Hier im Kommentarbereich schreibt ein Herr Fiedler, er sei an einem Pilotprojekt beteiligt, dass seinem Dorf im Fall eines Blackout einige Tage lang die Stromversorgung sicherstellen könne. Ja bitte wie soll denn das gehen? Genau das ist doch das Problem, dass man Strom nicht speichern kann. Handelt es sich bei dem Stromspeicher vlt um ein simples Notstromaggregat? Im übrigen hatten wir mal vor ca 25 Jahren im Haus einen kompletten Stromausfall, “nur” einige Stunden, dann funktionierte eine Phase d.h eine Herdplatte ging und in einem Raum war Strom, so dass wir mittels Verlängerungskabel den Kühlschrank wieder mit Strom versorgen konnten und Licht hatten. Seit dieser Zeit frage ich mich, was wohl geschieht, wenn der Strom flächendeckend ausfällt und frage mich, wie man so blauäugig sein kann und alle Grundlastkraftwerke abschalten wollen kann!
Herr Stadler, für Einrichtungen wie Krankenhäuser und Banken gibt es „Unit“ genannte Kombinationen aus E-Motor, Generator und Akkus. Die beiden ersten in der Kette, um 50-Hertz-Sinus-Strom zu erzeugen, denn der ist für sicherheitskritische Anwendungen unerlässlich und es gibt keinen sauberen Strom mehr aus dem Netz. Die Akkus - siehe oben.
Lieber Herr Ackermann, das Geschehen in Westfalen war nicht wesentlich durch alte Masten determiniert, sondern durch nichtlineare Schwingungen infolge Niederschlag, Wind und fallender Temperaturen. Die Eisansätze an den Kabeln wurden immer größer und damit auch die Amplituden der Schwingungen. In der Folge die Beanspruchung der Masten.
Der Eigenheimbesitzer sollte also 1 großes Benzinfass mit 150 Litern vorhalten für den Notstromer und mindestens 1000 Liter Heizöl oder Flüssig-Gas. Der Not-stromer von 2,2 KWh (absol. Minimum) verbraucht rd. 6-8 Liter / h. Bei nur ~8 h Laufzeit / d ist das Faß Benzin in ~3 Tagen leer. Muss man länger auskom-men, ist der Notstromer ständig neu zu starten. Ohne logistische Vorbereitung ist eine gekannte Lebensqualität schwerlich erreichbar. Wer noch Fahrzeuge bewegen muss, wäre noch mehr unter Druck, An diesem Beispiel sieht man, wie schon die Energie Sorgen macht. Für Städter in Etagenwohnungen ist diese Art der Krisenbewältigung nicht realistisch. Dazu kommt ein zumeist fehlender Wasser-und Lebensmittelvorrat, der bei Familien beträchtliche Umfänge annimmt. Hier wäre ein absol. Minimum von 5 Liter sauberem Wasser / Person / d nötig. Oder, eine Badewanne voll pro Woche. Für die Klospülung, Waschen, Duschen wäre das schon wieder zuwenig. Wann begänne der Sturm auf die Lebensmittelläden?
Ein lokal begrenzter Stromausfall von mehreren Tagen lässt sich durch massive Hilfe aus umliegenden Gegenden relativ gut auffangen. Ein echter Blackout, also der Ausfall des gesamten europäischen Stromnetzes, wäre innerhalb kürzester Zeit (max. 48-72 Std.) das Ende jeglicher staatlichen Ordnung. Innerhalb von 2 -8 Stunden könnte niemand mehr telefonieren, also auch keinen Notruf bei Polizei, Feuerwehr oder Rettung tätigen. Die Relaisstationen für den digitalen Behördenfunk haben, wenn überhaupt, nur wenige Stunden Pufferspeicher, d.h. auch Einsatzkräfte können nicht mehr disloziert werden bzw. untereinander kommunizieren. Treibstoff geht zur Neige, weil Tankstellen nicht mehr funktionieren. Der stromgebundene öffentliche Nah-und Fernverkehr bricht komplett zusammen. Leer gefahrene Autos und LKWs blockieren Strassen, die sowieso, insbesondere im urbanen Raum, durch viele Unfälle verstopft sind, da keine Ampeln mehr funktionieren. Es gibt kein Bargeld am Automaten und Kartenzahlung geht ohne Strom und entsprechend Internet auch nicht mehr. Computerkassen in den Supermärkten sind ausser Betrieb, ganz abgesehen davon, das weder Licht noch Kühlung an sind. Bei Gewalttaten, Dienstahl, Raub und Mord kann niemand mehr die Polizei zu Hilfe rufen. Die Wasserversorgung bricht ebenso wie die Abwasserentsorgung zusammen. Wer noch etwas hat wird es selbst verteidigen müssen. Wer nichts hat, wird innerhalb weniger Tage bereit sein ALLES zu tun, um für sich und seine Familien sorgen zu können. Die auf wenige Standorte konzentrierten staatlichen Notfallreserven können nicht im benötigten Umfang verteilt werden, da Verkehrswege blockiert sind und Treibstoff Mangelware ist. Abgesehen davon, was sollen die Bürger auch mit einem Sack Getreide anfangen, den sie aus Energie- und Wassermangel nicht mal zu Brei kochen können? Je länger der Stromausfall andauert, desto weniger Polizei wird sich auf den Strassen zeigen, denn wer Familie hat, wird diese nicht schutzlos zurück lassen.
Hallo Herr Haferburg, außer dem Kernkraftwerk Greifswald waren zur Jahreswende 1978/79 noch andere (Kohle-)Kraftwerke am Netz. In Thüringen kam es im Süden nicht zu kompletten Flächenabschaltungen wie im Rest der DDR. Bei uns im Ort gab es noch “helle Inseln”, die an das Stromnetz im damaligen Bezirk Suhl angeschlossen waren. Der Rest war dunkel bis auf den örtlichen Großbetrieb, der ein eigenes Kradtwerk besaß, das mit Briketts (nicht Rohbraunkohle!) betrieben wurde, Der Silvesterschneesturm war auch nur der berühmte Tropfen, der zum Überlaufen führte. Vorangegangen war bereits ein Kälteeinbruch Anfang Dezember, der dazu führte, dass die Bunkervorräte in den Großkraftwerken aufgebraucht waren und die ausbleibenden Kohletransporte aus den Tagebauen dann zu den Netzinstabilitäten und Abschaltungen führten. Die folgenden Maßnahmen waren dann aber wieder DDR-typisch: Die Ferienheime in unserer Region, die der Partei- und Staatsführung unterstanden, wurden mit Notstromaggregaten ausgerüstet, das oben beschriebene betriebliche Kraftwerk sollte auf Rohbraunkohle umgerüstet werden. Was damals aber nicht passierte war der Zusammenbruch der Infrastruktur. Das Telefonnnetz, da noch nicht digital, funktionierte weiterhin, Ein Großteil der Bevölkerung in unserer Region hatte noch Kohleheizung und einen erfahrungsbedingten Sinn für Vorratshaltung, in den Supermärkten funktionierte der Verkauf, zwar mit Einschränkungen, was das Licht betraf, und der Zugverkehr lief auch noch dank der Dieselloks.
Danke für diese Erinnerung. Wir waren auf der Insel Hiddensee im Eis eingeschlossen. Der Strom fiel aus, auf der gesamten Insel kein Licht. Zum Glück hatte das Haus einen Kamin, und es war (für einige Tage) Brennholz da. Und wir waren jung und gesund. Wir schliefen in Wattejacken, mit um den Kopf gebundenen Tüchern. In der “Kaufhalle” fielen die Kühltruhen aus, es gab Torten und Gänsebraten zum Schleuderpreis, aber kein Brot. Nach einer Woche wurden Lebensmittel und Kisten voller Wodka-Flaschen von Hubschraubern abgeworfen. Mehrere Häuser brannten ab, die Feuerwehr konnte nicht löschen, weil das Wasser in den Schläuchen gefror. Als Dröses Schweinestall abbrannte - der Besitzer war ungeübt wie wir alle im Umgang mit Kerzen und Windlichtern - mussten wir mit Eimerkette löschen wie auf Genrebildern im Mittelalter. Kein Telefon, keine Verbindung zur Außenwelt. Wir haben nie erfahren, was ringsum geschah, wie viele Menschen ums Leben gekommen sind.
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