“Vielmehr glaube ich, dass man die stabilisierende Wirkung von Bitcoin auf die Geldmenge gern mitnimmt.” Wie das? Ein Krösus kauft Bitcoin, der Verkäufer erhält Fiatgeld. Was macht er damit? Bleibt er im Markt, lauert also auf eine Gelegenheit, zu günstigerem Kurs wieder Bitcoins zu kaufen? Dann hat wiederum ein anderer das Fiatgeld. Solange das Fiatgeld in diesem Markt bleibt, wird die Geldmenge sicherlich stabilisiert, als sie nicht inflationär bei Konsumgütern wirkt. Das ist aber auch im Aktienmarkt so. Das Fiatgeld wird für Aktien, Bitcoins etc ausgegeben, für assets also. Das treibt die Preise zur Freude der Wertpapier-Halter oder Bitcoin-Besitzer. Was sollen die Geldhalter denn anderes mit ihrem Geld machen? Es verkonsumieren? Das würde in der Tat die Preise treiben und eine Kosumgüterpreis-Inflation auslösen. Doch sie können gar nicht so viel fressen, wie sie besitzen. Sie üben mit ihren Anlagen also keinen Konsumverzicht, Mises-Freunde! Sondern sie trachten danach, ihren Reichtum zu verteidigen (Gunnar Heinsohn). Solange die Konsumgüterpreise nicht signifikant steigen, bleibt das Vertrauen der Geldhalter bzw. der Asset-Halter, die sich gegenseitig permanent abwechseln, in die Fiatwährung erhalten. Wenn die Konsumentenpreise steigen und in der Folge die Löhne (oder andersrum), erlischt das Vertrauen der Vermögenden in die Währung. Vorher nicht, da kann der Staat sich noch so verschulden. Solange die Vermögen ihren relativen Wert behalten oder sogar noch steigern, nämlich im Verhältnis zur Masse der relativen Habenichtse, wird keine Flucht aus der Währung stattfinden. Deshalb muß übrigens der Staat sich auch nicht an den angesparten Vermögen bereichern. Er kann Geld drucken, das ist viel einfacher. Das Ausgeben der besteuerten Geldvermögen oder des neu erschaffenen Geldes, beides wirkt gleich preistreibend. Die spannendste Frage ist, wann der Krug bricht.
Hab’s nicht kapiert; war gerade mit Ethno-Mathe beschäftigt…
Aus meiner Sicht ist der ganz große Schwachpunkt des Bitcoin gerade DASS er eine stabile Währung ist. Als einer von vielen Überläufen für schlecht gewordenes Fiat-Geld ist ok, wenn alle es korrekt habndhaben (abgesehen vom Strom- und Chipverbrauch). Aber eine dynamische Volkswirtschaft muss ja auch die Geldmenge anpassen können. Ein Beispiel, dass man gerne realistischer in die Welt übertragen kann: angenommen wir lebten in einer Gesellschaft, in der nur die Männer einer bezahlten Arbeit nachgehen - die Geldmenge entspricht diesem BIP. Würden jetzt, um den Punkt klar zu machen, von heute auf morgen die Frauen beschließen mitzuarbeiten, alle motoviert und ausgebildet, bereit für Firmengründungen, ginge das nicht, weil das Geld fehlen würde. In unserem Fiatsystem kann die Bank sagen, dass sie den Damen vertraut und das Geld für die Firmengründung erzeugen, was dann durch die Arbeit und Firma der Damen gedeckt ist. In einer Bitcoinwelt ist man in der Klemme wie China in der frühen Neuzeit, weil zu wenig Silber für die dynamische Wirtschaft da war. Noch drastischer vielleicht das Bild: wir kommen in einer Gruppe nackt auf einer Insel als Schiffbrüchige an und müssen neu starten: wir MÜSSEN in dieser Situation Geld erzeugen. Soll heißen: Geld hat in sich selber den Widerspruch, dass es einerseits nicht zu FIAT werden darf, weil es sonst seine Funktion verliert, andererseits immer auch einen FIAT-Anteil haben muss - angekoppelt an die reale Dynamik der Wirtschaft. Es bleibt ein ewiges Austarieren und Missbräuchen auf die Finger klopfen.
Warren Buffett says ’ Bitcoin is rat poison squared.’ I have no reason to doubt this.
Gute Währungen haben zwei Funktionen: Sie dienen zum Bezahlen und als Kapitalanlage. Die DM war eine gute Währung. Der Euro dient nur noch zur Bezahlung. Klopapier ist wertbeständiger als der dahinschmelzende Euro. Bitcoin dient weder zum Bezahlen noch als sichere Wertanlage. Ein Bitcoin ist so was wie die Blaue Mauritius. Er ist unheimlich viel wert, aber man weiß nicht warum und wie lange noch. Kluge Köpfe sagen, dass er so viel Wert ist, weil er nicht beliebig vermehrbar ist. Das leuchtet ein, aber warum kann ich dann eine Speichelprobe von mir nicht mit Gold aufwiegen? Die ist genetisch einmalig und auch nicht beliebig vermehrbar.
Mir geht es wie Ihnen @ R. Letsch. Kei Ahnung von Bitcoin. Da haben Sie mir weiter geholfen. Mein “Gefühl” es handelt sich wahrscheinlich um ein Ponzi-Schema, benannt nach dem amerikanischen Betrüger Charles Ponzi (1882 Parma - 1949 Rio), einem italienischer Immigranten in den USA und dort einer der größten Betrüger seiner Zeit und für viele eine Art Volksheld, ist allerdings nicht vom Tisch. Bei uns in D ist das Ponzi-Schema eher als Schneeballsystem bekannt. Pilotenspiel klingelt da was? Bernie Madoff? “Als Schneeballsystem oder Pyramidensystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die zum Funktionieren eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigen, analog einem den Hang hinab rollenden und dabei stetig anwachsenden Schneeball. Vermeintliche Gewinne beziehungsweise vielmehr Liquiditätsüberschüsse entstehen fast ausschließlich dadurch, dass neue Teilnehmer in dem System mitwirken, eigenes Kapital einbringen oder erwirtschaften.” (Quelle: Wiki. Die ganze Artikel zu Ponzi sind ziemlich gut.Sein Leben ein Roman.) “Charles Ponzis „Ruhm“ als Betrüger ist noch heute nicht verblasst – Kunden, die nach heutigem Geldwert (2006) 150 Millionen Dollar angelegt hatten, wurden um ihr Vermögen geprellt.” Die Bitcoinnummer wird das toppen. Ponzi starb übrigens als armer Mann: “Ponzi starb 1949 in der Armenabteilung eines Spitals in Rio de Janeiro nach einem Hirnschlag – er war fast blind und seine linke Körperhälfte war gelähmt. Die 75 Dollar aus der staatlichen Alterspension deckten gerade die Begräbniskosten.” PS.: Die Politik z.B. die Gelddruckerei der Bundesregierung ist selbstredend auch ein Ponzi-Schema. Ein den Hang herab rollender und dabei stetig anwachsender Schneeball. Das Bild mag ist. So treffender. Hoffentlich hat Sisyphos nicht seinen freien Tag, wenn das Teil in Schwung kommt.
Eine “Währung” die vor 18 Monaten rund 5.000 Dollar “wert” war, innerhalb weniger Tage auf fast 20.000 Dollar anstieg, innerhalb weniger Wochen wieder auf 5.000 Dollar abfiel und heute um die 50.000 Dollar kostet: Was soll ich davon halten? ++ Der Wert einer Währung bemißt sich u.A. nach der wirtschaftlichen Leistungskraft des Landes, das hinter der Währung steht. Was steht hinter Bitcoin oder den anderen Crypto"währungen”? ++ Nach meinem Verständnis ist das keine “Währung”. Es ist eine weitere Form der Wette. So wie mit Derivativen auf steigende oder fallende Kurse gewettet werden kann. Daran kann ich erstmal nichts Verwerfliches finden. Ob sich Crypto"währungen” aber als sichere Geldanlage eignen, also auch für den Fall, statt Gold oder Immobilien, daß das ganze Währungssystem zusammen brechen sollte, wage ich doch sehr zu bezweifeln.
Irgendwie erinnert mich das an die Jahre 1999/2000, als an den Börsen für “cash burn rates” von Mini-DOTcom-Unternehmen unglaubliche Preise gezahlt worden sind. Echte Wertschöpfung und Anlagevermögen zählte nichts mehr. Eine Regel gilt jedenfalls immer: das Geld ist nicht weg - es hat nur jemand anderes.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.