Das Bundesamt für Verfassungsschutz startet In Hamburg seine Wanderausstellung “Die missbrauchte Religion. Islamisten in Deutschland”
Harburg, ein kleiner Hamburger Vorort südlich der Elbe, erlangte am 12.9.01 traurige Berühmtheit, als Bilder von der Verhaftung einer komplett verschleierten jungen Frau weltweit die Erkenntnis einläuteten, dass hier der schlimmste Terroranschlag unserer Zeit geplant wurde. Die Wanderausstellung des Verfassungsschutzes „Islamisten in Deutschland“ hätte kaum einen sinnigeren Standort finden können als das Helms-Museum in Hamburg-Harburg. Was mich aber in diesen Stadtteil getrieben hat, in dem ich nicht tot überm Zaun hängen möchte, ist vor allem der Titel der Ausstellung: Die missbrauchte Religion. Nichts auf der Welt scheint derartig anfällig für Missbrauch zu sein wie der Islam! Und was ist der Islam - im Gegensatz zum Islamismus?
Mit einer gezielten Mischung aus Information und Zurückhaltung derselben will das Bundesamt für Verfassungsschutz aufklären: Nicht von der Religion, sondern von ihrem Missbrauch durch Islamisten gehe die Gefahr aus ;99% der in Deutschland lebenden Muslime praktiziere ihren Glauben gemäß dem Grundgesetz. Der Rest sei der islamistischen Ecke zuzurechen, und nach Adam Riese wären das bei 3,2 Millionen immer noch satte 32.000 potentiell gefährliche Personen. Sehr beruhigend ist das nicht gerade, zumal in diesem Konzept Widersprüche auftauchen. So wirklich ungefährlich hört sich die Präsentation der friedlichen Religion nicht an:
„
- Unterdrückung der Frauen
‚- Unzucht’ und homosexuelle Kontakte als schwerste Verbrechen gegen die Umma
- Sittsame Kleidung und
- Verhaltensweisen der Frauen
- rechtliche Benachteiligung von Nichtmuslimen“ und „die Bestrafung von Glaubensabfall mit dem Tode“.
Auch gibt man sich große Mühe, den Islam in Gegenwart und Vergangenheit so unblutig wie möglich darzustellen; Bilder von Steinigungen, von abgehackten Händen und aufgehängten Schwulen würden da bloß stören. Deshalb bezeichnet man auch das Massaker Mohammeds am jüdischen Stamm der Banu Qurayza, der sich weigerte zum Islam überzutreten, nicht als das blutiges, barbarische Gemetzel, das es war, sondern als „heftige Auseinandersetzung“, auf deren Vorbild noch heute viele Islamisten ihren Antisemitismus stützen. Soviel zum ungefährlichen Teil.
Was den gefährlichen Teil angeht, fallen die Exponate schon etwas gründlicher aus, z.B. die sehr ausführliche Darstellung der verschiedenen islamistischen Organisationen bis hin zu den Promis der Szene wie Hamas und Hisbollah. Wenn auch mit erheblichen Mängeln, was die Präsentation angeht: In einer Videoinstallation laufen Propagandavideos gemischt mit Aufnahmen von trauernden Opfern von Terroranschlägen; unkommentiert, ohne Erläuterungen irgendwelcher Art. Wie viele der unbedarften Besucher wissen schon, dass solche Videos in manchen Ländern praktisch zum alltäglichen Unterhaltungsprogramm gehören, und dass man diese Sender problemlos auch in Deutschland empfangen kann? Oder dass der Tod des palästinensischen Knaben Mohamed al-Durah mitnichten von Juden verursacht wurde, wie Osama es da glaubhaft zu machen versucht? Dafür sind die beiden netten Herren vom Verfassungsschutz, die die Ausstellung betreuen, hilfsbereit und eloquent.
Von Schülern berichten sie, die bei den Videos schon mal launig mitrappen oder stolz erzählen, Osama bin Laden wäre ihr Onkel! So ungefähr. Auf meine Kritik, dass der Islam hier zu zahm dargestellt wird, antworten sie mir, dass die Vergangenheit der Christenheit ja auch alles andere als unblutig gewesen sei und dass es in den USA schließlich auch militante Christen gebe.
Die allerdings zurzeit nicht gerade dadurch auffallen, dass sie Verkehrsflugzeuge in Hochhäuser lenken oder sich in die Luft sprengen, um möglichst viele Juden mit in den Tod zu reißen, wende ich ein. Und da muss selbst der Verfassungsschutz mir Recht geben.
Die Ausstellung ist noch bis zum 17.6.2007 in Harburg zu sehen und wandert dann weiter durch die Republik. Eintritt und viel Infomaterial frei! Infos unter:
http://www.verfassungsschutz.de/de/ausstellungen/ausstellung_islamismus/termine_islam/