Manfred Haferburg / 20.02.2019 / 08:53 / Foto: Medvedev / 82 / Seite ausdrucken

Blackout (1) – Eine Serie aus aktuellem Anlass

Die Gretaisierung der Gesellschaft schreitet mit Riesenschritten voran. Die Panik-Druckkammerlautsprecher haben ihr Ziel erreicht. Deutsch*innen fürchten sich vor strukturellem Sexismus, vor Genen, vor’m Bienensterben, vor’m Klima und Feinstaub, vor Putin und Trump. Keine Furcht haben sie vor SchweinshaxenMännergruppen und vor etwas, das mit Nix zu tun hat. Aber vor allem haben sie keine Angst vor einem Blackout. Kurz gesagt: Die deutsche Risikopyramide steht kopf, wie so vieles andere in diesem Land. 

Eigentlich hatte ich vorgesehen, dieses Thema nur in zwei Teilen zu behandeln. Aber wie das Leben so spielt, gibt es seit gestern, Dienstag, 14:00 Uhr, einen Miniminiblackout in einem Teil Berlins. Bei Bauarbeiten wurde versehentlich ein Hochspannungskabel in der Nähe der Salvador-Allende-Brücke angebohrt. Eigentlich braucht man ja für solche Arbeiten eine Genehmigung, die genau derartige Fehler vermeiden soll. Aber wir sind ja in Berlin – wo es arm, aber sexy zugeht.

Statt eines landesweiten Blackouts sprechen wir hier also über einen lokalen Stromausfall. Es sind 31.000 Haushalte und 2.000 Betriebe im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick betroffen. Und wie das so ist bei Stromausfall, dann funktioniert einiges an Infrastruktur nicht mehr. „Das ist in der Tat außergewöhnlich“, kommentierte der stellvertretende Berliner Landes-Branddirektor die Situation in der „Abendschau“ des rbb.

Welt-Online schreibt: „In mehreren tausend Haushalten war es nicht nur dunkel – sondern auch kalt: Wegen des Blackouts waren die beiden Blockheizkraftwerke in Köpenick und Friedrichshagen vom Netz: ‚Die Wiederversorgung der rund 5000 betroffenen Haushalte mit Wärme kann erst nach der Wiederversorgung mit Strom erfolgen‘, twitterte Vattenfall“. Ich zweifele stark an, dass die meisten individuellen Heizungen im betroffenen Gebiet funktionieren, haben doch die meisten eine stromabhängige Regelung und Umwälzpumpe.

Intensivstation evakuiert, Schulen geschlossen

Bild-Online berichtet: „Die Schulen und Kitas in den Ortsteilen Bohnsdorf, Grünau, Köpenick, Müggelheim und Schmöckwitz bleiben deshalb heute geschlossen, teilte das Bezirksamt Treptow-Köpenick mit. Weil im betroffenen Gebiet weder Handy noch Festnetz funktionierten, hat die Feuerwehr zwei mobile Anlaufstellen eingerichtet. Die Polizei schickte vier Fahrzeuge als stationäre „Wachen“ in den Bezirk. 

Sorge macht laut Feuerwehrsprecher Dominik Pretz allerdings die Lage in den Kliniken: Im DRK-Krankenhaus Köpenick lief die Notstromversorgung nicht richtig an, immer wieder ging das Licht aus. In der Nacht wurde die Intensivstation des Krankenhauses Köpenick evakuiert und mindestens 19 Patienten auf umliegende Krankenhäuser verteilt. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot aus Rettungswagen und Notärzten vor Ort.“ 

Eigentlich hat ja ein Krankenhaus eine automatische Diesel-Notstromversorgung für die überlebenswichtigen Verbraucher wie Operationssäle und Intensivstationen, die auch bei Stromausfall funktioniert. Aber wir sind ja in Berlin, da ist eben vieles anders als anderswo.

Im Stromausfallgebiet, an der Tegernseestraße in Berlin-Grünau, brach in der Nacht ein Feuer in einem Einfamilienhaus aus. Der Bewohner blieb glücklicherweise unverletzt. Die Feuerwehr ist mit 200 Mann im Einsatz, plus der freiwilligen Feuerwehren. Da im Stromausfallgebiet weder Mobilfunk noch Festnetz überall funktionieren, richtete die Feuerwehr zwei mobile Anlaufstellen ein. Die Polizei schickte vier Fahrzeuge auf Patrouille. Die Bürger sollen im Notfall „nach hellen Scheinwerfern Ausschau halten“.

Der Stromausfall hatte auch Auswirkungen auf das Verkehrsnetz. Die Verkehrsinformationszentrale Berlin teilte auf Twitter mit, dass zahlreiche Ampelanlagen außer Betrieb seien. Mehrere Straßenbahnlinien sind unterbrochen. Ich zweifele auch an, dass im Stromausfallgebiet heute alle Verkaufsgeschäfte wie gewohnt funktionieren. 

Dies ist – notabene – KEIN Blackout. Es ist lediglich ein zeitlich eng begrenzter lokaler Stromausfall, der sicherlich im Laufe des heutigen Tages behoben werden kann. Die Unterstützungs- und Sicherungskräfte können sich zum Glück auf das betroffene Gebiet konzentrieren. So lassen sich Sicherheit und Notversorgung der betroffenen Bevölkerung aufrechterhalten. 

Jetzt muss sich jeder Leser eigentlich nur noch fragen: Was passiert bei einem landesweiten Stromausfall von mehreren Tagen, einem richtigen Blackout? Leider steigt die Gefahr eines solchen Ereignisses rapide, weil die Stromversorgung immer instabiler wird. Selbst wenn die Sonne Tag und Nacht 360 Tage im Jahr schiene und der Wind 364 Tage durchwehte, brauchten wir den ganzen Zweitkraftwerkspark mit 100 Prozent Kapazität für die paar Stunden, in denen absolut kein Wind weht und keine Sonne scheint. Sonst bricht das Stromnetz zusammen – es gibt einen Blackout. Das ist der unheilbare Konstruktionsfehler der Energiewende. Die Gefahr eines Blackouts wächst und wächst mit jedem konventionellen Kraftwerk, dass in diesem Subventionsgestrüpp pleite geht.

Den zweiten Teil dieser Serie finden Sie hier:

Den dritten Teil dieser Serie finden Sie hier

 

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Leserpost

netiquette:

Andrea Nöth / 20.02.2019

@Uta Buhr. Liebe Frau Buhr, nicht ärgern lassen, der Herr @Helge-Rainer Decke ist vermutlich als Troll in diesem Forum unterwegs. GAAANICH um kümmern.

Fritz Hoffmann / 20.02.2019

Flächendeckender Blackout ist doch kein Problem. Kerzen für ein bisschen Licht, warm anziehen und eben ein paar Tage kalt essen. So stellen sich die Energiewender und Energiewandlerinnen das vor. Hmmm. Es gibt aber vor allem: kein Wasser. Daran denkt niemand.

michael weichenhan / 20.02.2019

Man sieht an dem Köpenicker “Zwischenfall”, dass Boris Palmer mit seiner Einschätzung über Berlin völlig falsch liegt! Es funktioniert alles wunderbar, denn natürlich handelt es sich nicht um eine Panne, sondern um eine minutiös geplante Übung: Das werden uns rbb und heute-journal sicher doch demnächst mitteilen. Außerdem wird in dieser Zeit enorm viel Strom gespart. Berlin ist mal wieder vorbildlich.

Uta Buhr / 20.02.2019

@Helge-Rainer Decke. Ich bin erleichtert, Herr Decke, endlich wieder von Ihnen zu hören nach einer so langen Funkstille. Mussten Sie erst einmal wieder richtig ein- und ausatmen - Vorsicht, das belastet das Klima - bevor Sie sich wieder in Ihrer bekannten besserwisserischen und gehässigen Oberlehrerweise meldeten? Schnattern ist übrigens Ihre Art zu kommentieren und nicht die von Manfred Haferburg, den wir hier als einen nüchternen Betrachter der inzwischen desaströsen Zustände in diesem Land kennen. Besonders im rot-rot-grünen Berlin. Sie werden sicherlich begeistert sein, wenn auch einmal Sie und Ihre Freunde ein Blackout in ihrem juste milieu trifft. Dann ist es auf einmal zappenduster in Ihrer Dahlemer Villa. Das wäre natürlich ganz etwas anderes, als wenn dieser Stromausfall “nur” die Bewohner eines Teils von Neukölln trifft. Ich frage mich immer, ob Ihnen noch zu helfen ist. Aber vielleicht gilt ja für Sie “Aegroto, dum anima est, spes est,”

Reinhold Schmidt / 20.02.2019

Könnte man nicht mal versehentlich das Hauptstromkabel zum Regierungsviertel anbohren? Oder zumindest dies, über welches die Parteizentrale der Grünen versorgt wird. Als Notstrom-Option könnte man denen ja dann schnell ein paar mobile Windräder vor die Tür stellen.

Emmanuel Precht / 20.02.2019

Sicherlich werden die Anhänger der “grünangelikalen Kirche” jetzt, da sich die Gefahr des Diesels alloffenbarte darauf abstellen, von Dieselnotstromversorgung auf elektrische Notstromgeneratoren umzustellen. So sind die Klerikalen, immer eine gute Idee in der Hinterhand. Wohlan…

Friedrich Neureich / 20.02.2019

Holt Dynamos und lasst alle Grünenwähler ordentlich strampeln: “Du willst es. Du kriegst es.”

Karl-Heinz Vonderstein / 20.02.2019

Deutschland energiewendet sich zurück ins vorindustrielle Zeitalter.

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