Wolfram Weimer / 28.08.2019 / 16:00 / Foto: Kilobug / 15 / Seite ausdrucken

Bolivien: Du sollst brennen für Morales!

Die Satellitenaufnahmen der NASA sind ein Fanal. Sie zeigen die flächendeckenden Brände in Südamerikas Regenwäldern. Die sichtbaren Brandrodungen im größten Regenwaldgebiet der Welt erschüttern seit Wochen die Weltöffentlichkeit. Doch wer genauer hinschaut, der sieht, dass Brasilien keineswegs alleine fackelt. Wild wüten Großfeuer auch in Peru und Paraguay, am wildesten aber in Bolivien.

Das hat einen Grund. Denn Bolivien hat am 9. Juli ein Dekret in Kraft gesetzt, das die massenhaften Brandrodungen im Urwald nicht bloß erlaubt, sondern systematisch fördert. Boliviens Präsident Evo Morales hat auf einer Pressekonferenz die Brandoffensive in geradezu heroischer Geste angekündigt und sich von Bauern bejubeln lassen. Es sei ein Recht des bolivianischen Volkes, die Erde für alle zu nutzen, den Urwald “zu lichten”. Darum autorisiere er mit Stolz die “quema controlada” – die kontrollierte Brandrodung. Bolivien werde damit “wirtschaftlich wachsen, vor allem in der Landwirtschaft”.

Seit dem Dekret sind hunderte von großflächigen Bränden entfacht worden, um aus dem Urwald nutzbare Flächen für die Landwirtschaft zu schaffen. Eine gewaltige Feuerwalze fräst sich in Ostbolivien durchs Land und entsetzt die dortige Bevölkerung. Lokalpolitiker der Opposition warnen vergeblich, die Zeitung “El Deber” schlägt Alarm und meldet, in den vergangenen Tagen seien mindestens 500.000 Hektar Wald vernichtet worden. Hilferufe kommen aus dem ostbolivianischen Puerto Suarez, ebenso wie aus Chiquitania. Doch wer immer Kritik übt, wird vom sozialistischen Regime in Bolivien attackiert.

Der Medienfokus liegt fast nur auf Brasilien

Geschickt hat es Evo Morales verstanden, als größter Urwald-Abfackler einer internationalen Kritik zu entgehen. Die Katastrophe in Bolivien geht in der internationalen Berichterstattung weitgehend unter. Der Medienfokus liegt fast nur auf Brasilien, denn der dortige Präsident Jair Bolsonaro ist kein Sozialist, sondern Rechtspopulist. Damit zieht er die Kritik der linksliberalen Weltpresse alleine auf sich.

Dabei verhält sich das sozialistische Bolivien dem Regenwald gegenüber noch aggressiver. So aggressiv, dass die katholische Kirche jetzt landesweit zu Gebeten aufgerufen hat. Sie sollen zur Solidarität mit den Opfern der Brände anhalten und zur Einhalt mahnen. Die katholische Kirche ist in Bolivien zum mächtigsten Anwalt des Protestes geworden und warnt vor einer Zerstörung der Schöpfung.

Der Erzbischof von Santa Cruz de la Sierra, Sergio Gualberti Calandrina, schlägt Alarm: „Die Brände betreffen ganz Bolivien, nationale Parks und Umweltschutzgebiete.” Das Feuer sorge für einen enormen Schaden unter anderem in den Savannen-Regionen Chiquitania und Chaco. Leidtragende der Zerstörungen seien vor allem die indigenen Gemeinden und die Bio-Diversität. Am vergangenen Sonntag rief er einen „Tag des Gebetes” gegen die Amazonas-Feuer aus. Sein Ziel: „Wir müssen ein Bewusstsein der Vorsicht schaffen für unser gemeinsames Haus.” Selbst der Vatikan veröffentlicht den dramatischen Appell aus Bolivien und benennt das Dekret 3973 konkret aus Auslöser der Katastrophe.

Ein klassenkämpferischer Akt

Das Dekret Nummer 3973 gilt Morales als sozialistische Errungenschaft, ermöglicht es doch die Rodung weiter Waldflächen in den Departamentos Beni und Santa Cruz zum angeblichen Nutzen der armen bäuerlichen Landbevölkerung. Damit soll Platz geschaffen werden für die Viehzucht. Morales sieht die Brandrodungen als einen klassenkämpferischen Akt an, um gleiches Recht für alle zu schaffen. Dadurch hat das bolivianische Amazonas-Gebiet nach Angaben des Amazonas-Netzwerks RAISG im Zeitraum von 2005 bis 2018 bereits mehrere Millionen Hektar Waldfläche verloren. Nun, da die Feuerwalze außer Kontrolle zu geraten droht, akzeptiert er immerhin, ausländische Hilfe bei der Brandbekämpfung ins Land zu lassen, wie das größte Löschflugzeug der Welt.

Doch Morales opfert den Regenwald in Wahrheit gezielt für seine geplante Wiederwahl im Oktober. Bolivien steckt mitten im Präsidentschaftswahlkampf, und auch dabei schreckt der Sozialist vor drastischen Maßnahmen nicht zurück. Denn nach dem Ende seiner dritten Amtszeit hätte er nach den Regeln der bolivianischen Verfassung eigentlich abtreten müssen. Um dennoch im Amt bleiben zu können, setzte er ein umstrittenes Referendum über eine entsprechende Verfassungsänderung an – und unterlag. Eine knappe Mehrheit sagte Nein zu Verfassungsänderung und Wiederwahl. Morales hätte endgültig zurücktreten müssen.

Doch plötzlich erklärte er das Referendum im Namen des Sozialismus für nichtig. Er setzt seine erneute Kandidatur auf der Basis einer Entscheidung des bolivianischen Verfassungsgerichts durch: Ein Verzicht auf die Kandidatur würde die Menschenrechte von Evo Morales verletzen. Ein Oppositionsführer kommentiert das so: „Er ist ein Brandstifter. Ökologisch wie politisch.”

Dieser Beitrag erschien zuerst auf The European.

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Leserpost

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Thomas Brentana / 28.08.2019

So geht Framing. Unsere MSM sind ja inzwischen bekannt dafür das sie am liebsten Nudging betreiben. Also das subtile “Leiten” des dummen Volks in Richtung der höheren Moral. Zwischendurch wundern sie sich immer wieder warum ihnen a) immer mehr Leute mistrauen bzw. abschalten und nicht mehr konsumieren und b) warum sie damit immer noch durchkommen. Immer mal wieder taucht als Feigenblatt ein kleiner Bericht auf der dann auf Seite 12 doch mal objektiv beleuchtet worum es geht. Dieser wird dann aber in den nächsten Wochen durch 5-10 Seite 1 Schlagzeilen wieder aus dem Gedächtnis gehämmert. Hier am Beispiel des bösen Rodens durch den rechtskonservativen brasilianischen Präsidenten und das gute Roden durch den Sozialisten in Bolivien. Bolsonaro wird 20 mal am Tag als der Klimakiller Nummer eins geächtet und Morales 1 mal die Woche erwähnt als Heilsbringer für die unterdrückten Bauern seines Landes. Schön das es wenigstesn in einigen Medien (die ich sehr schätze) mal klargestellt wird.

Anders Dairie / 28.08.2019

Die Fake News verbreitende Lückenpresse betätigt sich als Brandstifter,  politisch wie ökologisch.

Gereon Stupp / 28.08.2019

Aus den Bäumen, Ihr Linken, der Wald wird verbrannt. — Aber es ist natürlich ein Unterschied, wer etwas tut. Das ist ja bei uns auch nicht anders mit dem Fliegen, Fahren, Fressen, Fernsehen, Flaschenbier, Filzpantoffeln…. Ein Linker tut das immer zum Wohle der Menschheit, Der Rest der Menschheit nur zum Wohl seiner selbst und wo bliebe da der Linke? Und daß die Erzbischöfe beten, herrjeh, was sollten sie den sonst tun? Wenigstens lassen sie dann für diese Zeit die Finger von den Meßdienern. Ist Kerosin-Katha eigentlich schon vor Ort? Was mich deutlich mehr stört als südamerikanische Regenwälder und vor allem weit eher etwas angeht ist, daß in Deutschland Waldflächen gerodet werden um Vogelschredderanlagen aufzustellen oder eine Überlandtrasse vom rheinischen Revier nach Belgien zu bauen, über die dann unser Kohlestrom in Belgien die Versorgung sicherstellt, wenn die dortigen AKWe 2025 vom Netz gehen. Wir kaufen unseren Strom dann ja wohl bei Amazon. Ich denke es gibt auch für Völker eine endliche Lebensspanne, und die Deutschen sind nicht nur schon lange da sondern auch ziemlich verkalkt. Da paßt dann auch Muttis Palliativ-Politik ins Bild.

Silvia Polak / 28.08.2019

Wen wundert es, die sozialistische Internationale ist aktiver denn je, und sitzt in allen relevanten internationalen Institutionen, bzw hat finanzkräftige Unterstützer.

Ilona G. Grimm / 28.08.2019

Seit ich auf sciencefiles.org erstmals darüber gelesen habe, habe ich getan, was in meiner Macht steht, um über die empörend parteiische Berichterstattung in unseren MS-Medien aufzuklären: großes Geschrei und irreführende Bilder zum Schaden des verhassten - “ultrarechten, weil für Recht und Ordnung eintretenden CHRISTEN - Bolsonaro und durch noch größeres Schweigen zum Nutzen des Evo Morales (auf Deutsch = “Moral”; wenn das kein Oxymoron ist…). Allein, es ist vergeblich. Meine Darstellung stammt, wie jeder aufrechte Gutmensch weiß, aus der Schreckenskammer der AfD. // Entschuldigung, wenn ich immer wieder Werbung für sciencefiles mache. Aber ich finde diesen Blog ebenso unentbehrlich wie achgut.com…

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