„Zweifel schleichen sich ein, man kratzt an der ideologischen Tapete und plötzlich kommt einem die ganze Wand entgegen“ - sehr treffend beschrieben! Als mir die ganze Wand entgegen kam, bin ich ausgetreten. Und schüttele heute manchmal den Kopf darüber, was ich damals so glaubte. Ein spezieller Aspekt bei den Grünen, ganz stark ausgeprägt in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens, war ja die Überzeugung, alles in moralischer, politischer — ach, einfach in jeder — Hinsicht besser zu wissen und überhaupt besser zu sein als die anderen. Man pflegte ein ausgeprägter Feindbild gegenüber allem, was konservativ oder liberal war. Typisch für Ideologen. Hinzu kam bei vielen, wenn nicht den meisten, eine gewisse Heuchelei. Man predigte Wasser und trank Wein. Man pries Multikulti, zog aber wegen der Schulen in bessere Stadtviertel, wenn die Kinder ins Schulalter kamen. Man hielt Flugreisen für äußerst bedenklich, flog aber nach Kreta, Gomera und gerne auch weiter, wann immer es ging. Ich denke nicht, dass sich diese Haltung geändert hat. Ich glaube nicht, dass Boris Palmers Positionen bei seiner Partei Gehör finden werden. Solange er von den Bürgern seiner Stadt gewählt wird, wird er von seiner Partei geduldet, danach wird er entweder vergrault oder er zieht selbst die Konsequenzen, nachdem ihm „die ganze Wand entgegen gekommen“ sein wird.
Ja, die Grünangelische Kirche mit ihren Hohepriestern hat bei Apostase die Zersetzung als Höchststrafe im Repertoire. Bigotte Vertreter der völligen Verbuntung zeigen sich zu tiefst betroffen über den Abfall vom Glauben und dann wird auch schon mal die ANTIFA SA losgelassen, um dem Probanten zu zeigen wo beim Paul der Fisch hängt. Wohlan…
Mir persönlich kam der Zweifel im Mai 1995 anlässlich der Vorgänge um die Verladeplattform BRENT SPAR. Und er betraf sofort alles und alle: Politiker, Parteien, Medien und NGOs. Allen voran natürlich Greenpeace. Es lag vielleicht daran, daß ich nur wenige Jahre zuvor auf einem Bohrinselversorger in der Nordsee gearbeitet hatte.
Wenn Herr Palmer konsequent wäre, würde er die Grünen verlassen. Aber er weiß vermutlich, was dabei für seine Karriere auf dem Spiel steht.
Bravo Herr Maxeiner ein kluger Beitrag mit Breite. Man ist geneigt zu sagen: ” Ein Palmer macht noch keine Südseeinsel.” Konkret gut jedoch, dass er Bildung, Verstand, Anstand, Erfahrung und vieles mehr noch bei den Grünen verkörpert. Bei Protagonisten a la KGE, habe ich, private Meinung, das Gefühl es spreche Flipper der kluge Delfin persönlich zu mir. Fiktion pur, kein Wunder bei manch einer Bildungskarriere dieser Art (KGE, u.a.). Gerade mal Wikipedia geschaut, äh genauer gesagt geschaudert. Beruf? Aber ich glaube mich zu erinnern, in der DDR hatte das Recht auf Arbeit Verfassungsrang? Wo sind eigentlich die Naturwissenschaftler der frühen Grünen geblieben? Aber so bleibt Herr Palmer der Spiegel der Grünen, in den Sie aus Tradition nicht hineinschauen. Bei der nächsten Wahl treten die mit der Doppelspitze Flipper und Biene Maja an, mir egal! Kompetenz, competition, also Wettbewerb, da sehe ich die bei gebildeten vernünftigen Leuten nicht mehr vorne.
Sehr wahrer Artikel! Sie sagen: “zum ersten Kratzen braucht man Mut”. Ergänzend würde ich sagen: man braucht v.a. den Willen, VIEL ZEIT für eigene Recherchen zu verwenden. Viele Leute können oder wollen sich in jungen Jahren diese Zeit nicht nehmen. So ist es bequemer, vorverdaute Meinungen unkritisch zu übernehmen und das eigene Ideologie-Häuslein daraus zu bauen. Am leichtesten geht das, wenn man sich mit Gleichgesinnten umgibt, die einen darin bestärken. Fatal ist es, wenn es zur Gewohnheit wird, Behauptungen als Wahrheiten zu verkaufen. Für mich gilt: Traue keinen Behauptungen ohne Beweise. Finde heraus, ob sie kritischer Betrachtung standhalten. Solange das nicht möglich ist, benenne sie mit ihrem richtigen Namen: ungeprüfte Meinungen.
Ein “Rechter”, der zum Linken wird, dürfte eher eine seltene Erscheinung sein. Mir ist kein solcher Fall bekannt. Ein verbreitetes, verschiedenen Autoren zugeschriebenes Zitat nennt fehlende Lebenserfahrung als den Grund: “Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat kein Hirn.”
“Doch zum ersten Kratzen braucht man Mut. So ähnlich wird das mit Sicherheit auch bei Boris Palmer sein.” Aso klar - der ist gescheit und mutig. Das ist natürlich wunderbar. Was Ihre sonstigen Vorhersagen in Sachen Palmer betrifft, so gilt glaub’ ich nach wie vor das Wort Karl Valentins: “Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn die die Zukunft betreffen”. Ach, Herr Maxeiner - der Horst Stern, Ihr früherer Chef, hatte doch eigentlich auch Mut; dann aber kam ihn eine große Depression an - falls er noch lebt, ich weiß nicht genau, so hoffe ich, seine “Schwarze Galle” quält ihn nicht garzusehr. Fällt mir noch ein: Den Humor habbich schon vermisst, damals, als “Natur”-Leser; also das kann ich sagen - mit Sicherheit: Ihre Geschichte über die Mönchsgrasmücke hätte mir sehr gefallen - sie gefällt mir sozusagen auch heute noch - daher: Vielen Dank für diese doppelt-schöne Geschichte - aber auch für Ihre Selbstkritik!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.