaber der Wehrmacht in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 vor Vertretern der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet.