Claude Cueni, Gastautor / 23.10.2022 / 16:00 / Foto: Pixabay / 21 / Seite ausdrucken

Blackout: Die Nacht der Verbrecher

Was passiert, wenn tatsächlich der Strom ausfällt? New York hat die Erfahrung gemacht – sie war nicht gut. Nicht einmal Superman konnte die Bürger vor Kriminellen schützen.

Man schrieb den 13. Juli 1977, als Regisseur Richard Donner (1930–2021) seiner Filmcrew das Zeichen gab: Action! Sie drehten in New York gerade den ersten Teil der Comicserie „Superman“. Doch um 21:34 Uhr Ortszeit sorgte nicht der Hauptdarsteller Christopher Reeve für Action, sondern zwei Blitzschläge, die einen Transformator der städtischen Elektrizitätsgesellschaft lahmlegten. Die Nebenrolle spielte eine lockere Schraube in einer Schaltstelle, die zu einem Kurzschluss geführt hatte.

New York ohne Strom, alle Straßen- und Schaufensterbeleuchtungen erloschen, U-Bahnen blieben stehen, Tausende blieben in Fahrstühlen stecken.

Während Celebritys wie Woody Allen und Al Pacino auf der Upper East Side „Open-Air-Blackout-Party“ feierten, brach in anderen Gegenden das Chaos aus. Menschen zertrümmerten Schaufenster und nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Verzweifelte Ladenbesitzer verteidigten mit Baseballschlägern und Schusswaffen ihre Existenzgrundlage. Vergebens. Gegen die marodierenden Horden, die reihenweise Häuser abfackelten, hatten sie keine Chance.

25-Stunden-Fest für Plünderer

Ganze Stadtviertel wurden zerstört, Plünderer überfielen Plünderer. Die 8.000 eingesetzten NYPD-Polizisten waren überfordert, etliche wurden schwer verletzt. „Das ist die Nacht der Tiere“, sagte ein Polizist. Als das Licht nach 25 Stunden wieder anging, rief der Bürgermeister: „Christmas is over.“

Auch wenn mein Heimatland, die Schweiz, nicht die USA ist und ein möglicherweise monatelanger Strommangel im Winter angekündigt würde: Die Haut der Zivilisation ist dünn. Informieren die Behörden im Voraus, in welchen Quartieren der Strom für einige Stunden abgestellt wird, sind auch Kriminelle informiert.

Im Juni hatte ein Mob von rund 2.500 jungen Nordafrikanern den italienischen Badeort Peschiera del Garda heimgesucht, Läden geplündert und Frauen sexuell bedrängt. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was bei einer längeren Stromunterbrechung in Europas No-go-Areas zwischen Birmingham, Berlin und Malmö geschieht.

Und in der Schweiz? Wird der Staat seine Bürger schützen können? Gemäß Justiz- und Polizeidepartement haben die Anträge für Waffenerwerbsscheine (verglichen mit dem Vorjahr) um 25 Prozent zugenommen.

 

Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK. Sein neuester Roman heißt „Dirty Talking“, davor erschienen bei Nagel & Kimche die Romane „Genesis – Pandemie aus dem Eis“ und „Hotel California“.

Foto: Pixabay

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Ludwig Luhmann / 23.10.2022

*****PC-Blackout: Die Nacht der Opfer der weißen Rassisten*****- “SPIEGEL - New Yorks dunkelste Nacht - (...) Vor allem in den Ghettos und “Barrios” der Minderheiten, wo die Arbeitslosigkeit oft 40 Prozent erreichte, kippte der Frust schnell in Gewalt. Zehntausende Latinos und Schwarze ließen ihrer Wut freien Lauf. 16 Viertel waren betroffen, darunter Harlem, Crown Heights, Bushwick und die South Bronx. Eine Orgie der Gewalt erfasste die Stadt. 1616 Geschäfte wurden geplündert. Die Feuerwehr musste 1037 Brände löschen, sechs Mal so viele wie sonst. 3776 Menschen landeten in den überfüllten, überhitzten Gefängnissen von Downtown. 463 Polizisten, 80 Feuerwehrleute und 204 Zivilisten wurden verletzt. Zwei Menschen starben im Feuer. “Es ist Weihnachten!”, brüllten die Plünderer. Sie rückten mit Schubkarren, Einkaufswagen und Kleinlastern an. Männer, Mütter, Teenager griffen sich alles, was nicht niet- und nagelfest war: Fernseher, Kühlschränke, Öfen, Lebensmittel, Windeln, Schmuck, Alkohol, Möbel, Medikamente. “Wir sind arm”, gab einer das Motto jener Nacht aus, “und dies ist unsere Art, reich zu werden.” Selbst Kinder wie der elfjährige Ernesto Quiñonez wurden vom Klaurausch und dem blühenden Schwarzmarkt der folgenden Tage mitgerissen. “Die Zeit während des Blackouts und seine Folgen”, schrieb Quiñonez jetzt in einem Essay für die “New York Times”, “war die unehrlichste meines Lebens”.(...)”—- Es werden überwiegend nicht deine weißen, christlich sozialisierten Nachbarn sein, die dich für’n Appel und’n Ei zusammenschlagen oder abstechen. Für diese Drecksarbeit haben wir jetzt goldene Fachkräfte.

Ben Goldstein / 23.10.2022

Noch interessanter wird es, wenn die Leute nicht vorher informiert sind, und nicht wissen, ob das Licht in ein paar Stunden wieder angeht oder erst in ein paar Wochen. Oder die Bürger bekommen zwar gesagt, dass es nur für wenige Stunden aus bleibt, aber sie glauben den Behörden nicht mehr und füllen alle gleichzeitig die Badewanne und kacken auf dem Balkon. Oder die Behörden sagen, dass es nur ein paar Stunden keinen Strom gibt, und alle essen kalte Ravioli statt das verrottende Gut im Kühlschrank. Jedenfalls findet das alles aber sowieso nicht statt, nicht auf ZEIT online, wo man zwischen Kochrezepten und Anweisungen, wen man alles doof finden soll, nichts findet, was die Unernsthaftigkeit verhageln könnte.

Nikolaus Szczepanski / 23.10.2022

Glückliche Schweiz: Da hat jeder unbescholtene (indigene) Bürger das Recht, Waffen mitsamt Munition zu erwerben. Wohne ich dort, so läge ein solches Gerät für den beschriebenen Verteidigungsfall bereit. Bereits heute (in Normalzeiten) ist die Einbruchsrate gegenüber anderen Ländern bemerkenswert geringer. Warum wohl?

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