Tübingen will mit einer massiven Ausweitung von verpflichtenden Schnelltests ab der kommenden Woche im gesamten Stadtgebiet Gastronomie, Hotellerie und Kultur öffnen, meldet n-tv.de. Alle Menschen, die den Einzelhandel in der Innenstadt nutzen wollten, müssten einen Schnelltest vorweisen. Ausnahmen seien Buchhandlungen und Lebensmittelgeschäfte, habe Oberbürgermeister Boris Palmer angekündigt. Für das dreiwöchige Modellprojekt sei beim Land eine Genehmigung beantragt worden.
Palmer arbeite bei dem Projekt mit der Notärztin Lisa Federle zusammen. Sie erwarte, dass die baden-württembergische Universitätsstadt eine Zusage erhalte. Palmer zufolge gingen ab Montag fünf und ab Dienstag sechs Teststationen in Betrieb. Dort könnten 1.000 Tests pro Stunde vorgenommen werden. Ein negatives Ergebnis werde durch ein Zertifikat - das sogenannte Tübinger Tagesticket - belegt.
Tübingen sei die zweite Stadt, die aus der aktuellen Corona-Strategie ausschere. Am Donnerstag hätte Weimar angekündigt, sich nicht länger an Inzidenzwerten orientieren zu wollen. Stattdessen habe die thüringische Stadt zusammen mit Ärzten und Wirtschaft eine "Betten-Inzidenz" zur Verschärfung und Lockerung von Maßnahmen entwickelt.
Das sogenannte Weimarer Modell solle laut Oberbürgermeister Peter Kleine eine Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens ermöglichen. Es müsse vom Gesundheitsministerium noch abgesegnet werden. Mit Widerstand rechne der parteilose Kleine allerdings nicht: "Ich gehe davon aus, dass wir eine einvernehmliche Lösung finden werden."
Das "Weimarer Modell" solle zunächst bis Ende April gelten. In diesem Zeitraum solle das Gesundheitsamt relevante Indikatoren auswerten. Die "Betten-Inzidenz" richte sich nach der Belegung der Klinik der Stadt. Solange dort nicht 20 Patienten behandelt werden, sehe Kleine es als vertretbar an, die Öffnung von Einzelhandel und anderen Bereichen voranzutreiben.