Ich erinnere mich an einen Eintrag bei Facebook. Da hatte einer kritischen Schreiberin jemand geantwortet, es würde sicher ihren Arbeitgeber (Name und Adresse und Abteilung der Firma wurden explizit genannt) interessieren, was seine Angestellte so von sich gibt. Eine unverhohlene Ankündigung einer Denunziation. Seitdem postete diese Schreiberin nur noch Katzenbilder. Ob sie ihre Stelle noch hat, weiß ich nicht. Vielleicht hatte sie ja mehr Glück als der hessische Filmbeauftragte, der dummerweise mit dem Leibhaftigen zu Mittag speiste.
Noch was fällt mir ein zu den Schwarzen Listen. In der Schweiz wurden im Zuge der “Fichenaffäre” ca. 1990 alle Linken, die erfasst wurden - also solche von der SP, die zu Honecker reisten oder Sowjetanhänger, PdA’ler (CH-Kommunisten, gibt es nicht mehr, haben sich in die Grüne Partei integriert) - gesellschalftlich rehabilitiert und die Leute, die sich in der Gefahrenabwehr betätigten demonisiert und verfolgt. Das mit den Fichen viele Mafiosi und andere Kriminelle auch gelöscht wurden verschlimmerte den Schaden nur noch. Wo ist die Schweiz heute, 30 Jahre nach der “Affäre”? Heute herrschen Zustände die in Frankreich vor 30 Jahren geherrscht haben und wir damals froh waren, dass wir davon verschont wurden. Natürlich ist die CH besser dran als D, F oder GB heute, aber nicht besser als die CH vor 30 Jahren, und darauf kommt es an.
Seit der “Kampf gegen Rechts” eine damals liberalkonservative AfD traf, die seitdem und heute noch einen Zweifrontenkrieg gegen rechte Unterwanderer und eine linke Brüllpresse führt, seit im Fall “Chemnitzer Hetzjagden” dt., rechte Verbrechen erfunden wurden, um ein “linkes” Flüchtlingsverbrechen aus der Wahrnehmung zu streichen, seit eine Ankündigung der AfD, sie werde gegen ihren rechten Rand vorgehen, ausreichte, um diejenigen, die nicht noch mehr AfD-Wähler wollen, zur Intensivierung des Gebrülls gegen eine jetzt ohne eigenes Zutun “rechtsextrem” genannte Partei anzureizen, seit der Rausschmiss der tatsächlich rechtsextremen Doris v. Sayn-Wittgenstein aus der AfD nicht zum Kommentar “Gut gemacht, weiter so!”, sondern zu einem SPIEGEL-Aufreißer “Radikale übernehmen die AfD” führte und vor allem, seit die Denunziation angeblicher Rechtsradikaler im Rahmen eines “Nazi-Notstandes” offen verlangt und belohnt wird, seitdem hat eine linke Inquisition in D angefangen. Der Vergleich dürfte stimmen und die nächsten Jahre in D werden eher mit der Mc-Carthy-Ära in den USA übereinstimmen als mit den noch viel schlimmeren Ären der Gestapo und der GPU. Aber das ist kein Trost für die Opfer.
In Hollywood und anderen Refugien der Kunst und sogenannter Kulturbetriebe sind verwirrte Köpfe mit überwiegend linkslastiger Prägung sehr häufig. Das war früher so und ist heute nicht anders. Früher wehrte man sich dagegen, wenn auch sehr überzogen, aus heutiger Sicht. Heute lässt man es weitgehend durchgehen und fördert es finanziell und medial massiv. Ich sehe hier keine Wiederholung der Geschichte. Ganz im Gegenteil. Fortsetzung dessen, was damals abgewehrt wurde, wenn auch ziemlich derb bzw. überzogen.
Wann wird man endlich die Inquisition in Ruhe lassen (siehe zu den gängigen Irrtümern und schwarzen Legenden: H. C. Zander, Kurzgefasste Verteidigung der Heiligen Inquisition) und den wesentlich schmerzhafteren wie passenderen Vergleich mit den Schauprozessen sozialistischer Provinienz (egal welchen Tons auf der Rotskala) ziehen? Dann würde vielleicht auffallen, daß politische Anti-Bewegungen sich am Ende so verhalten, wie die Gruppierungen, vor den sie angeblich bewahren wollen und sich damit selbst ad absurdum führen.
Bärbel Bohley: „Alle diese Untersuchungen“, sagte sie, „die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen.“ Als wir verblüfft schwiegen, fuhr sie fort: „Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“
Das bedeutet es, aus der Geschichte zu lernen! Auch sich der Opfer zu erinnern, denen man die Würde wiedergibt, indem man sie nicht vergisst! Gut gemacht, Herr Rothenberg! Ich habe heute dem Innenminister und seinen Mannen in der Pressekonferenz zur Bekämpfung von Rechtsextremismus gelauscht und fand sein nicht mehr zu zügelndes hintergründiges Lachen an einigen Stellen sehr befremdlich. Mehr noch lässt es Gedanken in sehr beunruhigende Richtungen schweifen und die Frage entstehen, ob ein solches Gebaren dem Ernst des Themas und der Würde und Verantwortung für dieses Land entsprechen! Ich fände es nicht lustig, wenn Amtsmacht für parteipolitische Zwecke genutzt und zur Abrechnung mit dem POLITISCHEN Gegner missbraucht würde! Bisher hatte ich zumindest bei Herrn Seehofer nicht den Eindruck und ich hoffe, dass auch in Zukunft in Deutschland die Grundlage des Handelns unser Grundgesetz bleibt. Deshalb ist (nicht nur) Achgut.com so bedeutsam. Information, Aufklärung, Kritik und Unterstützung für gesellschaftspolitisch relevante Themen sind überlebenswichtig für eine Demokratie! Und der Zusammenhalt gegen die Angst, seine Meinung weiterhin offen, höflich, aber bestimmt, ÖFFENTLICH sagen zu können. Es gibt ein Sprichwort: Einen Zweig bricht man, eine große Menge Zweige nicht! P.S. Ich habe Ihren Artikel geteilt, der muss unters Volk.
Die ” rechte Hand ” McCarthys war übrigens ein ehrgeiziger schwuler jüdischer Anwalt : Roy Cohn. Er war auch Anwalt einiger Mafiagrössen wie z.B. John Gotti, Carmine Galante und Berater von Nixon und Reagan und hat als Anwalt den Beginn der Karriere von Donald Trump, auch in Fernsehinterviews, begleitet. Folgen Sie den Spuren dieser Namen, dringen Sie tief in die Geschichte des schmutzigen republikanischen Amerika vor. ( Das schmutzige demokratische Amerika verfolgt man am besten via Joe Kennedy und seinen Verbindungen zu anderen Mafiafamilien ) . Ein exzellentes Portrait Roy Cohns hat übrigens Al Pacino in ” Angels in America ” geliefert, das übrigens auch eine Übersicht bietet über die ” Erneuerung Amerikas ” in der Reagan -Ära. Das überragende Drehbuch stammt von Tony Kushner. (Kushner hat, nebenbei gesagt, eine andere Arbeit für Spielbergs ” München “ hinterlassen, die ich hier dringend empfehlen möchte zur Ergänzung). Was will ich damit sagen? - Es kann nicht schaden, vordergründigen Analogien zu entgehen, indem man “etwas” tiefer in die Sache eindringt und die Dinge auseinanderhält, die nicht zusammengehören. Einen Verdacht auf McCarthyismus kann man nicht auf dieses Land übertragen, ohne vorher geklärt zu haben, aus welcher Klarsicht der USA sich diese Übertragung ableitet. Es ist falsch, die Machenschaften des ” deutschen Neo -McCarthyismus ” zu kategorisieren, ohne die Herkunft dieses Verfolgungswahns in den USA historisch exakt zu verorten , im Rückblick. Nur so kommt man zu einer Klärung dessen, was heute in den USA passiert und in Deutschland. Ich hoffe, es ist einigermaßen klar , was ich meine. Es läuft auf die Frage hinaus : warum ! werden die Kritiker des ” Totalitarismus “ westlicher Prägung zu dessen eifrigsten Befürwortern, in den USA und in Deutschland ? Warum diese Wende in den Verrat am eigenen demokratischen Erbe ? Das ist für mich die Schlüsselfrage.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.