Bietet der Waffenstillstand eine Chance, den Iran zu stoppen?

Von Gregg Roman.

Die Verweigerung einer Atombombe für den Iran und die Befreiung der Region aus dem Griff Teherans könnten die negativen Folgen des Waffenstillstand-Abkommens abmildern.

Israels Waffenstillstand mit der Hamas ist ein schlechtes Geschäft. Jerusalem hat einem ungleichen Austausch zugestimmt, bei dem tausende von verurteilten Terroristen im Gegenzug für weniger als hundert Geiseln freigelassen werden. Einige der freigelassenen Gefangenen werden zur Gewalt zurückkehren. Doch ein Silberstreif am Horizont könnte die unmittelbaren Gefahren überwiegen. Wenn sich die neue Trump-Regierung weiterhin dafür einsetzt, die nuklearen Ambitionen des Irans zu stoppen, mag der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu zu dem Schluss gekommen sein, dass ein Eingehen auf die Wünsche des Trump-Teams in der Gaza-Frage den Fokus von Gaza auf Teheran verlagern könnte.

Mit dem Rückzug seiner Proxies ist Teheran isoliert und sein Weg zum Mittelmeer blockiert. Israelische Strategen argumentieren, dass eine Lösung mit der Hamas, selbst wenn sie ungünstig ausfällt, es Jerusalem ermögliche, militärische Ressourcen auf die Bekämpfung des iranischen Atomprogramms umzulenken. Militärplaner verweisen auf geheime Anreicherungsanlagen wie Fordow, für deren Zerstörung Spezialmunition erforderlich ist. Nur die Vereinigten Staaten können diese Munition bereitstellen. Netanjahu hat sein Vertrauen in das neue Team des Weißen Hauses gesetzt, das wiederholt erklärt hat, dass es einen atomar bewaffneten Iran nicht tolerieren würde.

Der designierte Außenminister Marco Rubio hat Israels Sicherheitsbedürfnisse verteidigt und den Iran als den weltweit führenden staatlichen Sponsor des Terrors bezeichnet. Pete Hegseth, der im Falle seiner Bestätigung das Verteidigungsministerium leiten wird, sagte, dass Israel Unterstützung erhalten sollte, um feindliche Kräfte zu vernichten und besteht darauf, dass die Hamas, die Hisbollah und andere iranische Proxies keinen rechtmäßigen Platz in irgendeiner Regierung haben. Der künftige Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz hat argumentiert, dass die Vereinigten Staaten die durch die Schwächung der Hisbollah und Syriens gekennzeichnete Situation nutzen müssen.

Netanjahus Kritiker sehen den Geiselaustausch als Kapitulation. Viele Israelis erinnern sich an frühere Abkommen, bei denen freigelassene Terroristen neue Anschläge verübten. Die Befürworter der Waffenruhe räumen diese Risiken ein, behaupten aber, dass die Beendigung des Krieges Israel davor bewahrt, in einen Mehrfrontenkonflikt verwickelt zu werden. Sie argumentieren, dass die Infrastruktur der Hamas zerstört ist und diese Pause nicht nur die Geiseln befreit, sondern es Jerusalem auch ermöglicht, sich seiner strategischen Priorität zu widmen: der Verhinderung eines nuklear bewaffneten Iran.

Unterstützung für Angriff auf unterirdische iranische Anlagen

Teheran bestreitet zwar, dass es die Absicht hat, Sprengköpfe zu bauen, reichert aber Uran in einem Umfang und in einer Menge an, die abgesehen vom Waffenbau nur wenigen anderen Zwecken dienen können. Die Internationale Atomenergiebehörde berichtet, dass der Iran über genügend Material für den Bau mehrerer Bomben verfügt. Die Beauftragten der Trump-Administration sprechen offen davon, das iranische Programm zu stoppen, sei es auf diplomatischem Wege oder, falls erforderlich, mit Gewalt. Sie behaupten auch, dass ein geschwächtes iranisches Regime stürzen kann, wenn es unter erheblichen wirtschaftlichen und politischen Druck gerät.

Die möglichen Auswirkungen einer raschen Freilassung der Geiseln könnten für Israel schmerzhaft sein. Netanjahu ist jedoch der Ansicht, dass jeglicher Schaden an Bedeutung verlieren würde, wenn dem iranischen Regime eine Atombombe verwehrt und die Region aus dem Griff Teherans befreit wird. Wenn die Vereinigten Staaten Technologie, Geheimdienstinformationen und diplomatische Unterstützung für einen Angriff auf unterirdische iranische Anlagen zur Verfügung stellen, könnte es den Preis des Einlenkens gegenüber dem Drängen des designierten Präsidenten Donald Trump auf einen Waffenstillstand wert sein.

Der Zusammenbruch des Regimes des ehemaligen syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in Damaskus hat gezeigt, wie schnell ein seit langem bestehender autoritärer Staat implodieren kann, wenn er ausländische Sponsoren und inländische Legitimität verliert. Das Gleiche könnte auch für den Iran gelten.

Ein offener Konflikt mit dem Iran könnte zahlreiche Akteure auf den Plan rufen und Vergeltungsschläge auf amerikanische oder israelische Ziele nach sich ziehen. Wenn Washington und Jerusalem jedoch nicht handeln, könnte Teheran bald die nukleare Schwelle überschreiten und seinen Einfluss in der Region wieder geltend machen. Die israelische Regierung ist der Ansicht, dass die Beseitigung der Ablenkungen im Gazastreifen notwendig sein könnte, um die gefährlichere Bedrohung, die im Osten lauert, zu bekämpfen.

Wenn es gelingt, Teherans Nuklearbestrebungen zu stoppen und seine Machthaber abzusetzen, könnte der Gefangenenaustausch mit der Hamas als kurzfristiges Opfer in Erinnerung bleiben, das die Tür zu einem dauerhaften regionalen Wandel geöffnet hat.

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Middle East Forum.

 

Gregg Roman fungiert als Chief Operations Officer für das „Middle East Forum“, wo dieser Beitrag zuerst erschien. Er ist für das Tagesgeschäft, die Kommunikation und die Entwicklung der finanziellen Ressourcen zuständig. Im Jahr 2014 wurde er von der Jewish Telegraphic Agency zu einem der zehn inspirierendsten jüdischen Führungskräfte weltweit ernannt. Zuvor war er politischer Berater des stellvertretenden Außenministers von Israel und arbeitete für das israelische Verteidigungsministerium.

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Wilhelm Keyser / 18.01.2025

@Dr.Schneider: Welche Postille haben denn Sie kürzlich verinnerlicht?? - 1. Mit der “Staatsräson” ist nicht mehr viel los. 2. Unabdingbares Ziel der Mullahs ist die Auslöschung Israels. 3. Israel droht niemandem der ihm nicht seinerseits nach der Existenz trachtet mit Auslöschung o.ä. und genau genommen noch nicht einmal dem Iran. - Ich denke, Sie sollten mal in den Keller zum Schämen.

Burkhart Berthold / 18.01.2025

Es ist erstaunlich, dass selbst nach 50 Jahren Terror der radikalen Araber und Iraner hierzulande auch unter den Rechten noch Terrorversteher herumlaufen. Dass Linke diese Verbrecher irgendwie nett finden, überrascht nicht besonders, aber selbst Leute auf unserer Seite? Von München bis zum Bataclan haben diese Terroristen auch uns angegriffen, und gern mag man ihre Spur bis Magdeburg ziehen: Israels Feinde sind auch die unseren. Heute hoffen wir also, dass nun der kleine Kfir frei kommt und möglichst alle anderen Geiseln auch. Aber der Kampf gegen den Terror muss weitergehen.

Hans-Joachim Gille / 18.01.2025

@Karl Emagne & Daniel Oehler ... Die jüngere Herrscher-Generation in Saudi-Arabien scheint in den letzten Jahren ein politisches Umdenken vorgenommen zu haben. Damit meine ich weniger, daß Frauen jetzt alleine Auto fahren & kicken dürfen, sondern den politischen Rückzug aus Syrien, Beilegung des offiziellen Konflikts mit dem Iran, man kloppt sich mit den Mullahs weiter im Jemen. Mein Eindruck ist, daß Saudi-Arabien nicht an Konflikten mit Israel interessiert ist. Weder habe ich davon gelesen, daß die Saudis Terroristen finanzieren, noch daß der Mossad Politiker oder Wissenschaftler der Saudis hops genommen hat. Riad hat einen eigenen Journalisten zerstückeln lassen, aber das ist deren Angelegenheit. Die Jüdische Gemeinde im Iran hat sich in den ca. letzten 2 Jahrzehnten von 40k auf 5k reduziert, spielen also gesellschaftlich keine Rolle mehr, wenn das überhaupt je von Belang war. Trotzdem bleibt es interessant, daß die Saudis sich politisch von den USA abwendeten. Man ist wohl der Meinung, das Engagement der USA in der Ukraine ist so teuer, daß es die Amis von weiteren Konflikten abhält, wie jetzt auch in Gaza. Man wurde, im Gegensatz zu uns, die Präsenz von 10k Besatzungs-GIs los, wandte sich den BRICS-Staaten zu. Das mag auch damit zu tun haben, daß die völlig verblödete woke Biden-Admin die Russischen Assets bei Euroclear in Brüssel eingefroren haben. Damit schafft man sich keine Freunde auf dem Globus.

Klaus Keller / 18.01.2025

Kürzlich gab es ein russisch iranisches Treffen bei dem Verträge unterzeichnet wurden. Ob es dabei auch um Atomwaffen ging kann ich nicht sagen. Ich gehe davon aus das es in Moskau und Teheran entschieden wird ob man das NATO-Modell der nuklearen Teilhabe übernimmt. Bekanntlich hält die deutsche Bundesregierung Kernkraftwerke für gefährlich und glaubt tatsächlich das Atomwaffen für mehr Sicherheit bringen. Wenn letzteres stimmt, müsste dies auch für den Iran gelten. Das derzeitige Verhältnis von Russland und Iran einerseits und den USA andererseits, lässt darauf schließen das man die USA nicht fragen wird. Das Problem aus Sicht des Iran ist ggf. eher das die Saudis dann auch welche haben wollen usw.  Ein saudisch iranisches Treffen der Verteidigungsminister gab es zuletzt 2024 wenn ich mich nicht irre. Hoffen wir das Beste. In dem Fall vielleicht russische Atomwaffen im Iran und amerikanische Atomwaffen in Deutschland die nie eingesetzt werden. Oder wir machen einen Deal: Keine US-Atomwaffen in Deutschland und keine russischen im Iran.

Robert Schleif / 18.01.2025

Ja, nach Syrien ist nun der Iran fällig. Dann ist die Welt (von vor 1979) für die USA und die Ölscheichs wieder in Ordnung und Netanjahus großer Traum geht in Erfüllung. Ja, sie müssen sich beeilen, bevor die Bombe fertig ist. Ein nuklear bewaffneter Iran wäre riskant direkt anzugreifen. Eine Gefahr für Israel - wie vorgegeben - wäre er nicht. Israel verfügt seit Jahrzehnten über die Zweitschlag-Kapazität.

Hans-Joachim Gille / 18.01.2025

Die Gier der Briten & Amerikaner hatte 1953 dazu geführt, den Israelfreundlichen Iran erst in die Schah-Diktatur zu wandeln, welche die Iraner, auch aus obigen Gründen, zur Islamischen Revolution bewegte. 1941 waren Briten & Sowjets noch in der Lage, in Persien einzumarschieren. Heutzutage quasi undenkbar. Der Iran ist fast 3x so groß, wie die Ukraine. Und der Westen hat Rußland (& China) in die Situation gedrängt, sich mit dem Iran zu verbünden. Man kann jetzt nicht unbedingt zu der Schlußfolgerung kommen, daß US Amerikanische Außenpolitik als erfolgreich bezeichnet werden kann. Daß der Schiitische Halbmond zerschlagen wurde, ist nur ein kleiner Erfolg, weil in Damaskus nun radikale Sunniten vom bankrotten Hilfs-Sultan in Ankara sitzen. Der Schiitische Halbmond ist vor allem ideologischer Natur, denn ökonomisch hatte er die Region nie weiter gebracht. Im Iran wäre übrigens auch genügend Platz, damit die sogenannten Palästinos ein adäquates Zuhause fänden.

Karl Emagne / 18.01.2025

Letztens fragte ich einen jungen Israeli, ob er glaube, sein Land könne angesichts des erschreckenden Hasses vieler islamischer Länder dauerhaft bestehen. Auf Länder wie Algerien oder Marokko komme es nicht an, weil sie nichts mit Israel zu tun hätten und zu weit weg seien, sagte er. Im Übrigen sei Israel stark und habe die Unterstützung der USA. An all dem ist zwar was dran, aber der Stellenwert guter Beziehungen mit der Nachbarschaft wird dabei vernachlässigt. Klar kann man mit Glück den Kopf der iranischen Führung abschlagen und man mag auf weitere Jahrzehnte der Vorherrschaft der USA hoffen. Aber die grundsätzliche Ablehnung durch islamische Länder wird das nicht beseitigen können. Nach meiner Einschätzung warten selbst diejenigen von ihnen, die mit Israel Frieden geschlossen haben, nur auf einen Moment der Schwäche.

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