Rainer Bonhorst / 10.03.2016 / 15:00 / 2 / Seite ausdrucken

Bonhorsts Bonbons (4): Der Fingerhut

Genug gechillt und gechattet? Hier schlagen wir spaßeshalber für unterschätzte deutsche Wörter eine Bresche. Vorzugsweise für zusammengesetzte.

Man ging nicht ohne Hut. Das war bis in die Fünfziger Jahre so. Den Schwarzweiß-Film, in dem der männliche Star keinen Hut trug, gibt es nicht. Heute ist der Hut aus der Mode gekommen. Der Fingerhut auch ein wenig. Er ist nicht Opfer der Mode sondern der Maschine. Wo aber noch von Hand genäht wird, führt der Fingerhut ein munteres Nischendasein. Er behütet die von Nadelstichen bedrohten Finger. Deswegen besteht er nicht aus Filz, wie sein größeres aber weicheres Vorbild, sondern aus hieb- und stichfestem Metall. Er könnte, wäre er nicht ein so friedfertiges Gerät, auch Fingerhelm, um nicht zu sagen: Fingerstahlhelm heißen. Gegenüber dem gewöhnlichen Hut, hat der Fingerhut einen unschätzbaren Vorteil. Der Kopf kommt auch ohne Hut zurecht. Bei Wind und Wetter ersetzt ihn die Mütze. Den Fingerhut kann keine Mütze ersetzen.

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Peter Zentner / 10.03.2016

Ts, ts! Mitnichten ist der Fingerhut ausgestorben. Es gibt ihn unverändert als Digitalis, also als Herzgenesungs-Blümchen. Viel wichtiger aber ist sein britisches Überleben als “thimble”. In jedem Pub bedeutet “just a thimbleful” ein kleines Gläschen Whisky — das allerdings das Volumen von mindestens fünf Fingerhüten locker fasst.

Christoph Nahrgang / 10.03.2016

Lieber Herr Bonhorst, nach dem vierten Bonbon muß ich mich doch mal bei Ihnen melden. Ich finde sie wunderbar, hätte sie vielleicht eher als Miniaturen bezeichnet. Und sie lassen mich lächeln. Bitte, gestatten Sie mir noch eine - ganz persönliche - Feststellung: Ihre Bonbons sehen Ihnen ein wenig ähnlich: Freundlich und ein bißchen weise. Ob das nur Zufall ist? Alle Gute! Christoph Nahrgang

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