Trotzki war kein Renegat, er war ein Schismatiker: er sah sich selbst als den Vertreter des wahren Leninismus und proklamierte sich nach seiner Ausweisung aus der Sowjetunion zum Gegenpapst der kommunistischen Weltkirche
Bei Herrn Palmer fehlt mir eigentlich die letzte Konsequenz. Möglicherweise soll er nur eine taktische Position einnehmen nach der Melodie, siehste, die Grünen sind ja doch nicht so, so schlimm sind die gar nicht. Mag mich täuschen.
Da kann ich mich nur anschließen. Vielen Dank für den tollen Artikel. Und auch ich musste bei dem geschilderten Vorfall mit dieser Mönchsgrasmücke herzlich lachen. Schlussendlich freue ich mich hier auf der Achse auch noch ein paar vernünftige Frauen abseits von metoo etc. erleben zu können, Danke Frau Polika!
“Bitte keine Fakten”, höre ich oft von jungen Menschen, die sich für Konformismus entschieden haben und ein Anecken aufs peinlichste vermeiden. Sie sprechen “hinter vorgehaltener Hand” und liebedienern mit Menschen, die für ihre Karriere nützlich sind. Diese sozialen Zwitterwesen vergeuden beim ängstlichen Wahren des konformistischen Scheins und bei der Unterdrückung von Unmut und Aggressivität einen Großteil ihrer psychischen Energie, die dann an anderen Stellen womöglich fehlt. Das kann zu Burnout oder zur reaktiven Depression führen. Der Psychotherapeut wird auf der Suche nach dem auslösenden Konflikt schnell fündig: Permanentes “Vorspielen” und “Vortäuschen” macht krank. Der beherzte Gang ins Renegatentum verspricht da Hilfe, je eher desto besser. Glück für Sie, verehrter Dirk Maxeiner und alle Ihre Leser, dass Sie den Gesang der Mönchsgrasmücke richtig verstanden haben!
“Kommt mir die ganze Wand entgegen”, so nehme ich den entstehenden Steinhaufen her und s o r t i e r e sorgfältig, d.h. mit Sinn und Verstand, an denen es mir vorher gemangelt hat. Denn generelles “Anti” ist nicht klüger.
Nun, zunächst vielen Dank, jetzt weiß ich, wem ich so manche „Schwarzmalerei der Vergangenheit „ zu verdanken habe. Der Text ist gut geschrieben, dennoch möchte ich bemerken, nicht einredet hat den wandelbaren Luthercharakter. Die einen begreifen sofort, einge später oder langsam und viele auch nie. Und es gibt auch etliche, die von einem „Extrem“ ins andere, frei nach Apostel Paulus verfallen.
Ein wichtiger Artikel. Fast könnte man vermuten, dass es eine psychische Disposition zum Renegatentum gibt. Egal, wohin ein Mainstream tendiert, so finden sich stets die Querulanten, die die Haare in der Suppe finden. Ist dies nun einem irrationalen Impuls geschuldet, die Individuen die Rolle des Störenfriedes zuweist, also eine Art psychsoziales Gesetz? Als Betroffener widerspreche ich. Ich glaube dagegen, dass es eine Art des eingebauten Bösen gibt - etwas, dass auch den besten Impuls in allen möglichen Kontexten in sein Gegenteil verkehrt. Renegaten sind nicht immer im Recht und nicht durch ihre Rolle zu Helden zu stilisieren. Wenn sie aber die Schwachstellen korrekt identifizieren, erfüllen sie eine wesentliche Funktion, nämlich, sich der Pervertierung der Gesellschaft entgegen zu stellen. Das entscheidende Kriterium, das den notorischen Querulanten vom rettenden Renegaten unterscheidet, ist das treffende Argument. Ohne kritische Vernunft sind beide nicht zu unterscheiden.
Weil Sie den Kommunismus und das Christentum erwähnen: Ich glaube nicht, dass Trotzki viel besser als Stalin gewesen wäre. Vielleicht eine Million Tote weniger - aber sonst? Und bei den Aufspaltungen der christlichen Kirchen in der Antike ging es darum, ob Jesus menschen- oder gott-ähnlicher ist. Hätte sich jeweils eine andere Richtung durchgesetzt, hätte das am Ablauf nicht viel geändert. “Renegaten-Bewegungen” müssen nicht besser sein als das Original.
Aus meiner Zeit in kommunistischen damals Polen: “Es gibt drei Stufen des Luxus; eigenes Auto, eigene Villa, und eigene Meinung. Die zweite Stufe schliesst die erste nicht aus, aber die dritte Stufe schliesst ale andere aus!” Herr Palmer soll das vielleicht in Betrachtung ziehen…
Ich kann mir vorstellen, dass die Ereignisse um und nach September 2015, die Grenzöffnung und die Reaktion von Politik und Medien darauf, etwa einigen, bis zu diesem Zeitpunkt Linken, die Augen geöffnet haben. Es war und ist die Verlogenheit, die ihnen nicht verborgen bleibt. Wer so lügt, hat etwas zu verbergen. Wer empfindlich gegenüber der Lüge ist, der stört sich an der Propaganda, der zweifelt an der Wahrhaftigkeit derer, denen er gestern noch vertraute, die er vielleicht sogar für Weggenossen hielt. Er gehört nicht zu denen, die taktische Überlegungen über die Wahrheit stellen. Das Ziel heiligt in seinen Augen nicht die Mittel. Zumal er sich nicht einmal mehr mit dem Ziel identifizieren kann.
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