René Zeyer, Gastautor / 04.03.2020 / 06:12 / Foto: Pixabay / 30 / Seite ausdrucken

Börsenkunde für Anfänger in Zeiten der Virenattacken

Die Börse ist ein altehrwürdiger Marktplatz. Seit dem 14. Jahrhundert treffen hier Unternehmer, die Geld benötigen, auf Investoren, die Geld verleihen wollen. Dabei entwickelt sich die Preisfindung zweckrational und strikt durch das Wirken der kapitalistischen Grundkräfte von Angebot und Nachfrage. Wobei man noch verstehen muss, dass der Wert eines Wertpapiers im Wesentlichen durch die Erwartungen zukünftiger Entwicklungen gesteuert wird.

So viel zur schönen Theorie, und morgen erzählen wir ein anderes Märchen. Denn es gibt leider eine ganze Reihe von Entwicklungen, die die Börse aus diesem märchenhaften Zustand der Unschuld entführt haben. Berichterstatter in Funk und Fernsehen stellen sich zwar gerne noch ins Parkett, wo tatsächlich ein paar Händler rumwuseln. Aber der gute, alte Börsenring, an dem "à la crier", also auf Zuruf gehandelt wird, gehört ins Museum.

Denn den meisten Umsatz macht heutzutage das High Frequency Trading (HFT). Hier nützen Supercomputer mit brachialer Rechenpower, ausgeklügelten Algorithmen und möglichst kurzer Daten-Verbindung zur Börse in Millisekunden kleinste Kursschwankungen aus. Oder sie profitieren von Arbitrage-Geschäften, also der Tatsache, dass das gleiche Wertpapier an verschiedenen Handelsplätzen unterschiedliche Preise haben kann.

HFT ist genauso legal wie die Welt der Schattenbanken, wo sich überregulierte Finanzhäuser Geldmaschinen halten, die kaum Bankregulierungen unterliegen. Wer meint, beides seien Randerscheinungen im modernen Kapitalismus: HFT ist für mehr als die Hälfte aller Börsengeschäfte weltweit gut. Und Schattenbanken bestreiten ungefähr die Hälfte des US-Hypothekarmarkts, zum Beispiel.

Meister der selbsterfüllenden Prophezeiung

So ausgeklügelt HFT-Programme auch sein mögen, sie zeigen manchmal ihr hässliches Gesicht. Indem sie sozusagen das Scharren einiger Hufe in eine Stampede verwandeln. Denn sie sind Meister der selbsterfüllenden Prophezeiung. Wird die Börse bearish, wie der Fachmann sagt, geht also in einen leichten Sinkflug, durchbricht sie damit Barrieren in den Computern, die mit Verkaufsorders den Sinkflug weiter verstärken. Und da diese Computer in Bruchteilen von Millisekunden getaktet sind, dauert es kleine Ewigkeiten, bis jemand den Stecker ziehen kann.

Das führt dann zu sogenannten Flash-Crashs. Eines schönen Tages im Mai 2010 gingen so zum Beispiel innerhalb von 20 Minuten an der Wall Street eine Billion Dollar in Rauch auf. Und dabei haben wir den human factor, den Faktor Mensch, gar noch nicht erwähnt. Da gibt es, die Börsianer lieben Fachausdrücke für alles, den "fat finger trade". Ein dickleibiger Börsenhändler drückt mit seinen Wurstfingern auf zwei Tasten gleichzeitig, und schwups, hat er statt Millionen Milliarden bewegt.

So wie es Schattenbanken gibt, gibt es auch Dark Pools. Nein, das ist nicht das, was nun vielleicht viele meinen. Wobei, es gibt Ähnlichkeiten: Das sind spezielle Finanzmärkte für schnelle Nummern. Es gibt keine Offenlegungspflichten für Transaktionen, keine Kontrollen, kaum Regeln. Vornehmer werden sie "alternative Handelsplattformen" genannt und ungeniert von Grossbanken betrieben. Richtig, auch von der Deutschen Bank.

Nun gibt es schon lange nicht nur Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden. Sondern auch Ableitungen davon, sogenannte Derivate. Das sind im Kern ihres Wesens einfach Wettscheine, ohne inneren Wert. Sie dienen im besten Fall dazu, die Wellen des Marktes zu glätten. Gehe ich zum Beispiel die Wette ein, dass Aktie x in einer Woche billiger als heute gehandelt wird, mache ich einen sogenannten ungedeckten Leerverkauf. Also ich biete die Aktie x zum heutigen Preis an, lieferbar in einer Woche. Dabei hoffe ich, dass meine Wette aufgeht und ich mich in einer Woche billiger mit der Aktie eindecken kann, die ich heute gar nicht habe.

Meine Möglichkeit, wie das der Laie immer vermutet, damit den Markt zu manipulieren, ist allerdings beschränkt. Denn für eine Wette, das ist die Natur der Sache, braucht es immer mindestens zwei. Also auch jemanden, der die Wette annimmt. Und seinerseits darauf setzt, dass die Aktie in einer Woche teurer ist als heute. Das ist legal. Weniger legal ist das sogenannte "Front Running". Also das Ausnützen von Insider-Vorwissen.

Die Bank of England gab auf

Hier in der Schweiz hält sich bis heute hartnäckig die Anekdote, dass Mitarbeitern eines angesehenen Finanzblatts bei Forderungen nach Lohnerhöhung beschieden wurde, dass sie doch stattdessen etwas "börselen" könnten. Gemeint ist, dass sich der Journalist doch vorher mit einem Wertpapier eindecken kann, das er dann anschliessend über den grünen Klee lobt und dringlich zum Kauf empfiehlt. Das nennt man auch "Scalping", das Rauf- oder Runterreden einer Aktie unter Berufung auf das Recht der freien Meinungsäusserung.

Man kann natürlich schon hebeln und drücken, um auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten. Wobei hier extrem gilt: no risk, no fun. Denn eine solche Grossspekulation kann gutgehen. Muss aber nicht. Zwei berühmte Beispiele. Der Grossspekulant George Soros legte sich nicht einfach mit einer Bank, sondern mit der englischen Notenbank an. Und setzte auf ein fallendes Pfund. Die Bank of England setzte mit Milliardenstützkäufen dagegen. Soros setzte bis zu 10 Milliarden Dollar auf Leerverkäufe und wäre wohl als der grösste Pleitier aller Zeiten vom Platz gegangen. Hätte er nicht gewonnen; die Bank of England gab auf, das Pfund segelte nach unten, und Soros strich rund eine Milliarde Dollar Gewinn ein.

Kann klappen, muss nicht. Das erlebten die Brüder Hunt in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Sie hatten sich vorgenommen, den Silberpreis in schwindelnde Höhen zu treiben. Also kauften sie über 4600 Tonnen physisches Silber, das sie sicherheitshalber in die Schweiz verfrachteten. Denn sie erinnerten sich daran, dass 1933 der Besitz von physischem Gold in den USA verboten worden war. Natürlich stieg der Silberpreis gewaltig, und zusätzlich befeuert wurde er durch Zukäufe auf Warenterminbörsen; hier schlossen die Gebrüder Kontrakte über weitere 6200 Tonnen ab. Resultat: Der Preis für eine Unze Silber stieg in sieben Jahren bis 1980 von 2 Dollar auf den Höchststand von 50 Dollar.

Aber dann verpassten Hunts den richtigen Moment des Abgangs, der Preis sackte ab, als etwas geschah, mit dem die Brüder nicht gerechnet hatten: Auf Druck der Finanzwelt änderte die Aufsicht über die Terminmärkte die Spielregeln. Und da sie natürlich ihre Kontrakte mit Darlehen gehebelt hatten, mussten sie ihre Positionen glattstellen, dem sogenannten Margin Call folgen (übrigens auch der Titel des besten Films über Börsenwahnsinn aller Zeiten). Das konnten sie natürlich nicht, und so hatten sie in wenigen Jahren den Weg vom Multimillionär zum Multimilliardär und zurück auf null, in den Bankrott, zurückgelegt.

Das mit der Bankgarantie ist auch so eine Sache

Nun ist der Kleinanleger unter den Lesern wohl etwas ernüchtert. Ist denn alles unvorhersehbar, Ausdruck von Gemauschel, was an der Börse passiert? Nun, es gibt eine ganze Berufsgattung, die dem lauthals widerspricht. Die Analystenbande, genauer: die Chartanalysten. Die verdienen Geld wie Heu, indem sie den Balken-Chart basteln, den Linien-, Point-, Figure- und Candlestick-Chart. Dort sehen sie Trendlinien und Trendkanäle. Auch Gaps, Spikes und schöne Formen wie umgekehrte Untertasse, Schulter-Kopf-Schulter-Boden, M- oder W-Formation. Dazu Bollinger-Bänder, Elliott-Wellen, stochastische Oszillatoren, und der Beta-Faktor mitsamt allen Griechen nicht zu vergessen.

Denn die Aktie bewegt sich bekanntlich aufwärts, abwärts oder seitwärts. Innerhalb von Widerstandslinien. Oder im Linear Regression Channel. Und dabei haben wir noch gar nicht von der Black-Scholes-Formel gesprochen, vom Parabolic SAR (Stop and Reverse) oder von der STD (Standard Deviation). Und wem das noch nicht wissenschaftlich genug ist, dem werfe ich noch die Fibonacci-Folge an sein ungläubiges Haupt.

Aus all diesen Gründen ist gerade der Kleinanleger doch gut beraten, nicht etwa auf seine eigenen seherischen Kräfte zu vertrauen, sondern seinen Spargroschen den Fachleuten zu überlassen. Die dafür auch extra noch Fonds gebastelt haben, also ganze Körbe von Wertpapieren. Risikominimierung, total return, Bankgarantie drauf, kann nix schiefgehen. Leider doch, da kann alles schiefgehen.

Zunächst einmal schneiden gemanagte Fonds eigentlich immer schlechter ab als sogenannte ETF-Fonds. Für den Laien verständlich schon alleine deswegen, weil die Manager für ihre Bemühungen ja etwas kassieren wollen, während ein ETF lediglich Indizes abbildet und ansonsten keine Kosten verursacht. Und das mit der Bankgarantie ist auch so eine Sache, wie viele Kleinanleger in Lehman-Papiere schmerzlich erfahren mussten. Denn ist die Bank blank, trägt der Investor das sogenannte Emittentenrisiko. Oder auf Deutsch: das Geld ist futsch.

Die Aktie ins Klo nageln

Ist also alles Schall und Rauch an der Börse, ein Drecksspiel, nur dazu gemacht, den harmlosen Kleinanleger abzuzocken? Schlimmer noch: Sind die Börsen nicht völlig abgekoppelt auf einem Höhenflug, der nichts mehr mit der realen Wirtschaftsentwicklung zu tun hat? Dazu sagen wir doch mal ein kräftiges Jein.

Wer die Entwicklung von Aktien seit dem 14. Jahrhundert über einen mittelfristigen Zeitraum verfolgt, wird feststellen: Es war, ist und bleibt das profitabelste Anlagevehikel. Natürlich, wer kurz vor einem Börsencrash eingestiegen ist, braucht Nerven und einen langen Atem, bis er seine Buchverluste wieder egalisiert hat und Profit macht. Und langer Atem kann mit dem schönen Satz des genialen Ökonomen Maynard Keynes kollidieren: on the long run we are all dead. Langfristig gesehen sind wir alle tot.

Kommen wir zum Teil, der ein Nein ist. Wenn eine Börse um zehn Prozent nachgibt, was schon ein ganz kräftiger Rumpler ist, dann sind das keine Buchverluste. Denn der Börsenkurs eines Wertpapiers ist ja keine fiktive Annahme, sondern entsteht durch Handel. Ein Buchverlust ist dieser Abschwung nur für die Besitzer von Wertpapieren, die die Nerven haben, sich nicht davon zu trennen. Und eben auf "the long run" setzen. Aber auch sie können sich in der unangenehmen Lage sehen, dass ihr Buchverlust zum realen wird. Wenn nämlich die hinter dem Aktienwert stehende Firma pleite macht. Dann ist es kein Buchverlust mehr, man kann sich die Aktie ins Klo nageln.

Aber wie steht es dann mit den Höhenflügen, mit den Börsenindizes, die von Rekord zu Rekord eilen, sich in den letzten Jahren bis zum Faktor zehn aufgepumpt haben? Da steckt doch viel heisse Luft drin, und wenn da eine Nadel zu nahe kommt, oder ein Virus, dann aber gute Nacht. Sagt der Laie und zeigt damit wieder einmal, dass er eben ein Laie ist.

Jetzt wird es ein Momentchen ein bisschen kompliziert. Aber lehrreich. Der wichtigste Messfühler an der Börse ist die Price Earning Ratio oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Wir erinnern uns, der Preis einer Aktie enthält immer eine zukünftige Gewinnerwartung. Dieses KGV kann man natürlich historisch untersuchen. Dabei kommt heraus, dass es im Schnitt bei 16 gelegen hat. Heutzutage im Schnitt bei 20 oder mehr. Aha, da sieht man’s, brandgefährlich, oder? Da muss man das Oder nehmen. Ein KGV von 20 bedeutet, dass ein börsenkotiertes Unternehmen im Schnitt 5 Prozent Gewinn macht.

Trotz Billigstgeld nicht senkrecht durch die Decke

Nun ist die Börse als Geldanlage nicht allein auf der Welt. Auf eine Obligation bekommt der Anleger, wenn er viel Schwein hat, vielleicht ein Prozent. Oder er legt sogar drauf. Aber nehmen wir mal 1 Prozent; das müsste ja bedeuten, dass die Aktienkurse um den Faktor 5 höher sein müssten. Oder anders gerechnet: Ebenfalls historisch gesehen lagen die Zinsen in einem Band von 5 bis 10 Prozent. Heutzutage zwischen 2 bis 0, bis sogar negativ. Hatten Aktien also ein KGV von historisch 16, müssten sie heute eines von 40 bis 80 haben.

Haben sie aber nicht, wendet da der Laie ein. Und damit hat er Recht. Denn die Börse ist eben doch nicht nur irrational, gierig und ängstlich. Dass trotz Billigstgeld die Börsenkurse nicht senkrecht durch die Decke gehen, beweist, dass die Marktteilnehmer sehr kritisch sind, was die Bewertung der Geldpolitik, die Handlungen der Politiker und die Zukunft betrifft. Man befürchtet ein mögliches Ende der Fete aus Gratisgeld, ein urplötzliches Ansteigen der Zinsen, was eine Rezession, allenfalls eine Krise verursachen würde und die Unternehmen leiden liesse.

Was lernen wir aus all dem? Wer das Armageddon herbeischwatzt, wer als Crash-Dummy vor dem nahen Untergang warnt, hat keine Ahnung. Aber meisten eine Absicht. Nämlich sein Rezept, wie man die Totalkrise überstehen kann, zu verkaufen. Wer meint, mit einem gelegentlichen Blick auf die Börsenkurse hätte er gute Chancen, sein Geld zu vermehren, sollte sich besser ein Lotterielos kaufen.

Ja was denn nun, mag nun der kleine Mann und auch die kleine Frau, da draussen im Lande und auch vor dem Computerbildschirm, sich fragen. Wohin das Geld geht, wenn es weggeht, das habe ich einigermassen kapiert. Aber wie schaffe ich es, meinen Spargroschen wenigstens zu schützen, den Wert zu erhalten?

Tja, lieber Leser, sagte ich schon, dass ich mich als Diagnostiker verstehe, nicht als Therapeut? Na, wie legt denn Zeyer seine Kohle an, mögen nun ein paar Schlaumeier fragen. Echt und ehrlich? Gut, also da hätte ich ein paar totsichere Tipps, die ich aber natürlich nicht umsonst weitergeben kann, versteht sich. Nein, im Ernst: Ich lege mein Geld überhaupt nicht an. Sondern lebe nach dem einfachen Prinzip des Kleinunternehmers: Was reinkommt, muss auch wieder raus. So einfach ist das. Und auch wieder so kompliziert.

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Leserpost

netiquette:

Norbert Sixtus Ankenbauer / 04.03.2020

Und wen wählt man nun bitte, um zu verhindern, dass dieser offenkundige Wahnsinn (“HFT ist für mehr als die Hälfte aller Börsengeschäfte weltweit gut. Und Schattenbanken bestreiten ungefähr die Hälfte des US-Hypothekarmarkts, zum Beispiel”), der die Realwirtschaft und reale Staaten und Menschen immer wieder in große Kalamitäten bringt und keiner demokratischen Kontrolle unterliegt, einfach weiterhin “legal” ist?

Frances Johnson / 04.03.2020

Ich verstehe die Börse auch nur bedingt, aber ich lasse sie mir gern erklären. M.E. ist sie wie der Kosmos, viele Punkte, an denen ein unsichtbares Netz zusammengeknüpft ist. Und sie verhält sich auch so. Der Kosmos, den wir gern stabiler hätten, zumindest innerhalb unseres Dorfes Milchstraße, ist erschütterbar durch Stürme und Meteoriten, die im Zweifelsfall eine ganze Gattung ausrotten können. Ob dies jetzt ein Sturm oder ein Meteoriteneinschlag ist, muss man abwarten. Jedenfalls kann die Börse nicht statisch sein, und man kann sie auch nicht für vier Wochen abschalten.

Sonja Dengler / 04.03.2020

Bis zum Schluss habe ich jedes Wort gelesen (spannend!!!) - und war am Ende erleichtert. Weil ich jetzt weiß, warum ich so glücklich bin: ich handele nicht mit Wertpapieren. Es lebe die Freiheit.

René Zeyer / 04.03.2020

Also, neben der üblichen Rechthaberei zwei Inputs, die eine Antwort verdienen. Richtig, Tesla ist mehr wert als die hochwohllöblichen deutschen Automarken. Und nochmal richtig, die börsenstärksten Buden der Welt, auch wieder alles Dotcom, haben teilweise auch noch nie einen Cent Gewinn gemacht, oder fangen erst gerade damit an. So what? Da wetten halt mutige Anleger darauf, dass Tesla, Facebook, Google, Amazon usw. in Zukunft gar nicht mehr wissen, wohin mit all dem Gewinn. Aber spekulativ Einfluss nehmen kann man normalerweise nur in einem engen Markt. Also wenn es zum Beispiel 1000 Aktien von einer Bude gibt und ich beginne, wie verrückt zu kaufen. Aber für grosse Dinger à la Soros oder Hunt, da braucht man viel, sehr viel Geld (und starke Nerven). Wer zahlt am Schluss? Richtig, es stimmt: Geld wird nicht ins Krematorium geschoben. Es kann zwar an Wert verlieren (Inflation und so), aber in Luft auflösen kann es sich nicht. Wenn also eine Bude an Wert verliert (schlecht gemanagt, Geschäftsmodell nicht mehr gefragt), dann drückt sich das normalerweise in einem fallenden Aktienkurs aus. Das Geld ist dann in dem Sinn weg, dass der für 4000 Euro gekaufte Gebrauchtwagen nur noch 2000 wert ist, sobald er vom Hof gefahren ist. Wer hat dann die 2000 gestohlen? Niemand. Es gibt halt auch Abnützung, Alterung, Verbrauch, glug, glug, Flasche leer. Ein Sonderfall sind die Notenbanken. Aber da wird’s dann echt kompliziert, FIAT-Geld, Umlaufgeschwindigkeiten, Geldmengen von M0 bis Mx, das wäre dann für Fortgeschrittene. Nur so viel: Eine Notenbank, die mit frisch hergestellten Geld Schuldpapiere in der eigenen Währung und auch vom Staat aufkauft, ist kriminell. Entweder wurde hier das Perpetuum mobile erfunden, oder der Trick mit linke Hosentasche, rechte Hosentasche, und alles im grünen Bereich, kann nicht ewig funktionieren. Die EZB tut’s, die SNB tut’s nicht. Die Notenbanken von Venezuela und Simbabwe tun’s auch. Unterschied? Eben, alles sehr kompliziert.

Walter Knoch / 04.03.2020

Wir haben uns vor langer, langer Zeit zwecks Altersversorgung mit der Aktie eines großen Chemieriesen eingedeckt. Ein gutes Kurs-Gewinn-Verhältnis, eine beständige Dividendenausschüttung. Wir haben uns damals vorgenommen und uns daran gehalten, keinen Blick auf die Kursentwicklung zu werfen und uns jedes Jahr im Februar bereits auf die Ausschüttung im April oder Mai zu schütten. Diese Ausschüttung, dividiert durch 12, macht eine wesentlichen Teil unseres monatlichen Einkommens aus. Wir sind gut mit dieser “Strategie” gefahren und denken im Augenblick, nach den Kurseinbrüchen, daran, unsere vermiete Eigentumswohnung, die nichts als Ärger bringt, zu verkaufen und den Erlös in eben diese Aktie zu investieren. Vielleicht auch in einen deutschen Softwarekonzern. Was ist schon Geld, heutzutage? Geld, das aus dem Nichts aufgebläht wird? Sachwerte haben immer noch Substanz und die Börse als Marktplatz ihren Zweck? Sollten BASF und SAP implodieren, dann, unsere Überzeugung, geht auch alles andere den Jordan hinab. (PS: Eine ordentliche Regulierung des Börsenhandels wird kommen, am St. Nimmerleinstag. Wahnsinn allerorten. Auch und ziemlich ganz vorne in der Politik, national, international. Wir werden das Schiff schon noch zum Sinken bringen!)

Ulla Schneider / 04.03.2020

Tja Herr Zeyer, in Hamburg stand seinerzeit auf ” Leerverkäufe” > Heringe die Todesstrafe. Wer kein Boot hatte ............So ändert sich das.

Frances Johnson / 04.03.2020

Es ist nicht nur der Computer. Mein Sohn hat mir kürzlich auf einem Blatt Papier erklärt, wie sich die Sache mit dem mortgages vor dem Crash von 2008 verhält. Links standen die ursprüngliche Bank und die Original-mortgages. Ganz rechts standen die Besitzer (viele) 2008 und Mischprodukte, manche mit AAA rating, manche Schrott, zugeschnitten auf die Käufer. Schrott kann 20% bringen, AAA ist für Marshmellow-Mentalitäten à la Warren Buffet und seine Kunden. Dazwischen standen Fanny Mae und Freddy Mac sowie Lehmans und Kollegen. Das war sehr interessant. Jeder profitierte davon, ein tolles Konstrukt. Es setzte nur eins voraus: Dass der Hausbesitzer, der die mortgage aufgenommen hatte, zahlt. In dem Moment, wo eine signifikante Menge an Arbeitnehmern ihren Arbeitsplatz verliert, fällt dieser Faktor aus. Und genau diese Gefahr sehe ich jetzt für Europa, wenn CoViD sich ausbreiten sollte. Und die Amerikaner sehen das anscheinend auch, denn sie senken vorsichtshalber den Leitzins. Bei uns gibt’s nix zum Senken mehr. Vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen. Das Schöne an achgut ist, dass man klüger werden kann.

E Ekat / 04.03.2020

Börsen-Kunde. Ich dachte, für derartige Belustigungen wäre die vorhandene Anzahl von Angeboten bereits ausreichend.  Aber vielleicht liest die EZB hier ja mit. Die müssen ja wissen, wieviel Papier sie bestellen sollen. Oder Herr Altmeier, der dann einen call auf Papier kauft.

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