Gunter Weißgerber / 24.01.2025 / 10:00 / Foto: Montage achgut.com / 30 / Seite ausdrucken

Bohren für den Frieden

Donald Trump will wieder verstärkt nach Öl bohren lassen und mehr davon fördern. Gut so, denn das hilft auch, den Krieg in der Ukraine schneller zu beenden.

Drill, Baby, drill!“ (Donald Trump)

Wer hätte das gedacht? Mein Beruf des Bohrers ist nicht nur geologisch, mineralogisch, petrographisch, hydrogeologisch, glazial, warm-/kaltzeithistorisch interessant und obendrein für die Erhaltung unserer Art in energetischer, rohstofferkundender sowie grundwassersuchender/fördernder Sicht existenziell wichtig. Von nun wird sogar für den Frieden gebohrt.

Donald Trump machts möglich. Putins Feldzug der Unmenschlichkeit in der Ukraine finanziert sich bekanntlich vor allem aus den Gewinnen der russischen Öl- und Gasförderung. Je höher die Preise, desto höher das russische Blutgeld zur Liquidierung der Ukraine.

Am 15.  Januar 2025 verkündete die Tagesschau:

„Russland vermeldet wachsende Einnahmen durch Öl- und Gasverkauf - Ungeachtet aller internationaler Sanktionen hat Russland im vergangenen Jahr wieder mehr Einnahmen für den Staatshaushalt aus Öl- und Gasverkäufen erzielen können. 2024 seien sie um mehr als 26 Prozent auf 11,13 Billionen Rubel (107 Milliarden Euro) gestiegen, wie aus Regierungsdaten hervorgeht. 2023 waren die Einnahmen noch aufgrund niedrigerer Ölpreise und sinkender Gasexporte um 24 Prozent eingebrochen. Die Öl- und Gasverkäufe waren in den vergangenen zehn Jahren stets die wichtigste Geldquelle für den Kreml. Sie machten etwa ein Drittel bis die Hälfte der Gesamteinnahmen des Bundeshaushalts aus.“

Dieser Geldfluss wird jetzt per drastisch steigenden Öl- und Gasbohrungen in den USA womöglich trockengelegt. Das Angebot regelt Nachfrage und Preis. Wird der Markt überschwemmt, purzeln die Preise. Wat dem eenen sin Preispurzeln, is den annern sin Schleudertrauma sozusagen. Sinkende Weltmarktpreise für Öl und Gas lassen Menschen, sowie Fauna und Flora am Leben und erhalten sogar deren Kulturlandschaften. Bohren ist besser als schießen.

Es wäre nicht der erste friedliche Krieg, den die Vereinigten Staaten für sich und die freie Welt entscheiden. So die Theorie, für die viel mehr spricht als dagegen.

Der Geschäftsmann Trump weiß es halt doch besser als die transformierten Sanktionierer der Europäischen Union. Selbst J. R. Ewing in Dallas lehrte das bereits vor Jahrzehnten in den weltweiten Wohnzimmern per Glotze: viel und billiges Öl macht die Vereinigten Staaten stark. Und die Konkurrenz schwach.

Es brauchte einen starken Westen

Russlands Zusammenbruch 1991, damals hieß Großrussland noch Sowjetunion, hatte zwei Hauptursachen. Einmal die Unmöglichkeit eines Zwangswirtschaftssystems, die Bedürfnisse von Bevölkerung im wirtschaftlichen Wettbewerb mit dem freien Westen zu befriedigen und dabei auch noch den industriell-militärischen Komplex zu päppeln. Zum anderen konnte „Obervolta mit Atomwaffen“ (Helmut Schmidt) militärisch nicht mit dem Westen unter Führung der Vereinigten Staaten mithalten.

Gorbatschow sah das ein und versuchte eine Evaluierung seines Staates. „Glasnost und Perestroika“ nannte er sein Vorhaben. Auf dem Weg zum Frieden cancelte er die „Breschnew-“ und kreierte an deren Stelle die „Sinatra-Doktrin“. Er ließ den Fall des „Eisernen Vorhangs“ zu und gestattete den Ostmitteleuropäern den Ostblock zu verlassen und ihren eigenen Weg zu zu gehen.

Alles die Folge eines konsequenten, wirtschaftlich und militärisch starken Westens. Ein friedlicher Vorgang. Umgekehrt würde die Sowjetunion heute wahrscheinlich vom Atlantik bis Wladiwostok reichen. Die Pläne inklusive der vorgedruckten Währung lagen griffbereit.

So, das wäre jetzt der angebotene Lernprozess für Putin. Es gibt aber noch eine weitere bunte Truppe, die dieselben Hausaufgaben machen muss. Die Europäische Union kommt unter den sinkenden Öl- und Gaspreisen genauso schwer unter Druck. Die westliche Welt wird mittels niedrigerer Gaspreise einen Aufschwung hinlegen können, nur die vermaledeite EU aus Gründen idiotischer Selbstbeschränkung nicht.

Die EU-Bevölkerung und ihre Wirtschaft sollen weiterhin unter Energiehöchstpreisen um besseren Wetters in ungefähr 30 Jahren willens abgewürgt werden. Das wird nicht gut gehen. Noch glauben die Brüsseler Spitzen-Leute und ihre Genossen in den meisten Landeshauptstädten, wenn der Nachbar jenseits des großen Teiches tapeziert, müssen sie nicht gleichfalls tapezieren. Das ging schon mal gründlich daneben. Schlag‘ nach bei Kurt Hager.

Die DDR hatte keinen Plan B, die Europäische Union hat ihn genauso wenig. Nur besaß die DDR-Bevölkerung damals eine funktionierende Alternative in Form West-Deutschlands. Für die EU gibt es dagegen weit und breit keine solche Fluchtmöglichkeit. Mir zumindest ist eine West-EU unbekannt. Wo ich hinschaue, sehe ich die sich im ideologischen Selbstmord befindende Europäische Union.

Eine Sorge treibt mich zusätzlich um. Ist Bohren jetzt rechts? Und wie ist das mit dem Linksspülbohren? Das Rechtsspülbohren heißt ja schon rechts. Dem Bohrverfahren ist nicht mehr zu helfen, gehört in das Universum der Faktenprüfer und scheint für immer verloren. Aber das Linksspülbohren, was geschieht jetzt mit dem? Und ist Frieden jetzt auch rechts, weil „Bohren für den Frieden“ zwingend dem Verdikt „Bohren ist sowas von rechts“ anheimfallen muss? Sind jetzt alle Bohrer rechts? Fragen über Fragen.

Ach so, den habe ich noch: „Atomwaffen zu Bohrkronen!“

 

Gunter Weißgerber (Jahrgang 1955) trat am 8. Oktober 1989 in das Neue Forum ein und war am 7. November 1989 Gründungsmitglied der Leipziger SDP. Für die SDP/SPD sprach er regelmäßige als Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90. Er war von 1990 bis 2009 Bundestagsabgeordneter und in dieser Zeit 15 Jahre Vorsitzender der sächsischen Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion (1990 bis 2005). Den Deutschen Bundestag verließ er 2009 aus freier Entscheidung. 2019 trat er aus der SPD aus. Die Gründe dafür erläutert er hier. Er sieht sich, wie schon mal bis 1989, wieder als “Sozialdemokrat ohne Parteibuch”. Weißgerber ist studierter Ingenieur für Tiefbohr-Technologie. Er ist derzeit Unternehmensberater und Publizist.

Foto: Montage achgut.com

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Marc Munich / 24.01.2025

Wenn Spezialdemokraten (egal ob nun a.D. oder nicht) von der großen Geopolitik philosophieren ist der geistig-kognitive Crash meist vorprogrammiert (Stichwort: “Wir müssen Russland niederringen - notfalls mithilfe der Bundeswehr” etc.. ).  Anachronistisch-pathetischer Gesinnungsquark auf Kollisionskurs mit der realen Welt.  Nicht mein Ding!  Aber für die drei (oder sind’s doch vier?) Russlandpsychos unter den Foristen, dürfte für einen kurzen Moment wieder die Sonne ins ansonsten sicherlich abgedunkelte, mit wuchtigen Eichenschränken und gebeizten Holzdecken eingerichtete,  80’iger Jahre-Wohnzimmer scheinen.  Das gibt Power!  “Jeder Schuss a Russ!”  Gönnen wir es unseren wackeren P(C)utin-Kriegern an der heimatlichen Tastaturfront…

A. Ostrovsky / 24.01.2025

Man soll nicht vergessen, dass es keinen Islamismus gibt, genau so, wie keine erneuerbaren Energien. Viele Wissenschaftler, ich glaube es waren 99, haben auch darauf hingewiesen, dass dafür nicht der Energieerhaltungssatz zuständig ist, sondern der mit der Entropie! Obwohl Entropie niemand versteht. Man behauptet es aber, wie bei der Relativitätstheorie. Weil man es muss! Es gibt doch keine Gedankenfreiheit. Wer also mit dem Entropiesatz erklären kann, dass es keine erneuerbare Energie gibt, ist der King! Ich könnte das nicht. Aber bevor ich vom Thema abkomme, möchte ich energetisch-energisch darauf hinweisen, dass Islamismus und Islam das Gleiche ist und deshalb nicht existiert. Weil der Islam mit Erdöl betrieben wird. Billiges Erdöl ist Wasser auf die Mühlen des Islam und des Propheten. Der hatte ja keine Windmühlen, wie die Ossis Dunkeldeutschlands. Und der Addi hatte auch kein Atom! Deshalb war auch der Endsieg Murks. Wird aber immer wieder vergessen. Und ehrlich, wenn die Gläubigen in der Wüste gebohrt hätten, wie der Gadaffi später, wären sie doch nicht so arm wie eine Moscheemaus geblieben. Aber nur selber bohren macht fett! Nicht bohren lassen! Linksrum immer, rechtsrum nimmer! (Erich&Margot; Stiftung oK).

W. Liebisch / 24.01.2025

Es gibt eine gute, unterhaltsame (nach meinem Geschmack), antiwoke Serie zum Thema Ölbohren. ‘Landman’, mit Billy Bob Thornton in der Hauptrolle.

Gabriele Klein / 24.01.2025

Also ich würde das nicht Europäische Union nennen. Deutsche Union passt besser, oder gerne auch Deutsch Französische Union. Wer als Financier groß auftritt macht sowas nicht ohne Grund egal ob in EU, UN oder WHO…. Es lohnt die Prüfung wer dort genau u. wie viel finanziert u. somit auch das Sagen hat bzw. versucht das Sagen (in diesem Falle über die ganze Welt)  zu haben. Manchmal führt der Weg an die Macht durch die Hintertür gerade dann, wenn die eigne Geschichte einen Strich durch die Rechnungen atomarer Ambitionen gezogen hat.

S.Buch / 24.01.2025

“Alles die Folge eines konsequenten, wirtschaftlich und militärisch starken Westens. Ein friedlicher Vorgang. Umgekehrt würde die Sowjetunion heute wahrscheinlich vom Atlantik bis Wladiwostok reichen.”—> So reicht die NATO in Form des “Wertewestens” nun absprachewidrig von Alaska bis zu den baltischen Staaten und hätte beinahe auch noch die Ukraine umfasst. Das ist natürlich für Vertreter des Wertewestens, die diesem defacto ein Naturrecht der geopolitischen Ausdehnung zum Zwecke der Ressourcen-Heimholung zuordnen, völlig unproblematisch. An Donalds “Deal” mit Saudi-Arabien und der OPEC in Sachen billigerem Öl glaube ich noch nicht so richtig. Trump hat sich offensichtlich mit der jüngsten Entwicklung in Sachen BRICS nicht hinreichend beschäftigt. Offensichtlich sieht er es ja auch selbst so, dass alleine sein “Bohren, bohren, bohren” in den USA nicht ausreicht, um die Russen wirtschaftlich in die Knie zu zwingen - womit er auch völlig recht hat. Also muss er andere Ölproduzenten dazu “überreden”, ihm behilflich zu sein. Bliebe noch die Frage, was die dazu bewegen sollte, auf Geld zu verzichten, das sie ohne die künstliche Preissenkung hätten: vorrübergehenden Frieden in der Ukraine, bis diese vom Wertewesten wieder aufmunitioniert wurde? Nebenbei: Ist verabredete, künstliche Preissenkung nicht auch eine Sanktion?

Gerd Maar / 24.01.2025

@Chris Kuhn- Newsflash: Seit Ende August 2024 gibt es in den USA ein Importverbot für Uran aus Russland. Gilt bis 2040, falls Trump das nicht auch wegwischt.  Die Schrödersche Gasröhre wird er aber mit Sicherheit nicht reparieren lassen. Im Gegenteil, er war schon immer einer der schärfsten Kritiker von NS2, und wird alles daran setzen, amerikanische Exporte zu fördern und Russland mit Strafzöllen zu belegen. Die Freude in der AfD auf Trump wird schon deshalb nur von kurzer Dauer sein.

Roland Völlmer / 24.01.2025

Ich bin vorsichtig bezüglich eindimensionaler Lösungen. Erstens ist eine Ölförderung nicht in ein paar Monaten aufgebaut. Zweitens gibt es andere Abnehmer für das russische Öl, und drittens kann man Geld nicht essen und im Krieg damit nicht schießen. Und viertens sieht Russland die NATO als existenzielle Bedrohung, d.h. es geht davon aus, dass Russland zerlegt und ausgebeutet werden soll. Daher wird Russland alles daran setzen, den Westen so zu schwächen, dass er keine Bedrohung für Russland darstellt. Und die EU hilft ihm dabei. Kurzum: Wenn die Amis aus Europa abziehen hat Russland sein Ziel erreicht. Und da die Stationierung von Soldaten teuer ist, und die EU verarmt, ist die Frage, warum die USA sich das leisten soll. Also, nicht so einfach.

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