Mit Kupfer-(sulfat)-Beize färbte ich einmal Wolle mit Pflanzenfarben auf „ökologische“ Weise. Aus Bequemlichkeit kippte ich einen Teil der Beizlösung an den Rand des Rasens. Jahrelang wuchs dort kein Gras mehr.
Vielen Dank für die Information. Um mir ein besseres Bild zu machen wünschte ich mir jedoch eine noch erschöpferende Aufklärung, insbesondere zu Fragen in welchem Biolandbau Kupfersulfate eingesetzt werden dürfen und werden, auf wieviel Hektar ausgebracht wird im Vergleich zu biologisch bewirtschafteten Flächen gesamt, wie verbreitet ist der Einsatz`, dies insbesondere im Vergleich zu konventionell bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen, wie wäre der Ertrag bei einer Landwirtschaft ganz ohne Pestizide, wie häufig die Anwendung erfolgt im Jahr etc. Eigentlich gehe ich davon aus, dass in Deutschland solche Daten vorliegen müssten, oder?
Man wird den Eindruck nicht los, als handele es sich bei der Forderung eines wissenschaftlich unbegründeten nationalen Glyphosat-Verbots um ein ultimatives Zeichen der schwächelnden linksgrünen Fortschrittsfeinde. Wie wollen sie aber Mehrheiten für das die Versorgungssicherheit mit Agrarprodukten empfindlich schädigende Verbot im Parlament gewinnen, wenn gemäß internationaler wissenschaftlicher Studienlage die behaupteten Risiken überhaupt nicht bestehen? Soll Deutschland auch noch zum Vorreiter in Sachen Unwissenschaftlichkeit und Aberglaube werden?
Nicht aus dem Auge verlieren sollte man auch die Bedingungen, unter denen Kupfer jenseits und außerhalb des “Bionade-Biotops” gewonnen wird: Sowohl bei den Arbeitsbedingungen, als auch bei den ökölogischen Folgen. Vermutlich nur Kollateralschäden, die man gerne relativiert und verdrängt.
Hallo, für den Otto-Normalverbraucher ist es nicht einfach, für oder gegen das eine oder das andere sinnvoll zu votieren. Deshalb wäre es m.E. sinnvoll, die Vor- und Nachteile beider Sroffe oder auch weiterer, gegeneinander tabellarisch zu vergleichen, um sich dann für eine Varante objektiver entscheiden zu können. Mit Vermutungen, Annahmen oder un- oder nicht bewiesenen oder auch vereinzelte, beweisbaren Tatsachen ist eine sinnvolle Diskussion für vermutliche Interessen in politischer, wirtschaftlicher oder landwirtschaftlicher Sicht m.E. nicht sinnvoll. Es sollten oder dürfen auch keine Neidkomplexe gegen Industrien eine Rolle spielen, denn ohne deren Forschung und Entwicklung ist ein sinnvoller Fortschritt nicht denkbar. Es stehen zur Debatte: - Kupfersulfat - Glyphosat - Glufosinat - Neonikotinoide
” Wir wollen, daß ... jede Biene und jeder Schmetterling und jeder Vogel in diesem Land weiß: Wir werden uns weiter für sie einsetzen!” (Orginalton KGE). Liebe Bienchen und Schmetterlinge und Vögel in diesem unserem Lande, überlegt euch das. Wenn sich solche Freunde (Bio-, Öko-, Wind-,Gaga-) für euch einsetzen, dann braucht ihr keine natürlichen Feinde mehr.
Eine besonders schlimme Spezies von ökodynamisch-biologischen Kampfmitteln ist das für den Ökolandbau zugelassene Insektizid Spinosad, welches im Gegensatz zu Glyphosat wirklich bienenschädlich ist. Aber da es ja den göttlichen Segen der Öko-Religion hat, kann man über solche Kleinigkeiten hinwegsehen.
Sehr geehrter Herr Kulke, Sie legen genau den Finger in die Wunde. Wenn aus Ideologischen Gründen mit zweierlei Maß gemessen wird führt uns das in hohem Tempo zurück in die Zeit von Lyssenko und seine Mitstreiter. Jeder kann im Geschichtsbuch nachlesen was das für Folgen hatte. Ich möchte im folgenden mal am Beispiel Kupfer aufzeigen wie komplex der Sachverhalt eigentlich ist. Grundlage ist der Satz von Paracelsus: Ein jedes Ding ist Gift allein die Dosis machts. Kupfer ist ein wichtiges Spurenelement für die Pflanzenernährung. Kupfermangel führt zu erheblichen Mindererträgen und zu Pflanzenkrankheiten. Kupferüberversorgung kann zu Mangelerscheinungen von anderen wichtigen Nährstoffen führen und auch zu Minderertägen und Pflanzenkrankheiten . Mithilfe einer Pflanzenanalyse kann ich feststellen ob meine Pflanzen über- oder unterversorgt sind. Liegt eine Unterversorgung vor wird in kleinen Schritten aufgedüngt bis die Unterversorgung behoben ist. Es kommt also auf die richtige Dosis an. Kupfer hat im Ökolandbau aber eine andere wichtige Funktion. Es ist zur Zeit das einzigste zugelassene Mittel für eine zwar nur kurz wirkende Bekämpfung von Pilzkrankheiten in den Kulturpflanzen. Diese Anwendung hat mangels Alternative Priorität. Das führt dazu das die anderen Aspekte wie Pflanzenernährung und auch die Auswirkungen auf den Landwirt bei der Ausbringung dieser Mittel und auch die Auswirkungen auf Boden und Bodenorganismen eine untergeordnete Rolle spielen. Nicht bekämpfte Pilzkrankheiten können bis zum Totalausfall der Ernte führen. Noch ein paar Sätze zu Glyphosat: Das Wesen der Landwirtschaft war es schon immer und wird es immer sein die Biodiversität zu reduzieren. Dort wo ich Nutzpflanzen anbaue muss ich als Landwirt die Konkurrenzpflanzen ausschalten um der Nutzpflanze optimale Bedingungen zu schaffen. Je besser ich das mache umso weniger Fläche brauche ich um einen Menschen zu ernähren. Dazu stehen mir als Landwirt verschiedene Werkzeuge zur Verfügung: Fruchtfolge; Bodenbearbeitung; Düngung; Pflanzenschutz und viele mehr. Für die Anwendung dieser Werkzeuge gibt es grundsätzliche Richtlinien: Bei Bodenbearbeitung ist es z.B die “gute fachliche Praxis”. Bei der Düngung ist es die Düngeverordnung und im Pflanzenschutz sind es die Anwendungsbestimmungen. In den Anwendungsbestimmungen ist genau beschrieben in welcher Kultur ich welches Mittel zu welchem Zeitpunk in welcher Aufwandmenge anwenden darf und welchen Abstand ich zu Saumbiotopen, Bächen und Flüssen und anderen Kultur und Nutzflächen halten muss. Nichtbeachtung werden mit zum Teil erheblichen Bußgeldern geahndet. Das sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Innerhalb dieser gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt es für den Landwirt einen Ermessensspielraum den er anhand seiner Kompetenz und Standortbedingungen nutzen kann. Und genau da kommt der Systemgedanke ins Spiel. Ziel muss es sein, ein Standortangepasstes Ackerbausystem zu etablieren das eine höchstmögliche Wirkung ( geringstmögliche Fläche die ich brauche um einen Menschen zu ernähren) mit den geringstmöglichen Nebenwirkungen auf Mensch, Tier Boden und Umwelt. Das klingt auf den ersten Blick abstrakt. Es geht darum im System jedes Werkzeug auf seine Wirkung und Nebenwirkung zu untersuchen, zu bewerten und anzuwenden oder auch nicht anzuwenden. Ich bin der Meinung dass uns nur diese Diskussion in der Landwirtschaft weiter bringt. Dabei ist die Polarisierung zwischen Öko und konventionell absolut destruktiv. In beiden Arten gibt es gute und schlechte Werkzeuge . Ich möchte das ganze nochmal verständlicher machen am Beispiel des Entscheidungsprozesses in unserem Betrieb. Wir bewirtschaften unseren Betrieb seit fast 14 Jahren im Direktsaatsystem. Das heißt wir verzichten auf jegliche Bodenbearbeitung. Entscheidender Faktor für die Umstellung war die erosionsanfälligkeit unserer Böden in Vorerzgebirgslage. Bodenerosion ist neben der Bodenversiegelung das schlimmste was man einem Boden antun kann. Der Boden geht bei Wassererosion bildlich gesehen den Bach runter. Neben dem Bodenverlust auf dem Feld habe ich noch die Schäden in den Gewässern, an Infrastruktur und evt. Gebäuden. Wie entsteht Bodenerosion? Jeder der einen Garten hat kann das mit einem kleinen Versuch nachvollziehen: Man grabe auf einer Wiese ein kleines Stück (Ca 30X30cm) um und schaffe ein feines Saatbett. Das macht auf kleiner Fläche das was eine Bodenbearbeitung macht. Die Wiese hat eine vergleichbare Struktur wie ein langjährig in Direktsaat bewirtschaftetet Boden. Wenn ich aus einer Höhe von 2-3 Metern mit einer Gieskanne Wasser auf die bearbeitete Fläche und den angrenzenden Rasen gieße kann ich feststellen, das der Boden der bearbeitet wurde anfängt zu verschlämmen und das Wasser nicht mehr aufzunehmen. Es kommt zum oberflächigen Abfluss von Wasser das auf dem Feld mit Hanglagen zu erheblichem Bodenabtrag führt. Die Wiesenfläche verdaut das Wasser wesentlich besser und zeigt keine Verschlämmung. Erosionsschutz ist damit zugleich vorbeugender Hochwasserschutz. Der Boden nimmt mehr Wasser auf und gibt es langsamer an Bäche und Flüsse wieder ab. Was hat das ganze mit Glyphosat zu tun? Wenn ich einen höchstmöglichen Erosionschutz haben will hat das Werkzeug Bodenbearbeitung vor der Aussaat der Folgekultur zum töten von Unkräutern ( Reduzierung der Biodiversität! Siehe oben! ) erhebliche Nachteile. Wenn ich Bodenstruktur, Bodenbedeckung und auch Wurzelstruktur im Boden erhalten will brauche ich eine chemische Bekämpfung der Unkrautpflanzen. Da kommt das Glyphosat ins Spiel. Unter diesen Umständen zur Unkrautbekämpfung auf der Stoppel vor der Aussaat der Folgekultur ist Glyphosatt verantwortungsvoll eingesetzt unter den beschriebenen Umständen die beste Alternative. Das ganze hat auch bodenbiologische Vorteile: Die Erntereste der Vorfrucht wie auch die abgestorbenen Reste der Unkräuter stehen den Regenwürmern und nachfolgend der gesamten nachfolgenden Bodenbiologie (Soil Food Web) vollumfänglich als Nahrungsgrundlage zur Verfügung. Die Natur macht es uns vor! Die gesamte Biomasse die die Natur produziert bleibt euf der Bodenoberfläche liegen und wird von der Bodenbiologie umgesetzt und in den Boden eingearbeitet. Dafür Schafft mir die Biologie eine zunehmend bessere Bodenstruktur, Erosionsstabilität und Regeneration . Unser Erntegut wird regelmässig auf Glyphosatrückstände untersucht. Es konnten noch nie Rückstände von Glyphosat und dessen Abbauprodukt AMPA nachgewiesen werden! Ich möchte an diesem Beispiel nur zeigen, wie vielschichtig so ein Entscheidungsprozess ist und dabei habe ich nur ganz wenige Punkte herausgenommen. Weiterkommen werden wir nur durch praxisorientierte Forschung und Lehre. Indem wir immer mehr Wissen schaffen über das was wir tun und was wir damit bewirken können wir Lösungen erarbeiten die die Landwirtschaft umweltverträglicher machen. Zum Schluss noch ein paar persönliche Worte: Wir sind 2006 für unser praktiziertes ” Standortangepasstes Direktsaatsystem” mit dem sächsischen Umweltpreis ausgezeichnet worden. Ich sehe es als unsere Aufgabe an dieses Weltweit genutzte und von der FAO empfohlene System weiterzuentwickeln und noch umweltverträglicher zu machen. Die momentane “Diskussion” empfinde ich als Fußtritt in das Gesicht der Landwirtschaft, der landwirtschaftlichen Forschung und der auf die Landwirtschaft bezogenen Risikobewertung. Die Errungenschaften der Wissenschaftler, Risikobewerter und Landwirte auf dem Altar des Populismus zu opfern ist einer aufgeklärten Gesellschaft nicht würdig. Zielführend ist nur eine sachkundige, ideologiefreie Diskussion der ich mich dann auch gerne stelle. Thomas Sander Landwirt
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